Eigentlich hat Nora Weiss (Anna Maria Mühe) bereits alle Hände voll zu tun und sitzt spätabends immer noch an ihrem Schreibtisch. Ihr Vorgesetzter und Verflossener Jan Geissler (Peter Jordan) fragt sie, ob die letzte Zeit nicht schon anstrengend genug war. Nora winkt ab und ahnt nicht, dass ihr nach dem späten Feierabend bereits der nächste Fall buchstäblich vor das Auto rennen wird. wird.

Es ist gewissermaßen Glück im Unglück, dass Corinna Gerster (Brigitte Zeh) im neuen Krimi "Solo für Weiss - Liebeswut" auf die Straße wankt und von Nora angefahren wird. Verglichen mit den Verletzungen, die der Frau offenbar nur wenige Augenblicke zuvor zugefügt wurden, erscheint der nächtliche Aufprall mit dem Wagen der Ermittlerin geradezu harmlos: Zweimal wurde Corinna mit einem Messer in den Bauch gestochen - der Blutverlust ist so massiv, dass die Frau notoperiert und ins künstliche Koma versetzt werden muss. Auskunft über den Täter geben kann sie nicht.

"Ich mache das. Sie sind Zeugin, emotional involviert, stehen vermutlich noch unter Schock", bietet Noras Kollege Ben Salawi (Camill Jammal) an, als diese noch im Krankenhaus mit den Ermittlungen beginnen will. Doch Nora lässt sich nicht abwimmeln - erst recht nicht, als sich herausstellt, dass Corinnas kleine Tochter Annie (Mia Herbring) spurlos verschwunden ist.

Nora Weiss will das Mädchen finden - koste es, was es wolle

Treue Zuschauerinnen und Zuschauer erinnern sich: Im ersten Teil der 2016 gestarteten Reihe, "Das verschwundene Mädchen", suchte die LKA-Ermittlerin nach ihrem vermissten Patenkind - ein einschneidendes Erlebnis für Nora, die auch Jahre später noch von den damaligen Ereignissen traumatisiert zu sein scheint und nun alles daran setzt, Annie aufzuspüren. Schon bald jedoch nimmt das Engagement aus persönlichen Motiven ein fast schon ungesundes Ausmaß an: Die Zielfahnderin steigert sich so sehr in ihren neuen Fall hinein, dass sich Kollegen Sorgen machen und Zeugen sich über ihre übergriffigen Befragungen beschweren. Auch Ben, der im Vorjahr neu zum Team stieß, leidet unter Noras Übereifer. Der Ermittlerin ist das egal: Sie will das Mädchen finden - koste es, was es wolle.

Bei "Liebeswut" handelt es sich in gewohnter "Solo für Weiss"-Manier um einen komplexen und wenig erbaulichen Krimi vor der herbstlich-grauen Kulisse Lübecks. Vor allem in Sachen Spannung kann sich Teil acht (Regie: Gunnar Fuß, Drehbuch: Mathias Klaschka) mühelos mit vorherigen Filmen der Reihe um die melancholische Ermittlerin messen lassen. Ob der neue Weiss-Krimi auch aus Quotensicht mit seinen Vorgängern mithalten kann, bleibt abzuwarten: "Solo für Weiss - Todesengel" bewegte im letzten Jahr 6,68 Millionen Menschen zum Einschalten und verbuchte damit einen beachtlichen Gesamtmarktanteil von 24,6 Prozent.