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Geschmacksverirrung im TV - Warum "The Taste" den Löffel abgeben sollte

Geschmacksverirrung im TV - Warum The Taste den Löffel abgeben sollte
Bei "The Taste" dreht sich alles um einen Löffel (Symbolbild) Shutterstock Creative

"What a waste of time" konnte man nach drei Stunden resümieren, wenn man gestern SAT. 1 eingeschaltet hatte. Dort war die 5. Staffel von "The Taste" angelaufen, in der es darum geht, seine Kochkünste auf einen Löffel zu reduzieren und mit dieser Kostprobe eine Jury zu überzeugen.

Foto: Imago, Frank Rosin
Kurze Erklärung für Uneingeweihte: Kochwillige Kandatinnen und Kandidaten haben sich für die Show zusammengefunden, um hoffentlich einem der vier zur Auswahl stehenden Teams, geleitet durch jeweils einen Kochprofi, beiwohnen zu dürfen. Um das zu erreichen, müssen sie ein überzeugendes Gericht kreieren und auf einem Löffel anrichten. Die Köche Poletto, Rosin, Trettl und Herrmann haben dann die Möglichkeit, den Erzeuger/die Erzeugerin des Löffelschmauses in die eigene Gruppe zu holen.
Zusammenfassung des Montagabends von 20:15 bis 23:15 Uhr
Foto: Shutterstock, Eine Stunde Zeit haben die Anwärter für die Zubereitung (Symbolbild)
Die kulinarische Arbeit von einer Stunde Echtzeit wird auf wenige Sekunden Sendungszeit heruntergebrochen, in denen der Zuschauer erahnen kann, was da wie von wem gekocht wird. Am Ende jeder Kochsequenz wird ein Countdown eingeblendet; und jeder einzelne Kandidat schafft es offenbar exakt in den letzten drei Sekunden, sein Werk gerade noch so auf vier Löffel (für jedes Jurymitglied einen) zu verteilen. Danach erfolgt ebenso jedes Mal dieselbe Beratungssequenz, in der die Kochprofis die Magerration verkosten und mutmaßen, wie begabt der jeweilige Produzent sein mag oder nicht.
Geschmacksfernsehen noch nicht erfunden
Foto: Shutterstock, Angehörige fiebern ordentlich mit - man kennt es aus anderen Shows bereits (Symbolbild)
Es wird dann einzeln eingeloggt, ob man sich für oder gegen den Löffel entschieden hat und im Anschluss darf der Teamanwärter vortreten. Dann ärgert sich wie vorprogrammiert jeweils ein Jurymitglied über seine falsche Entscheidung, weil der Kandidat/die Kandidatin leckerer aussieht als sein Essen. Und natürlich hadern Familienmitglieder ganz "Voice of Germany"-like am Spielfeldrand mit, ob sein(e) Liebste(r) es denn nun eine Runde weiter schafft oder nicht. Und selbstverständlich ergibt es sich durch puren Zufall und unfassbares Glück, dass, als alle Hoffnung schon vergebens scheint, der letzte Profikoch ein Auge zugedrückt hat und der Kochkandidat den Traum seines Lebens noch etwas weiterträumen darf. Juhu!
Wissensdurst wird so viel gestillt, wie ein Löffel Essen satt macht
Foto: Imago, Cornelia Poletto
Da sitzt man als Zuschauer vor dem Fernseher und fragt sich in jeder Werbepause nach jedem Kandidaten - also etwa alle zehn Minuten - warum man eigentlich schaut, was man schaut, findet dann nach einem Zapp durch's Programm jedoch auch keine wirkliche Alternative; und so quält man sich mit den Teilnehmern der Show durch die Nacht. Warum?

"The Taste" fehlt der Geschmack der Sinnhaftigkeit. Freilich kann man sich fragen, welche Fernsehshow dieses Kriterium denn überhaupt erfüllen mag. Aber hat man doch bei anderen Sendungen am Ende zumindest das Gefühl, etwas dazugelernt zu haben. Sei es Schulkinderwissen nach einer Quizshow mit Kai Pflaume oder Verhandlungsgeschick durch die Startup-Castingshow "Die Höhle der Löwen" - dieses bisschen Mehrwert fehlt "The Taste" zur Gänze.
Erklärungsversuche und Alternativvorschläge
Foto: Imago, Roland Trettl
Vermutlich lassen sich 70% der Einschaltquote mit der Anwesenheit von Roland Trettl erklären, welcher in seiner Rolle als Mr. Nice Guy vollkommen aufgeht. Auch die anderen drei Profis haben ihre maßgeschneiderte Funktion: Alexander Herrmann als der über's Ziel hinausschießende "ich hab schon ganz viele Preise bekommen", Frank Rosin als "das ist doch der Rosin" und Cornelia Poletto als Allrounderin, die der Erwartung einer verständnisvollen und vergebenden Frau gerecht wird.

Für nächsten Montag, an dem die Sendung sogar noch 20 Minuten länger dauern soll, empfiehlt es sich, frühzeitig eine Alternative zum SAT.1-Programm zu finden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Kochabend bei Freunden, an dem ganze Teller statt Löffel gefüllt werden? Das Löffeln lässt sich dann ja immer noch auf eine spätere Uhrzeit verschieben...