Dieser Fernsehabend würde in die Geschichte der Quizshow "Wer wird Millionär?" eingehen. Das kündigte Günther Jauch bereits vollmundig zur Begrüßung an: "Es musste Pfingstmontag 2021 werden, dass wir diese 21-jährige Tradition von mittlerweile 42 Prominentensendungen, wo immer nur diese lächerliche eine Million zu gewinnen war, durchbrechen konnten."
Nun aber wurde das Konzept des Promi-Specials mit den Regeln eines Zocker-Specials kombiniert. Das Ergebnis: Schauspielerin und Comedian Anke Engelke, Moderatorin Barbara Schöneberger, Comedian Oliver Pocher und TV-Urgestein Thomas Gottschalk durften um je zwei Millionen Euro zocken - für den guten Zweck, versteht sich. Einer der prominenten Gäste stand dabei unter besonderem Druck: Anke Engelke war die Einzige in dem Quartett, die noch nie eine Million erspielt hatte. Ob sich ihr Traum diesmal erfüllte?
Den Anfang machte Barbara Schöneberger, die bereits im Mai 2011 die Millionenfrage knackte. Entsprechend siegessicher ihre Attitüde: "Ich mach hier einen Durchmarsch", verkündete sie. Das war allerdings nach der 200-Euro-Marke arg früh. Schon bei 4.000 Euro tauchten Fragezeichen auf. Und Ausrufezeichen. Sowie beides kombiniert. Gefragt war: "Welche Show moderierten Frank Elstner, Thomas Gottschalk, Wolfgang Lippert und Markus Lanz?" Dass "Wetten, dass ..?" die richtige Antwort sein würde, wussten alle, nur war eben nach der korrekten Interpunktion am Ende des Sendetitels gefragt.
Barbara Schöneberger bezeichnet Kollegen als Nacktmull
Verblüffend: Selbst Thomas Gottschalk, zu diesem Zeitpunkt im Wartestand, kapitulierte: "Ich wusste nur, wie die Sendung heißt, weil ich sie immer ansagen musste, aber ich habe sie ja nie geschrieben." Schöneberger tippte richtig aufs Fragezeichen. Noch mal gut gegangen.
"Jetzt will ich Sie purzeln sehen", erklärte Jauch angesichts der 125.000-Euro-Frage. Geradezu prophetisch, denn tatsächlich fragte sich Schöneberger danach: "Wie viele Joker sind jetzt weg, sieben oder neun?" Es waren deren zwei - der 50:50-Joker und ein Herr aus dem Publikum.
"Aus ideologischen Gründen musste das 1969 in der DDR eingeführte, heute noch allgegenwärtige grüne Ampelmännchen ...?" Die Antwort: von rechts nach links laufen. "Äußerst ungewöhnlich für Säugetiere ist folgender Umstand: Nacktmulle haben wie ...?" Fische Schuppen, Haie ein Revolvergebiss, Bienen eine Königin, Spinnen Spinndrüsen? Die Antwort war 250.000 Euro wert. "Ich bezeichne häufig Kollegen so, wusste aber nie genau, wie ein Nacktmull aussieht", gestand Barbara Schöneberger.
Der kollektive Joker war uneindeutig: Nur 56 Prozent waren für Antwort B. Auch Telefonjoker und Millionär Ralf Schnoor war tendenziell für diese Theorie. Schöneberger gab vorsichtshalber auf und hatte 125.000 Euro für den guten Zweck erspielt. Eine gute Wahl, denn richtig war: C.
Zum Abschluss wurde Schöneberger noch per Foto darüber aufgeklärt wie ein Nacktmull aussieht. Ihre Reaktion brachte sogar den Moderator zum Lachen: Sicher würden jetzt die, "die da kurzzeitig reinschalten, denken, sie sind bei Urologen TV. Ich bin so froh, dass da vorne die Zähne dran sind!" Schöneberger ging noch weiter: "Wie viele Menschen werden jetzt aus zwei Kaugummis oder Reiskörnern Zähne bauen und da vorne reinklemmen. Schicken Sie uns Ihre Fotos!" Jauch lachte zwar auch darüber, flehte aber: "Nein, bitte nicht!" Die richtige Antwort war übrigens: "Bienen eine Königin".
Thomas Gottschalk lässt kein Fettnäpfchen aus
Thomas Gottschalk hatte vor 20 Jahren 500.000 D-Mark bei Günther Jauch gewonnen und 2008 sogar die Million. Skurril wurde es diesmal bei der 64.000 Euro-Frage: "Welche Bevölkerungsgruppe bringt in Deutschland durchschnittlich das meiste Gewicht auf die Waage?" Ledige, Verheiratete, Verwitwete oder Geschiedene? Gottschalk beleidigte in einem Rundumschlag alle genannten: "Die Ledigen sind eher jung, die Verwitweten sind eher alt, also schon etwas vertrocknet und daher leichter." Und weiter: "Verheiratete werden zu Hause am besten ernährt, da kann man davon ausgehen, dass die mehr Gewicht haben als Geschiedene, die verzweifelt sind und andere Sorgen haben als zu essen."
