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Charité im Jahr 2049: Wie realistisch ist die neue Staffel?

Ausschnitt aus Charité Staffel 4.
Ausschnitt aus "Charité" Staffel 4. ARD/MDR/ARD Degeto/Arte/Ufa Fiction/Armanda Claro

Seit heute (5. April) ist die neue Staffel "Charité" in der ARD-Mediathek verfügbar. Statt akkurater Medizinhistorie gibt's ungewisse Zukunftstheorie – wie realistisch ist der neue Ansatz in der ARD-Serie?

Medizin-Roboter, Impfungen gegen Krebs und Organe aus dem Drucker. Die neue Staffel der ARD-Serie "Charité" wagt erstmalig einen drastischen Fokuswechsel. Während sonst medizinische Innovationen aus der Vergangenheit Thema waren – die erste Staffel handelte unter anderem von Robert Koch und dessen Entdeckungen der Tuberkulose-Erreger – fantasieren die Serienmacher in Staffel 4 über mögliche Zukunftsaussichten. Wie realistisch ist die "Medizin von morgen" tatsächlich?

"Charité" Staffel 4: Medizin und Gesellschaft vor Problemen

Direkt in der ersten neuen Folge von "Charité" werden die zwei Hauptprobleme dargelegt, mit denen das Krankenhaus 2049 zu kämpfen hat. Ein unbekannter Erreger stellt Hauptfigur Maral Safadi (Sesede Terziyan) unter Druck. Infizierte Patienten sterben. Das aus der Nordsee stammende Bakterium könnte die gesamte europäische Bevölkerung gefährden, trotz neuster Medizin.

Darüber hinaus tritt dank Gesundheitsminister Thomas Nguyen (Hyun Wanner) eine Gesundheitsreform in Kraft. Fortan entscheidet die gesundheitliche Verfassung darüber, ob und wie einem Menschen medizinische Hilfe zustehen. Beispielsweise stoppt die Krankenkasse in letzter Sekunde eine Nierentransplantation, weil die an Diabetes erkrankte ältere Dame selbst mehr auf ihre Gesundheit hätte achten können.

Außerdem: Eine Schwangere vergiftet sich und ihr Kind, weil sie zu viel Mikroplastik aufgenommen hat, Menschen bauen zu viele Resistenzen gegen Antibiotika auf und gefährliche Paläo-Bakterien werden zur Heilung eingesetzt.

"Charité": Technische Innovationen in der Medizin

Unabhängig von gesellschaftlicher Spaltung und neuen Entdeckungen in der Mikrobiologie zeigt "Charité", was medizinisch alles möglich sein könnte. Beispielsweise werden von Lähmungen betroffene Patienten in eine Simulation geschickt, in der Neurotechnologe Dr. Ferhat Williamson versucht, Nervenbahnen neu zu stimulieren. Hochtechnologische OP-Roboter führen die meisten Eingriffe durch und implantierte Chips sind völlig normal.

Regisseurin Esther Bialas sagt dazu: "Wir haben in der Entwicklung und Vorbereitung sehr viele Gespräche mit ganz verschiedenen Zukunftsforschenden und Experten geführt, und haben daraus eine mögliche zukünftige Welt geformt. So etwas bleibt natürlich immer Prognose, aber kann einen soliden Ausblick leisten."

"Charité" Staffel 4: So wahrscheinlich ist die Zukunfts-Medizin

"Es ist schwierig zu sagen, welche medizinischen Themen uns in der Zukunft erwarten werden. Ich glaube jedoch, dass die Rolle des Mikrobioms für die Erhaltung von Gesundheit und bei Krankheiten in 25 Jahren immer noch ein wichtiges Thema sein wird", so Prof. Dr. Andreas Diefenbach. Er halte gewisse Entdeckungen in der Serie jedoch für "plausibel". So sagt der Mediziner, dass Antibiotikaresistenzen und die Forschung an gewissen Bakterien (wie in der Serie) durchaus bereits jetzt ein Thema seien.

In "Hirschhausen - Medizin von Morgen", einer Dokumentation im Zuge der neuen Staffel, erfahren wir von Informatiker Dr. Christoph Reichert außerdem: "Es kann schon sein, dass zukünftig Leute mit implantierten Chips ihren Rollstuhl steuern oder wieder kommunizieren können." Das könnte zum Beispiel Menschen mit ALS helfen.

Hacker-Angriffe, die ganze Krankenhaus-Systeme lahmlegen und OPs, die ausschließlich von Robotern durchgeführt werden, halten Experten – zumindest in den nächsten 25 Jahren – aber eher für unwahrscheinlich.

"Charités" Zukunftsszenario: Das sagen die Autorinnen

Bei all den medizinischen und gesellschaftlichen Themen, die Charité in Staffel 4 aufmacht, stellt sich die Frage, wie die Macher der Serie an die Thematik herangegangen sind. Dazu die Drehbuchautorinnen Tanja Bubbel und Rebecca Martin:

"Wenn man eine Geschichte schreibt, die in der Zukunft liegt, geht es auch immer darum, einen Kommentar über die Gegenwart abzugeben. Uns war wichtig, eine Welt zu entwerfen, die nicht dystopisch, sondern in der vieles besser als heute ist und die von Utopien durchsetzt ist. Alle unsere Fälle beruhen auf intensiven Recherchen und Gesprächen mit wunderbaren medizinischen Beratern, deren Arbeit uns optimistisch stimmt, dass viele Dinge, die heute als utopisch gelten, tatsächlich möglich sein werden. Am Ende bleibt nur eine Gewissheit: Niemand weiß, wie die Zukunft werden wird, aber wir haben die Möglichkeit, sie heute zu gestalten."

Alle sechs Folgen der vierten Staffel "Charité" sind ab sofort in der ARD-Mediathek verfügbar. Ab dem 9. April sendet die ARD die Erfolgsserie an drei Tagen in Doppelfolgen im TV.