TATORT: PECHMARIE (ARD, SONNTAG, 20.15) Ein Beispiel aus dem Süßwarensortiment, wo gegen eine Verpackungsdesign-Modifizerung massiv protestiert wird, ist die gute alte Kinderschokolade. Das über Dekaden bewährte Kinderschokoladengesicht (Günter Euringer) wurde ersetzt durch ein - laut Ferreros Marketingabteiilung - zeitgemäßeres Antlitz, das von den traditionalistischen Protestlern kurzerhand als "Kevin" tituliert wurde. Unter dem Motto "neues Grinsgesicht - ess ich nicht!" wurden auf der Webseite "weg-mit-kevin.de" über 25.000 Unterschriften gesammelt und über alternative Produkte diskutiert
Auch bei anderen Modernisierungen schwant mir Böses, wenn sie den Alltag so betreffen, wie etwa das wöchentliche Ritual des Sonntagabend-Tatort-Schauens. Ein neuer Regisseur sollte am Sonntag frischen Wind in den Krimiklassiker bringen. Das ist Fillipos Tsitos im vergangenen Jahr bei seinem "Tatort - Ein Glücksgefühl" gründlich misslungen, als er den ärmsten Hamburger Kommissar Robert Atzorn von einem Tatort zum anderen in Enterprise-Manier beamte. Der erste Tatort von Hendrik Handloegten ist dagegen durchaus gelungen. Der Regisseur (Grimme-Preisträger 2001 für "Paul is Dead") hat zuletzt mit der Verfilmung des 80er-Jahre-Zeitgeist-Romans "Liegen Lernen" von Frank Goosen für Aufmerksamkeit gesorgt. Und mit seinen beiden Kölner Tatort-Kommissaren Schenk und Ballauf ging Handloegten auch sehr behutsam um. Zwar war nicht ganz offen sichtlich, warum Schenk nicht zum Arzt geht, wenn ihn eine Krankheit quält, die Scharlach sein könnte. Aber ansonsten waren in diesem raffiniert inszenierten Krimi kaum Ungereimtheiten. Die Geschichte vermochte zu fesseln. Und die Rolle des Kölner Pathologen Dr. Roth, der im wahren Leben Knast-Doktor ist, weiter auszubauen, erwies sich ebenfalls als gute Idee. Dazu kam mit Nicolette Krebitz eine tolle Hauptdarstellerin. Dieser Tatort war gute TV-Unterhaltung und eine gelungene Modifikation eine lieb gewonnenen Produktes.
Kai Rehländer
Auch bei anderen Modernisierungen schwant mir Böses, wenn sie den Alltag so betreffen, wie etwa das wöchentliche Ritual des Sonntagabend-Tatort-Schauens. Ein neuer Regisseur sollte am Sonntag frischen Wind in den Krimiklassiker bringen. Das ist Fillipos Tsitos im vergangenen Jahr bei seinem "Tatort - Ein Glücksgefühl" gründlich misslungen, als er den ärmsten Hamburger Kommissar Robert Atzorn von einem Tatort zum anderen in Enterprise-Manier beamte. Der erste Tatort von Hendrik Handloegten ist dagegen durchaus gelungen. Der Regisseur (Grimme-Preisträger 2001 für "Paul is Dead") hat zuletzt mit der Verfilmung des 80er-Jahre-Zeitgeist-Romans "Liegen Lernen" von Frank Goosen für Aufmerksamkeit gesorgt. Und mit seinen beiden Kölner Tatort-Kommissaren Schenk und Ballauf ging Handloegten auch sehr behutsam um. Zwar war nicht ganz offen sichtlich, warum Schenk nicht zum Arzt geht, wenn ihn eine Krankheit quält, die Scharlach sein könnte. Aber ansonsten waren in diesem raffiniert inszenierten Krimi kaum Ungereimtheiten. Die Geschichte vermochte zu fesseln. Und die Rolle des Kölner Pathologen Dr. Roth, der im wahren Leben Knast-Doktor ist, weiter auszubauen, erwies sich ebenfalls als gute Idee. Dazu kam mit Nicolette Krebitz eine tolle Hauptdarstellerin. Dieser Tatort war gute TV-Unterhaltung und eine gelungene Modifikation eine lieb gewonnenen Produktes.
Kai Rehländer