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Die Stadt ohne Juden: Prophetischer Stummfilm zum ersten Mal im Fernsehen

Szene aus Stadt ohne Juden
Verleih

Juden werden aus einer deutschen Stadt vertrieben - 1924 nahm der Film "Die Stadt ohne Juden" den Nationalsozialismus vorweg. Jetzt ist der lange verschollene Film erstmals im deutschen Fernsehen zu sehen - und kommt zur richtigen Zeit.

Weil sie als Sündenböcke für Inflation und Arbeitslosigkeit missbraucht werden, müssen Juden die Stadt Utopia verlassen. Was 1924, als der Film "Die Stadt ohne Juden" zum ersten Mal aufgeführt wurde, noch eine grotesk übersteigerte Dystopie war, wurde zehn Jahre später, als die NSDAP in Deutschland die Macht übernahm, Schritt für Schritt bittere Wirklichkeit.

Heute gilt "Die Stadt ohne Juden", der am 2. Juni zum ersten Mal im deutschen Fernsehen 23.35 Uhr bei Arte) läuft, als prophetisch. In der deutlich als Wien erkennbaren Stadt Utopia fordert das Volk die Ausweisung der Juden, der Bundeskanzler Dr. Schwerdtfeger setzt sich aus strategischen Gründen an die Spitze der antisemitischen Bewegung. Doch schon bald veröden ohne die Juden Stadt und Gesellschaft. Der Handel wandert in andere Städte ab...
Stadt ohne Juden: Vergessen und wiederentdeckt
Bei seinem Erscheinen sorgte das provokante Gedankenspiel nach dem zwei Jahre zuvor erschienen Roman von Hugo Bettauer für Aufruhr. Ein Nationalsozialist erschoss 1925 den Autor. 1933 wurde der Film als Warnung vor Hitler-Deutschland nocheinmal aufgeführt, geriet dann aber in Vergessenheit. Erst 1991 wurde eine Kopie von "Die Stadt ohne Juden" im niederländischen Filmmuseum in Amsterdam wiederentdeckt. 2008 erschien der Film dann auf DVD, aufgrund der schlechten Qualität des Materials aber in einer stark gekürzten und veränderten Version.

2015 fand ein Sammler auf einem Pariser Flohmarkt eine vollständige Kopie des Filmes, die 2018 restauriert im Wiener Metro-Kino aufgeführt wurde. Nun kommt das wichtige Zeitdokument zum ersten Mal ins deutsche Fernsehen. In Zeiten, in denen das Bundesinnenministerium von einem Anstieg judenfeindlicher Straftaten berichtet, leider aktueller denn je.