Das, was gestern noch nach Zukunft aussah, könnte morgen schon der Schnee von gestern sein. Flachbildschirme, Handys, Digitaltechnik zum Beispiel.
Alte Technologie hingegen ist längst wieder retrocool. Plattenspieler, Uhren zum Aufziehen, Dampfloks. Aus dieser leicht snobistischen Faszination für ausgemusterte Hightech-Artefakte speist sich die Begeisterung für Steampunk. Steampunk?
Cyberpunks unter Volldampf
Vor rund 30 Jahren prägten findige Science- Fiction-Literaten diesen Begriff, um ihre Leidenschaft für technohistorische Analogwelten auszudrücken. Steam (= Dampf) zitiert die technische Revolution des Industriezeitalters, dessen Sinnbild der Eiffelturm ist.
Das "Punk" in Steampunk wiederum entsprang dem Cyberpunk, jener Literaturgattung, die im frühen Computerzeitalter über Maschinenmenschen und Menschmaschinen spekulierte. Zudem klang Punk nach Protest, das passte zum Anti-Trend.
Von Tim Burton bis Martin Scorsese - Hollywood kurbelt die Zeitmaschine an
Längst ist der Funke auf die große Leinwand übergesprungen. Etwa seit der Jahrtausendwende sehen wir immer häufiger anachronistische Waffen, Zeppeline und wunderliche Okulare. Regieexzentriker Tim Burton erstaunt regelmäßig mit versponnenen Gadgets, von "Sleepy Hollow" (1999) bis zur "Insel der besonderen Kinder" (2016). Auch die Optik eines Guillermo del Toro lebt vom Reiz aus der Zeit gefallener Technik, siehe "Hellboy" (2004) oder "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" (2017).
Die beiden Großphantasten stillen die Sehnsucht des Kinos nach unerwarteten Schauwerten. In ihren Universen darf die Zeitmaschine verrücktspielen und befremdliche Kleinode nach oben spülen.
Allerdings macht jeder gute Regisseur sein eigenes Ding. Steampunkmotive sind zwar in Mode, dementsprechend kalkulierte Spektakel wie "Wild Wild West" (1999), "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" (2003) oder "Der Goldene Kompass" (2007) enttäuschten aber an der Kasse.
Deshalb flirten die Stars unter den Regisseuren nur mehr oder weniger dezent mit dem Retrofuturismus. Christopher Nolan setzt für "Prestige - Meister der Magie" (2006) auf nostalgisches Design und die elektrisierende Aura eines Nikola Tesla. In "Sherlock Holmes" (2009) feiert Guy Ritchie ein viktorianisches London,
das es so nie gegeben hat. Einen der klügsten Beiträge zum Thema liefert Altmeister Martin Scorsese. Sein "Hugo Cabret" (2011) ist besessen von nostalgischer Technik und Robotik, das mit Oscars überhäufte Werk schließt aber auch den Bogen zur Filmgeschichte. Denn Scorsese zitiert nicht nur Georges Méliès' Überklassiker "Reise zum Mond" (1902), er lässt den allerersten Kinophantasten sogar leibhaftig auftreten.
Ein großartiger Trickfilm, der viele Stilelemente des Subgenres in sich vereint, läuft nun auf Arte. Die erzfranzösische Comic-Adaption "April und die außergewöhnliche Welt" (2016) treibt die Was- wäre-wenn-Idee des Steampunk auf die Spitze: In einem rußigen Paris, in dem der Fortschritt seltsame Blüten treibt, verschwinden Wissenschaftler auf geheimnisvolle Art und Weise. Es ist nicht zu erwarten, dass Steampunk ebenfalls verschwindet - Skepsis gegen das Zukunftsdesign der Gegenwart wird immer Fans finden
Alte Technologie hingegen ist längst wieder retrocool. Plattenspieler, Uhren zum Aufziehen, Dampfloks. Aus dieser leicht snobistischen Faszination für ausgemusterte Hightech-Artefakte speist sich die Begeisterung für Steampunk. Steampunk?
Cyberpunks unter Volldampf
Vor rund 30 Jahren prägten findige Science- Fiction-Literaten diesen Begriff, um ihre Leidenschaft für technohistorische Analogwelten auszudrücken. Steam (= Dampf) zitiert die technische Revolution des Industriezeitalters, dessen Sinnbild der Eiffelturm ist.
