Heute Abend ist es soweit, um 23 Uhr ist endlich im Free-TV (ZDF NEO) die erste Staffel der hochgelobten Serie "Fargo" mit Martin Freeman und Billy Bob Thornton zu sehen. Moment mal, "Fargo", ist das nicht ein Film? Richtig, die Serie basiert auf dem gleichnamigen Thriller von Joel und Ethan Coen aus dem Jahre 1996.

Die mit dem Golden Globe gekrönte Miniserie "Fargo" von Noah Hawley versteht sich nicht als Fortsetzung des Films, sondern als, ja was eigentlich? Sie übernimmt nicht die Figuren, sondern (durchaus gekonnt) den Stil und Tonfall des Films. Die Serie spielt nur in dem "Universum" des Films "Fargo", was auch immer das bedeuten soll.

"Fargo" (also die Serie) markiert den Höhepunkt eines zeitgenössischen Phänomens, das man den Trend zur Filmserie nennen könnte. Serien nach Filmen gab es zwar schon immer, meistens handelte es sich aber um einen billigen Nachklapp, ohne die Stars der Kinovorlage.

Mehr als billige Kopien

Neu bei qualitativ hochwertigen Serien wie "Hannibal" (nach den Filmen um Hannibal Lecter), "Fargo" und jetzt auch "Westworld" ist hingegen, dass sie nicht nur den Namen des Filmes für eine billig zu produzierende Weiterverarbeitung ausbeuten.

Stattdessen borgen sich die Showrunner eine Idee, Figur, den Schauplatz oder die Atmosphäre eines Filmes als Aufhänger einer originären Serie, die sich mehr Zeit für Story und Personal lassen kann als ein Film.

Nehmen wir nur einmal "Westworld". Wenn man eine Serie über einen Park mit menschenähnlichen Robotern drehen wollte - ein hochaktuelles Thema angesichts der rasanten Fortschritte bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz - würden Kritiker einem sofort vorwerfen, die Idee des Science-Fiction-Films "Westworld" von 1973 geklaut zu haben. Nennt man die Serie aber gleich "Westworld", kann man sie als eine "Hommage" verkaufen, die die Grundidee des Originals komplexer weiterspinnt.
Allerdings bringt der Trend zur Serialisierung von Filmen nicht nur Perlen wie "Fargo" hervor, sondern treibt auch bizarre Blüten, die an eine fragwürdige Entwicklung in der Filmbranche denken lässt. Anstatt zu riskieren, neue Ideen zu entwicklen, drehen viele Produktionsfirmen immer mehr Sequels, Prequels, Remakes oder Reboots etablierter Kino-Marken, mit oft zweifelhaftem künstlerischem Resultat ("Ghostbusters", anyone?).

Angesichts einer gigantischen Nachfrage nach Serien walzt man bekannte Filme jetzt eben auch auf Serienlänge aus. In den USA laufen gerade die Serienfassungen des Horrorklassikers "Der Exorzist", der Actionreihe "Lethal Weapon" und die bereits zweite Staffel von "Ash vs. Evil Dead", der Serienfortsetzung der "Tanz der Teufel"-Reihe. Während "Der Exorzist" und "Evil Dead" von der Kritik gefeiert wurden, da sie gegenüber den Filmen einen gewissen Eigenwert besitzen, enttäuschte "Lethal Weapon" als reines Remake - nur mit anderen, weit weniger charismatischen Darstellern.

Platzt die Blase bald?

Ein Ende des Booms der Filmserien ist nicht in Sicht. Gedreht oder geplant werden derzeit Ableger von "Rambo" (ohne Sly Stallone), Prequels zu "Shutter Island" und der "96 Hours"-Reihe, Adaptionen von "Snowpiercer" und der Horrorreihe "Purge", ein serielles Update von "Training Day" (diesmal mit einem guten schwarzen und einem bösen weißen Cop) und vieles mehr. Gerüchte gibt es u.a um die "Truman Show" und "Im Auftrag des Teufels".

Mal sehen, ob und wann die Blase platzt, Risse bekommt sie schon jetzt. Denn erste Filmserien floppten bereits: "Minority Report" und "Rush Hour" wurden schon nach einer Staffel eingestellt...
Autor: Sebastian Milpetz