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Kabel eins lässt Ronald Schill auf Hartz-IV-Empfänger los

Ronald Schill
Roland Schill 2002 Getty Images

Als Politiker wetterte Ronald Schill gegen Hartz-IV, jetzt lässt ihn Kabel eins mit markigen Worten auf Empfänger des Arbeitslosengeld II los. Er selbst lebt von seiner Rente als Politiker in einem Brasilianischen Armenviertel und will deshalb wissen, was wirkliche Armut ist.

RTL II zeigt in seinen Sozialdokus "Armes Deutschland" und "Hartz & Herzlich" erstaunlich wenig Häme und erstaunlich viel Verständnis für die sozialen Umstände von Hartz-IV-Empfängern. Kabel eins setzt nun auf die Keule. In "Abenteuer Leben - Die Reportage" holt der Sender am Donnerstag (16. Mai) um 22.15 "Richter Gnadenlos" Ronald Schill aus seinem brasilianischen Exil zurück und lässt ihn auf deutsche Arbeitslose los. Wie der ehemalige Innensenator Hamburgs an seine Aufgabe herangeht, lässt schon die Pressemitteilung von K1 erahnen: "Gnadenlos trifft arbeitslos: Ronald Schill (sc)haut Hartz-IV-Empfängern auf die Finger".

Die Zitate, die der Sender vorab verbreitete lassen vermuten, dass er keine große Sympathie für seine Testpersonen hegt. "Für junge Leute, die in ihrem Leben niemals gearbeitet haben, ist Hartz IV ein Schlaraffenland. Und eine Einladung an alle armen Menschen der ganzen Welt, nach Deutschland zu kommen. Für Menschen, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet haben und nach 40 Jahren unverschuldet arbeitslos werden, ist es dagegen der reinste Horror."
Ronald Schill: Vom Innensenator zum Trashpromi
Aber wer war nochmal dieser Richter Gnadenlos? Den Spitznamen bekam Ronald Schiller von der wohlwollenden Boulevardpresse wegen seiner harten Urteile als Richter am Amtsgericht Hamburg. 2000 gründete der Jurist die als rechtpopulistisch bewertete Kleinpartei "Partei Rechtsstaatlicher Offensive". 2001 wurde die im Volksmund Schill-Partei genannte Organisation an der Regierung in Hamburg beteiligt, ihr Gründer wurde Innensenator und Zweiter Bürgermeister. Auf dem Programm stand u.a. eine konsequentere Strafverfolgung und eine strenger kontrollierte Zuwanderung. Hartz IV lehnte sie ab.

Nachdem Schill wegen diverser Skandale seine Posten als Innensenator und Vorsitzender seiner eigenen Partei. Der heute 60-Jährige setzte sich nach Brasilien ab ("Hier gibt es noch die Faszination zwischen echten Kerlen und herrlichen Weibern") und startete nebenbei eine zweite Karriere als Trash-TV-Größe.

2014 war der selbsternannte Sexist bei "Promi Big Brother". Dort stellte der ungefragt jungen Mitinsassinnen nach, einer jungen Kandidatin sprach er die Fähigkeit Jura zu studieren ab, weil sie dafür zu gut aussehe. 2015 wurde er von "Goodbye Deutschland" in seiner Wahlheimat Rio de Janeiro besucht, wo er in einem Armenviertel lebt, mit wechselnden Partnerinnen, gerne auch mit mehreren gleichzeitig.

Durch die Favela-Erfahrung weiß Schill, was Armut wirklich bedeutet, sagt er zumindest bei "Abenteuer Leben": "Wenn jemand hungern muss, wenn er einfache Bedürfnisse nicht befriedigen kann oder aufgrund seiner finanziellen Mittel unter einer mangelhaften Gesundheitsversorgung leidet - das ist für mich Armut. Und die gibt es in Deutschland nicht. Zumindest nicht für Hartz-IV-Empfänger"

Er selbst lebt übrigens nicht von eigener Arbeit, sondern von seiner Rente als ehemaliger Politiker. Mit dem hart arbeiten und früh aufstehen, das in einschlägigen TV-Sozialpornos gerne von Arbeitslosen eingefordert wird, hat Schill es auch nicht so. "Es gibt hier Leute, die um vier Uhr morgens mit der Arbeit beginnen", sagte der Wahlbrasilianer in "Goodbye Deutschland" über seine Nachbarn. "Dann würde ich mir lieber das Leben nehmen."