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Tatort: Als Statist am Set des neuen Falls aus Frankfurt

Tatort

Als Zaungast im Krimi beim aktuellen Frankfurter Fall: "Das Monster von Kassel". Regel nummer eins: niemals in die Kamera schauen!

Gesucht werden 120 Freiwillige. Für einen Tag mit offenem Arbeitsende, ­eine Bezahlung unter Mindestlohnniveau und einen Job im Norden von Nordhessen. Was passiert? Ruck, zuck kommen 1400 Bewerbungen rein.

Für Astrid Sic ist das keine Überraschung: "Es gibt Menschen die für ein paar Sekunden im Tatort viel Zeit investieren", erklärt die Leiterin der Komparserie beim Hessischen Rundfunk. Das Vergnügen und der Spaß, sich an einem Filmset zu bewegen, ist ­ihnen Lohn genug. Jedenfalls in Kassel. In Bayreuth kam es beim Franken-Tatort "Ein Tag wie jeder andere" 2018 zu Protesten. Endlose Wartereien in festlicher Abendgarderobe sorgten beim Dreh vor dem Festspielhaus für Unmut ­unter den Namenlosen.

Dabei ist Warten die Hauptaufgabe des Komparsen. "Das wissen die meisten auch", sagt Astrid Sic und erklärt den Unterschied zwischen Komparse und Statist: "Da verschwimmen die Grenzen. In den Opernhäusern werden Komparsen in der Regel Statisten genannt." Egal: Warten müssen alle. Auch der gecastete Schauspieler, der nach dem Dreh nicht mit einer Aufwandsentschädigung, sondern mit einer Gage nach Hause geht.

Für 50 Euro im Tatort: So wird man Statist

Für den Komparseneinsatz bei "Das Monster von Kassel" gibt es knapp 50 Euro. Dazu Verpflegung vom Catering-Service. Das muss schon sein für einen Tag, der bis zu zehn Stunden ­dauern kann. So lange sind die Krimifans im Einsatz. Als Talkshow-Publikum, Missbrauchs­opfer, Pressemeute, Verdächtige und Cafébesucher. Letztere sind im Film neun Sekunden im Bild. Aber, so viel haben wir verstanden, das ist nicht die Währung.

Was zählt, sind die familiäre ­Atmosphäre am Set und die Nähe zu den Profis. Erst wenn die sich verhaspeln, kann die Arbeit auch für Komparsen schwierig werden. Im Nachdreh müssen Positionen und Stimmungen exakt wiederholt werden. Die meisten, so die Erfahrung beim Hessischen Rundfunk, kriegen das hin. Komparsen sind ohnehin Wiederholungs­täter. 4400 Mitarbeiter verwalten Astrid Sic und Maria Stähle inzwischen in ihrer Kartei. Nur bei Auslandseinsätzen oder in ganz komplizierten Fällen konsul­tieren sie zusätzlich eine auf Komparsen spezialisierte Agentur. Manche Typen sind ­einfach schwer zu kriegen.

"Für einen Tatort mussten wir einmal eine ‚Fight Club‘-Szene mit muskulösen, gefährlich aussehenden, tätowierten Männern besetzen. Die hatten wir natürlich so nicht in der Kartei. Da hat uns ein Aufruf in Zeitung und sozialen Netzwerken geholfen", erinnert sich Sic, die übrigens immer wieder markante und "gern auch jüngere" Gesichter sucht. Wer sich – tätowiert oder nicht – angesprochen fühlt und im Rhein-Main-Gebiet ermitteln will, kann unter [email protected] einen Karteibogen anfordern und sich auf Kragenweite, Hutgröße, Dialekt und "Sonderkönnen" abfragen lassen. Aber nicht beleidigt sein, wenn das Sonderkönnen am Ende hinter den kriminalis­tischen Höchstleistungen von Janneke, Brix oder Murot verborgen bleibt.