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Die Kettensägenfrau: Nichts für schwache Nerven – ARD-Doku rollt surreale Bluttat auf

Eine verschlossene Tür, eine blutverschmierte Kettensäge neben der Badewanne und mehrere mit Leichenteilen gefüllte Müllsäcke: Handelt es sich im Fall Tanja B. (2018) tatsächlich um eine schreckliche Beziehungstat? Das Erste wiederholt eine Doku, in der die Tat detailliert rekonstruiert wird.

Foto: HR, 'Nicht nur selten, sondern fast surreal'

"Es war Notwehr. Mir glaubt ja eh keiner, weil ich vorbestraft und auf Bewährung bin." Das sind Auszüge aus einem bizarren Brief, der im Juni 2018 bei der Polizei im hessischen Schlüchtern eingeht. Darin ist von einem Geständnis die Rede: Tanja B. schreibt von einer grausamen Tat, die sie eine Woche zuvor begangen haben soll. Sie legt zwei Haustürschlüssel bei, um den Beamten Zugang zu ihrer Wohnung, dem Tatort, zu verschaffen. Im Badezimmer der kleinen Zweizimmerwohnung finden die Ermittler den mit einer Kettensäge zerstückelten Martin F., eingewickelt in mehrere Müllsäcke. Von Tanja B. fehlt jede Spur. Sie will sich aber, so ihr Geständnis, in ein paar Tagen stellen.

Die Kurzfassung der im Original zweiteiligen Reportage "Die Kettensägen-Frau" (2021) aus der ARD-Reihe "Crime Time" rekonstruiert den Fall anhand von Beweismitteln, Aussagen von Staatsanwaltschaft, Polizei und Gerichtsmedizin und blickt in dunkle Abgründe der menschlichen Psyche. Das Erste wiederholt die Doku zu später Stunde.

"Es war belastend, dass jemand in einem Brief ein solches Geständnis ablegt und man das vor Ort tatsächlich so findet", erklärt Polizeihauptkommissarin Sabine Meyer. "Die erste Frage war gar nicht: Ist es Totschlag, ist es Notwehr, ist es Mord? Sondern die erste Frage war: Stimmt es überhaupt?", erinnert sich der Kriminalanalytiker Mark T. Hofmann in der Langversion. Er weiß: "So etwas ist nicht nur selten, sondern fast surreal. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Scherz handelt, ist fast größer als die, dass der Inhalt des Briefes wahr ist".

Kann man Verbrechen mit "Biomakern des Bösen" vorhersagen?

Der Filmemacher Markus Cebulla rekapituliert ein Verbrechen, bei dem das Opfer zum Hauptdarsteller seines eigenen tragischen Horrorfilms wurde. Für viele, die an den Ermittlungen beteiligt waren, war die Tat ein beispielloses "Blutbad", das nichts für schwache Nerven ist. Mit zahlreichen Interviewsequenzen und realen Tatortaufnahmen sorgt Cebulla für schonungslose Transparenz. Was das Publikum sonst nur bruchstückhaft aus den Nachrichten erfährt, thematisiert er kompromisslos im Detail.

Zu Wort kommen unter anderem der leitende Ermittler Franz Efinger, Oberstaatsanwalt Dominik Mies sowie die Gerichtsmedizinerinnen Dr. Franziska Holz und Dr. Constanze Niess. Die beiden Frauen waren damals für die Obduktion der Leichenteile zuständig und gewähren dem Publikum im Rahmen der Dokumentation exklusive Einblicke in die minutiösen Abläufe einer solchen Sektion.

Schritt für Schritt wird der genaue Ablauf der Ermittlungen, der Spurensicherung und des formellen Verfahrens erklärt - als wäre man als Zuschauer an der Seite der Beamten. Eine Draufsicht auf die Geschichte sozusagen. Der Fall von Tanja B., die sieben Kinder von drei verschiedenen Männern hat, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Waren auch ihre Kinder in Gefahr? Bei den Beamten schrillten die Alarmglocken ...

Zwei Prioritäten: Die Täterin ermitteln und finden, aber auch die Kinder schützen, um einen erweiterten Suizid zu verhindern. Spannend: Lassen sich Verbrechen wie diese anhand bestimmter "Biomarker des Bösen" vorhersagen? Und war Tanja B. wirklich schuldig?

"Die Kettensägen-Frau" läuft am Montag, 31.07. um 22.40 Uhr im Ersten.