Barbara Schöneberger und Jauch vermuteten, dass es dafür waschkörbeweise Leserbriefe geben würde. 84 Prozent der Schwarmintelligenz im Saal war für die Verheirateten. Gottschalk vertraute den ehemaligen Kandidaten im Studiohalbrund zurecht. Die 125.000-Euro-Frage sicherte Gottschalk doppelt ab: Erst mit Moderatorin Laura Wontorra als Telefonjoker, dann mit einem Mann aus dem Publikum. Beide antworteten "DFB-Pokal" auf die Frage nach dem ersten großen Titel, den Joachim Löw als Trainer holte. Vor der 250.000-Euro-Frage kapitulierte Gottschalk. Er erspielte wie zuvor Barbara Schöneberger 125.000 Euro.
"Historische Figur" Oliver Pocher
Oliver Pocher stellte Jauch als "eine historische Figur" vor. Tatsächlich war der Comedian der erste Promi, der bei WWM eine Million Euro gewann - im Mai 2008 war das. Auch diesmal lief es lange fluffig. 64.000 Euro wert war die Antwort auf: "Wobei sind laut offiziellen internationalen Regeln Größe, Form und Gewicht beliebig?" Der 50:50-Joker reduzierte die Antwortmöglichkeiten auf Tischtennisschläger und Fußballtor. Der Saal-Joker-Dauergast Janos Pigerl (er verzockte Anfang des Jahres 749.000 Euro) war die perfekte Wahl, denn als Mitglied eines Tischtennisvereins wusste er, dass es um seine Sportart ging.
125.000 Euro gab es hierfür: "Was traf zu der Zeit zu, als die letzten Mammuts ausstarben?" Einer der Telefonjoker war Jauchs Papa: "Mein Vater könnte dabei gewesen sein, als die letzten Mammuts ausgestorben sind." Dennoch wählte er einen anderen. Der glaubte: "Cheopspyramide stand schon". Das Kollektiv im Saal war mit lediglich 55 Prozent für die gleiche Antwort. Richtig! Ende war bei der 250.000-Euro-Schranke. 125.000 Euro also für Pochers gute Zwecke.
Zu viel gezockt: Anke Engelke fällt auf 1.000 Euro
Anke Engelke war bereits siebenmal beim Promi-Special von "Wer wird Millionär?". Im Gegensatz zu den anderen drei Kollegen hatte es bei ihr aber noch nie für die Million gereicht. Bei ihrem letzten Auftritt im Jahr 2018 war sie sogar auf 500 Euro gekracht. "Ich komme so lange wieder, bis ich diese Sch...million gewonnen habe", hatte sie einmal gesagt. Am Pfingstmontag hatte sie dazu also eine weitere Chance.
Die 125.000-Euro-Frage: "Welches Turnier findet sich in der Liste von Roger Federers bislang 20 Grand-Slam-Siegen nur ein einziges Mal?" Telefonjoker und Engelke-Freundin Leonie von Kleist wusste es nicht. Ein Ex-Kandidat aus dem Publikum war sich dagegen zu "tausend Prozent" sicher: French Open. Anke Engelke darauf: "Tausend Prozent ist viel, 100 reichen mir schon".
Es lief gut bis zur 250.000-Euro-Marke: "Welches Gemüse nimmt in Deutschland mit mehr als 22.000 Hektar die größte Anbaufläche ein?" Nach dem 50:50-Joker verblieben Spargel und Blumenkohl. Sie dachte lange nach, bevor sie sich für Letzteres entschied. Die Werbepause wurde zur dramaturgischen Pause. Danach folgte die Tragödie.
Den tiefen Fall der Heldin fasste der Moderator wenig poetisch zusammen: "Es ist der Spargel." Anke Engelke konnte nur fassungslos wiederholen: "Es ist der Spargel?" Sie plumpste auf 1.000 Euro. "Die unendliche Geschichte geht weiter", glaubte Jauch. Er versuchte, der Kandidatin Hoffnung zu machen: "So wie Roger Federer: Irgendwann hat er mal die French Open gewonnen. Try again." Trotz Engelkes Scheitern wurde es für RTL ein teurer Abend. Insgesamt erspielte das Quartett 376.000 Euro für den guten Zweck.
Das Original zu diesem Beitrag "WWM-Promi-Zocker-Special: Thomas Gottschalk tappt ins Fettnäpfchen" stammt von "Teleschau".