"Wenn du seine Bilder einmal gesehen, vergisst du sie nie wieder", schwärmt Schauspieler Willem Dafoe. Und Sängerin Patti Smith stimmt mit ein: "Er zeigt uns die alltäglichen Dinge und offenbart uns etwas Beispielloses: ihre Magie!".

Jetzt feiert Wim Wenders, dieser Magier des Films, seinen 75. Geburtstag, genauer gesagt am 14. August, und Regisseur Eric Friedler ("It Must Schwing – The Blue Note Story"), im Teamwork mit Andreas Frege (Toten-Hosen-Sänger Campino), machen ihm ein besonderes Geschenk, sie erzählen in der großangelegten Film-Doku "Wim Wenders, Desperado" aus seinem Leben.

Was treibt Wim Wenders an?

NDR/Wim Wenders Stiftung

Wim Wenders (rechts), Nastassja Kinski und Harry Dean Stanton während Dreharbeiten zu "Paris Texas".

Ein hochangesehener Dokumentarist, dazu der ewige Punk aus Düsseldorf, eine gute Kombi, Campino hatte bereits 2008 mit Wenders am Film "Palermo Shooting" zusammengearbeitet, Friedler hatte zuletzt mit der Geschichte des Jazz-Labels Blue Note für Furore gesorgt. Für die Dokumentation über den begnadeten Dokumentaristen begleiteten sie Wenders ein Jahr lang in seinem Alltag.

In diesem Film nun liegt der Schwerpunkt auf der Wenders-Ära Ende der 70er bis etwa Mitte der 80er Jahre, Klassiker wie "Der amerikanische Freund", "Der Stand der Dinge" und "Paris, Texas" sind in dieser Zeit entstanden. Mit diesem vergleichsweise engen Zeitfenster wird der Schwerpunkt klar, es geht weniger um eine Lebensnacherzählung mit Vollständigkeitsanspruch, sondern um Einblicke in die Wenders-Welt in einer kolossal produktiven Phase, um die großen Fragen rund um den Regisseurs-Stuhl: Was treibt einen wie ihn? Wie findet er seine Ideen, woraus speist sich seine Kreativität – und welche Hindernisse und Unwägbarkeiten gilt es, beim Umsetzen einer so großen cineastischen Vision zu überwinden?

Mit Wenders um die Welt

Diesem Vorhaben nähert der Film sich von verschiedenen Seiten, lässt Beteiligte erzählen, Bilder wirken. Die Kamera begleitet Wenders vom Rhein über Wien, in die texanische Wüste, auf ein Set in Montana oder nach Paris. Mal schildern Francis Ford Coppola und Wim Wenders ihre zwei Perspektiven einer Geschichte, dann schlüpft Wenders in die Rollen seiner Schauspieler von damals, lässt den Stift wirbeln wie Bruno Ganz, trifft Erika Pluhar, tanzt mit Gattin Donata.

Dabei beschreitet der Film ähnliche Wege wie Wenders selbst, zeigt Puzzle-Teile, Fragmente, lässt Worte nachhallen, ohne sich in Erklärungsmuster zu versteigen. Auf der Suche nach dem wirklichen Wenders muss man am Ende wohl den Meister selbst respektieren, denn der hat von derlei Selbsterfahrung ganz klare Vorstellungen: "Ich will überhaupt nicht wissen, wer Wim Wenders ist. Ich will es wirklich nicht wissen."

"Wim Wenders, Desperado" war Teil der "Official Selection" von Cannes und läuft am Freitag, 14. August 2020, um 23:50 Uhr im Ersten.