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Interview

Flüchtlingsdrama "Der Andere": Interview mit Regisseurin Feo Aladag

Flüchtlingsdrama Der Andere: Interview mit Regisseurin Feo Aladag
Regisseurin Feo Aladag am Set mit Hauptdarsteller Nama Traore (Independent Artists, Anne Wilk)

Inmitten seichter Flüchtlingskomödien hat Regisseurin Feo Aladag ("Die Fremde") ein lebensnahes Flüchtlingsdrama gedreht - mit Starbesetzung (Katja Riemann u.a.) und einem "echten'" Flüchtling (Nama Traore) in der Hauptrolle.

"Keine Dokumente? Raus aus dem Zug! Polizist Stefan (Milan Peschel) kennt kein Pardon. Nama (Nama Traore) aus Mali landet in einem überfüllten Hostel für minderjährige Geflüchtete. In der benachbarten Kirche findet der junge Mann etwas Ruhe - und Handschuhe, die er im Berliner Winter gut gebrauchen kann. Die hatte Willi (Jesper Christensen) für seinen Sohn gekauft, den Polizisten Stefan. - Regisseurin Feo Aladag ("Die Fremde", "Zwischen zwei Welten") verwebt Namas Flüchtlingsschicksal mit einem fragilen Vater-Sohn-Drama. Ihre Chronik der Ereignisse macht zum Thema, wovon in der politischen Diskussion um "schnelle Lösungen" keiner spricht. Wir haben mit ihr gesprochen.
Wie schätzen sie das Verhältnis der Deutschen zu Flüchtlingen ein?
Deutschland gibt im Moment ein sehr ambivalentes Bild ab: Unser Land hat Unglaubliches geleistet in Sachen "Flüchtlinge", und tut das nach wie vor. Das ist Teilen der Politik, Teilen der Leitmedien zu verdanken, die im Kern nicht von ihrer humanistischen Position abweichen, auch wenn eine andere die weit opportuner wäre.
Vor allem aber ist es hundertausenden von deutschen Bürgern zu verdanken, die sich ganz persönlich wie auch im Rahmen ihrer Arbeit für andere einsetzen. Und dann ist da eine ganz andere Farbe, eine die sich weit mehr aus Ängsten nährt, die vielleicht auf eindeutigere Lösungen hofft und einfache Antworten sucht, die zu finden schwer ist in einer Lage, die so herausfordernd wie chancenreich ist.
Was läuft schief in unserem Land?
Schief läuft, wie diese so unterschiedlichen Stimmen Deutschlands derzeit miteinander sprechen oder eben auch nicht. Schief läuft es im Leben wie im Film immer da, wo Fronten derart verhärtet sind, dass Sprachlosigkeit regiert und eine gereichte Hand als Brückenschlag kein Gegenüber mehr findet
Politik verspricht uns immer wieder schnelle Lösungen - auch in der Flüchtlingsdebatte. Aber die Bürokratie ist erschreckend träge
Die schnellen Lösungen sind politisch nicht immer die besten, das haben wir in Deutschland doch erfahren. Wichtig ist Zivilcourage, persönlicher Einsatz von allen Bürgern und unser kollektiv empfundenes Verantwortungsbewusstsein im Sinne humanistischer Werte - dann ist schon viel erreicht.
Wie sollten wir Ihrer Meinung nach Rassismus begegnen?
Mit einer klaren Haltung, mit Mut und mit der unnachgiebiger Ausdauer, Rassismus jeglicher Art stets die eigene Menschlichkeit entgegen zu stellen.
Interview: Holger O. Wiechmann