Das "Punk" in Steampunk wiederum entsprang dem Cyberpunk, jener Literaturgattung, die im frühen Computerzeitalter über Maschinenmenschen und Menschmaschinen spekulierte. Zudem klang Punk nach Protest, das passte zum Anti-Trend.
Von Tim Burton bis Martin Scorsese - Hollywood kurbelt die Zeitmaschine an
Längst ist der Funke auf die große Leinwand übergesprungen. Etwa seit der Jahrtausendwende sehen wir immer häufiger anachronistische Waffen, Zeppeline und wunderliche Okulare. Regieexzentriker Tim Burton erstaunt regelmäßig mit versponnenen Gadgets, von "Sleepy Hollow" (1999) bis zur "Insel der besonderen Kinder" (2016). Auch die Optik eines Guillermo del Toro lebt vom Reiz aus der Zeit gefallener Technik, siehe "Hellboy" (2004) oder "Shape of Water - Das Flüstern des Wassers" (2017).
Die beiden Großphantasten stillen die Sehnsucht des Kinos nach unerwarteten Schauwerten. In ihren Universen darf die Zeitmaschine verrücktspielen und befremdliche Kleinode nach oben spülen.
Allerdings macht jeder gute Regisseur sein eigenes Ding. Steampunkmotive sind zwar in Mode, dementsprechend kalkulierte Spektakel wie "Wild Wild West" (1999), "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" (2003) oder "Der Goldene Kompass" (2007) enttäuschten aber an der Kasse.
Deshalb flirten die Stars unter den Regisseuren nur mehr oder weniger dezent mit dem Retrofuturismus. Christopher Nolan setzt für "Prestige - Meister der Magie" (2006) auf nostalgisches Design und die elektrisierende Aura eines Nikola Tesla. In "Sherlock Holmes" (2009) feiert Guy Ritchie ein viktorianisches London,
das es so nie gegeben hat. Einen der klügsten Beiträge zum Thema liefert Altmeister Martin Scorsese. Sein "Hugo Cabret" (2011) ist besessen von nostalgischer Technik und Robotik, das mit Oscars überhäufte Werk schließt aber auch den Bogen zur Filmgeschichte. Denn Scorsese zitiert nicht nur Georges Méliès' Überklassiker "Reise zum Mond" (1902), er lässt den allerersten Kinophantasten sogar leibhaftig auftreten.
Ein großartiger Trickfilm, der viele Stilelemente des Subgenres in sich vereint, läuft nun auf Arte. Die erzfranzösische Comic-Adaption "April und die außergewöhnliche Welt" (2016) treibt die Was- wäre-wenn-Idee des Steampunk auf die Spitze: In einem rußigen Paris, in dem der Fortschritt seltsame Blüten treibt, verschwinden Wissenschaftler auf geheimnisvolle Art und Weise. Es ist nicht zu erwarten, dass Steampunk ebenfalls verschwindet - Skepsis gegen das Zukunftsdesign der Gegenwart wird immer Fans finden
Die Väter des Steampunk
Science-Fiction-Visionar Jules Verne (1828- 1905) ist bis heute die große Inspirationsquelle des Steampunk. Seine abenteuerliche Fortschrittseuphorie ("Von der Erde zum Mond") entfaltete ihre Wirkung erst viele Jahre spater, als sie technologisch langst überholt war.
Das Werk des Franzosen beeinflusste die britische Popkultur der 60er-Jahre, siehe "Yellow Submarine" oder die Monty-Python-Sketche, deren Retrolook meist der spatere Regisseur Terry Gilliam designte. Seine Kinophantastereien wie "Time Bandits" oder "Brazil" nehmen bereits zahlreiche Stilelemente des Subgenres vorweg.
1990 schrieben dann Kultautor William Gibson und Bruce Sterling "Die Differenzmaschine" - der Vorzeigeroman des Steampunk spielt in einem viktorianischen Parallel-England.
Das Werk des Franzosen beeinflusste die britische Popkultur der 60er-Jahre, siehe "Yellow Submarine" oder die Monty-Python-Sketche, deren Retrolook meist der spatere Regisseur Terry Gilliam designte. Seine Kinophantastereien wie "Time Bandits" oder "Brazil" nehmen bereits zahlreiche Stilelemente des Subgenres vorweg.
1990 schrieben dann Kultautor William Gibson und Bruce Sterling "Die Differenzmaschine" - der Vorzeigeroman des Steampunk spielt in einem viktorianischen Parallel-England.