.

Sky Sport Programm

Schlechte Nachrichten für die Konkurrenz

SSN MG 1151 zus
Das Moderatorenteam besteht aus elf Frauen und sieben Männern Foto: Silke Beickert, Noah Pudelko

Fünf Jahre nach dem Start wagt Sky Sport News HD am 1.12. den Sprung ins Free-TV. Was die Zuschauer von dem Nachrichtensender erwarten dürfen - und was nicht.

Es waren gerade acht Minuten seit Aufnahme des Sendebetriebs von Sky Sport News HD (SSNHD) vergangen, da begrüßten Kate Abdo und Thomas Fleischmann auch schon den bekanntesten aller Sky-Experten im Studio: Franz Beckenbauer. Der Kaiser, damals noch die sagenumwobene Lichtgestalt des deutschen Fußballs, sollte dem 48-Millionen-Euro-Projekt am 1. Dezember 2011 den nötigen Premierenglanz verleihen.

Ganz nach dem Geschmack des damaligen Sky-Chefs Brian Sullivan, der zu Werbezwecken sogar dafür sorgte, dass sein neuer Sender die ersten 30 Tage unverschlüsselt zu empfangen ist. Das noch heute gültige Grundprinzip des ersten 24-Stunden-Sportnachrichtenkanals in Deutschland und Österreich: kurze, in der Regel 30 Minuten lange Sendeblöcke mit permanent aktualisierten Informationen ("Rolling News"), präsentiert von zwei Studiomoderatoren. Dazu grafische Elemente und ein klassisch-simpler Newsticker am unteren Bildrand. Bei vielen Sportinteressierten unter den 4,6 Millionen Sky-Kunden verzeichnete SSN-HD über die Jahre laut Senderangaben konstant wachsendes Interesse. Zuletzt schalteten im Schnitt täglich immerhin 580 000 Zuschauer ein, um sich über die wichtigsten Sportnews zu informieren.
Lockangebot
Thomas Müller vs. Mainz 05
Damit möglichst viele Zuschauer den Sendersuchlauf an ihrem Gerät starten, zeigt Sky Sport News HD am 2.12. die Buli-Partie Mainz - Bayern. Moderne Fernseher/Receiver suchen und finden neue Sender in der Regel automatisch.
Eher vergleichbar mit N24 und n-tv als mit Eurosport
Am 1. Dezember, also auf den Tag genau fünf Jahre nach dem Start, wechselt der Sender wieder ins frei empfangbare Fernsehen. Diesmal dauerhaft, aber ohne den wegen seiner zwielichtigen Rolle bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 in Ungnade gefallenen Beckenbauer. Dafür holt sich Sullivans Nachfolger Carsten Schmidt lieber dessen sportliche Erben vom FC Bayern ins Programm: Um das Publikum neugierig auf den Free-TV-Start von SSNHD zu machen, zeigt der Sender am 2. Dezember das Bundesligagastspiel des Rekordmeisters beim FSV Mainz 05 live.

Dass Sky in einer Pressemitteilung neben den Rolling News auch "exklusiven Live-Sport, Highlight-Sendungen, Dokumentationen und Magazine sowie Eigenformate" als "zentrale Bestandteile des neuen Programms" seines ersten Free-TV-Ablegers ankündigt, klingt wie eine Kampfansage an die etablierten Spartensender Eurosport und Sport1. Zumal der Newssender ab der kommenden Spielzeit Zusammenfassungen der Freitags- und Sonntagsspiele der Zweiten Fußballbundesliga zeigen darf.
"Talk stirbt nie!"
Wir bleiben ein klassischer Rolling-News-Sender, das ist unser Markenkern", sagt SSNHD-Senderchef Dirk Grosse betont nüchtern. Eurosport und Sport1 hätten eine komplett andere inhaltliche Ausrichtung. Vergleichbar sei das Programm von SSNHD am ehesten mit dem von N24 oder n-tv, "allerdings mit weniger Dokustrecken".

Mit regelmäßigen Livespielen beim Sportnewssender ist nicht zu rechnen. Sie dienen in erster Linie als Schaufenster in die zahlungspflichtige Sky-Welt. Fest eingeplant ist bislang nur ein Spiel der Handball-Champions-League im Februar 2017. Was Grosse seit seinem Amtsantritt im September 2015 dagegen konsequent erhöht, ist der Talkanteil im Programm seines Senders. "Talk stirbt nie", sagt er voller Überzeugung. "Was für die Politik und die Unterhaltung gilt, gilt auch für Sport, speziell Fußball: Die Leute wollen Hintergründe erfahren, wollen Meinungen hören." Folgerichtig war Grosse die treibende Kraft hinter der jüngst bekannt gewordenen Verpflichtung seines alten Weggefährten Jörg Wontorra. Bis 2011 verantworteten die beiden gemeinsam den "Doppelpass"-Fußballtalk von Sport1. Grosse als Redaktionsleiter, Wontorra als Moderator. Ab der Saison 2017/18 soll "Wonti" das Lieblingsthema der deutschen Sportfans nun Sonntag für Sonntag mit seinen Gästen bei SSNHD beackern.
Sky-Kunden haben das Nachsehen
Die größte programmliche Änderung zum Start im frei empfangbaren TV dürfte nur der bisherigen Bezahlkundschaft auffallen. Und das negativ: Während Highlights der Bundesligaspiele derzeit noch kurz nach Spielschluss bei SSNHD zu sehen sind, gibt's künftig sogar selbst gedrehte O-Töne vom Spielfeldrand erst deutlich später, samstags etwa ab 20 Uhr. Im frei empfangbaren Fernsehen hat man aufgrund der Rechtesituation das Nachsehen gegenüber ARD, ZDF und Sport1.

Autor: Frank Steinberg