Der Ermittler: Mit Melchior Veigl (Gustl Bayrhammer) hielt die bajuwarische Gemütlichkeit Einzug in den "Tatort". Ein Mord war für ihn noch kein Grund, das Essen zu unterbrechen, Geiselgangster auf der Flucht nicht ausreichender Anlass, den Urlaub zu verschieben. Sein Bier zahlte er stets selbst (dass sich sein Vorgesetzter einmal spitz erkundigte, ob Veigl zur Kur der Leber wegen fahre, war aber doch ein bisschen böse). Für den Bayer gab es keine kleinen oder großen Fälle. Welcher Hauptkommissar nimmt sich sonst eines alten Mütterchens an, um den Dieb ihrer Handtasche mit 10 Mark darin zu stellen? Veigl tat dies auch nicht, weil er bereits den großen, den eigentlichen Fall hinter der Bagatelle witterte. Er war zwar clever, so ausgebufft war er aber wieder nicht. Veigl konnte sich sogar irren, ohne dass diese Niederlagen sein Ansehen beschädigt hätten. Die Respektbekundungen für die "klügeren" Kollegen machten ihn sogar noch ein bisschen größer.

Der Schauspieler

Die Nebencharaktere: Ob Kriminalhauptmeister Ludwig Lenz (Helmut Fischer) je in der Lage sein würde, eigenständig zu denken oder gar einen Fall zu lösen, hätte nach den ersten Einsätzen getrost bezweifelt werden können, hätte er nicht letztlich den überraschenden Gegenbeweis als Veigls Nachfolger nach dessen Pensionierung erbracht. Kriminalobermeister Josef Brettschneider (Willy Harlander) war hingegen der heimliche Pfiffikus der Abteilung.

Die Marotten: Dackel Oswald war der ständige Begleiter des Junggesellen, ein treues Tier privat und auch im Dienst. Aus der Amtsstube sollte der Kommissar den Oswald zwar fern halten, aber so ein Dackel passt ja in ein handliches, unauffälliges Täschchen. Und so teilten Veigl und Oswald nicht nur Tisch und Bett, der Hund leistete auch wertvolle Dienste in der Verbrechensbekämpfung, wenn z.B. ein beherzter Dackelbiss in des Schurken Beinkleid selbigen daran hinderte, sich des Zugriffs durch den Hauptkommissar zu entziehen.

Der Ort:
Während andernorts die Tatorte der 70er gerne in Tristesse versanken, war dem Bayerischen Rundfunk offenbar daran gelegen, die Heimat auch im kriminellen Kontext irgendwie noch reizvoll erscheinen zu lassen. Immerwährender Sonnenschein in idyllischer Natur und Schauplätze fernab städtebaulicher "Straftaten" luden förmlich zu einem Besuch des Veigl-Landes ein. Natürlich kam Veigl auch von seinen ursprünglichen Urlaubsplänen auf Teneriffa wieder ab ("Da sin ja heut' mehr Gauner wie ehrliche Leut'!") und erholt sich lieber am Chiemsee (da ist das Bier besser). Auch wenn es dort dann kalt und regnerisch war, so durfte Veigl nach getaner Arbeit während des Abspanns doch noch einmal an den Ufern der Fraueninsel mit Oswald lustwandeln - bei strahlendem Sonnenschein, getreu dem Motto: Bayern ist eine Reise wert.

Die Fälle