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Streamen für zehn Euro im Jahr: Bibliothek wird zu Online-Videothek

Streamen für zehn Euro im Jahr: Bibliothek wird zu Online-Videothek
Screenshot/PR

In Berlin können die Nutzer der Bibliotheken unbegrenzt Filme und Serien streamen - für zehn Euro im Jahr.

500 Filme streamen für zehn Euro im Jahr? Klingt zu schön, um wahr zu sein, ist aber so. Zumindest, wenn man in Berlin wohnt. Und einen Bibliotheksausweis besitzt. Auf dem Portal Filmfriend können Nutzer der Berliner Bibliotheken nämlich unbegrenzt Filme, Serien und Dokumentationen streamen.

Das Angebot von Filmfriend klingt auf den ersten Blick nicht besonders groß: "Nur" 500 Filme sind verfügbar. Das Besondere daran: Anders als bei geläufigen Streaming-Anbietern wie Maxdome, Netflix oder Amazon Prime kostet die Nutzung dieses Portals schlappe zehn Euro im Jahr. Studenten zahlen sogar noch weniger, nämlich fünf Euro jährlich.

Und das Angebot an Filmen soll stetig steigen. Bis zum Ende des Jahres wolle man das Angebot an Filmen und Serien auf dem Portal auf rund 1.200 Titel erweitern, sagt Anna Jacobi, die Pressesprecherin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, im Gespräch mit TV SPIELFILM. Eine beachtliche Zahl - erst Recht, wenn man bedenkt, dass beispielsweise die populäre Streaming-Plattform Netflix in Deutschland laut einer Auswertung von Golem.de im Sommer 2016 ebenfalls nicht mehr als 1.550 Filme und Serien anbot. Damals war das Portal seit knapp einem Jahr in Deutschland verfügbar. Das Streaming-Angebot der Berliner Bibliotheken existiert seit Juli 2017. "Es steckt noch in den Anfängen", so die Pressesprecherin. "Wir planen, das Angebot stetig zu erweitern."
Weitere Bibliotheken könnten nachziehen
Bislang sind die Berliner Bibliotheken die einzigen Kunden des Video-On-Demand-Portals Filmfriend, das seinen Sitz unweit der Hauptstadt in Potsdam hat. Doch dabei soll es nicht bleiben: Filmfriend will sein Angebot verschiedenen Bibliotheken anbieten, nicht nur jenen in Berlin", so Jacobi. Dass sich Filmfriend auf ganz Deutschland ausbreitet, ist also gut möglich. Die Zahlen aus Berlin klingen bereits vielversprechend: Rund 3.000 Nutzer meldeten sich nach Angaben der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin im ersten Monat an. Ob die Nutzer auch Filme über das Portal schauten, können die Berliner Bibliotheken jedoch nicht erheben: Die Daten werden auf dem Streaming-Portal anonym behandelt. "Wir wissen nicht, welche Filme Sie über unsere Seite schauen", betont Jacobi.

Ob das Angebot der Berliner Bibliotheken Streaming-Portalen wie Netflix, Amazon Prime oder Maxdome den Rang ablaufen wird, ist trotz aller Vorteile unwahrscheinlich. Man konzentriere sich auf der eigenen Streaming-Plattform auf europäische Arthouse-Filme und Dokumentationen, betont Jacobi. Tatsächlich finden sich auf der Startseite des Portals vor allem schon etwas in die Jahre gekommene deutsche Produktionen. Wer nach Klassikern und Schmankerln aus dem letzten Jahrhundert sucht, wird fündig: Zwar sind viele der Filme auf Filmfriend eher unbekannt, aber Filme wie "Der Loulou" von 1980 mit Gérard Depardieu oder "Rote Sonne" von 1969 mit Uschi Obermaier sind sehenswert. Einige neuere Produktionen wie "Die Toten vom Bodensee" (2014), "Die Frau des Polizisten" (2013) und "Neue Vahr Süd" mit Frederick Lau von 2010 finden sich ebenfalls auf der Plattform. Bis in die 1960er Jahre geht die Auswahl zurück. Noch ältere Filme sollen hinzu kommen. "Wir wollen Filme anbieten, die man sonstwo nicht mehr bekommt", betont Jacobi. Tatsache: Wer bei Netflix und Co. bislang vergeblich nach weniger bekannten und älteren Filmen gesucht hat, wird sich bei Filmfriend wohlfühlen.