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"Tatort: Wo ist Mike": Kinoreifer Psychothriller mit heftigen Bildern

Tatort: Wo ist Mike? Schnellcheck
Der neue "Tatort: Wo ist Mike" zeigt einigen fiese Bilder. BR/Claussen+Putz Filmproduktion GmbH/Marc Reimann

Der neue Franken-"Tatort" lässt sich nicht lumpen. "Wo ist Mike?" ist ein Psychothriller, der über die übliche Gesellschaftskritik hinausgeht und mit üblen Bildern, die nichts für Zuschauer mit schwachen Nerven sind.

Der neue "Tatort" am Sonntag trägt den Namen "Wo ist Mike?" und dreht sich nur vordergründig um genau diese Frage. Denn die Ermittler Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) suchen zwar nach einem Kind namens Mike, aber ihre persönlichen Geschichten gehen dabei viel mehr unter die Haut.

"Tatort: Wo ist Mike?" – Schnellcheck und Inhalt

Bamberg: Der kleine Mike ist verschwunden und die getrennt lebenden Eltern haben drei Tage lang gelaubt ihr Kind wäre bei dem jeweils anderen Elternteil. Jemand hat ihn offenbar entführt und die Kommissare Voss und Ringelhahn sind jetzt auf der Suche. Ringelhahn hat dabei aber noch ganz andere Sachen im Kopf. Sie ist nämlich frisch verliebt und kann ihr Glück mit Rolf Glawogger (Sylvester Roth) kaum fassen. Sie so glücklich zu sehen, ist für den Zuschauer ungewohnt, die Franken-Tatorte fielen bisher eher weniger durch das Privatleben der Ermittler auf. Leider führt die Spur Kommissar Voss zum neuen Freund von Ringelhahn und dann wird es sogar noch gruseliger.

Wie schon bei anderen eher harten "Tatorten" macht der TV-Film keine Gefangenen. Verschwundene Kinder, einige davon tot geglaubt, und die unheimliche Verzahnung von privaten und beruflichen Beziehungen. Dazu kommt vor allem eine Geschichte rund um den psychisch kranken Teenager Titus, die für Albträume sorgen könnte. Neben der mutigen Geschichte ist es aber vor allem die Inszenierung von Andreas Kleinert, die den Film so sehenswert macht: Opulent, langsam und wohlüberlegt kommt sie daher. Nichts für schwache Nerven, aber für alle anderen eine absolute Empfehlung.

"Tatort" als kinoreifer Psychothriller

Vorsicht: Leichte Spoiler für "Tatort: Wo ist Mike?"

Extremes Farbenspiel, unrealistisch fast schon, und ungewöhnliche Kameraperspektiven machen den neuen "Tatort" kinoreif. Da wird mal die Perspektive einer Fliege eingenommen, aber vor allem erinnern die langen Kamerafahrten in engen Gängen und das flackernde Licht etwas an Regie-Meister wie David Fincher und David Lynch – ein großes Kompliment für einen deutschen Fernsehfilm, der natürlich trotzdem in den Regeln seines Genres bleibt.

Dazu kommen ein, zwei Einstellungen, die nachhaltig schockieren. Ohne damit viel zu verraten, ist Mike nicht nur verschwunden, sondern wird, früh im Film, tot aufgefunden. Seine Leiche sitzt in einem Schrank in einem Keller, der unrealistisch in violettem Licht strahlt – auch der Shot auf das kleine Kind im Leichensack ist nichts für schwache Nerven. Allgemein sehen auch Szenen an der frischen Luft auf dem Kirchenvorplatz oder mit einem Mediziner beim Spaziergang stilistisch überhöht und dadurch schnell gruselig aus. So bekommt der neue "Tatort" eine artifizielle Note, die ihn zu einem besonderen Werk macht.

"Tatort: Wo ist Mike" läuft am 16.5. um 20:15 Uhr im Ersten.