"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm." Mit diesen Worten begann vor fast 40 Jahren der Roman­zyklus "Der dunkle Turm", ein wilder Genremix aus Science-Fiction, Western, Fantasy und Mysteryhorror. Eben typisch Stephen King. In sieben Bänden erzählt der Bestsellerautor eine epische Geschichte um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. 2004 ­erschien das letzte Kapitel, "Der Turm", 2012 veröffentlichte King einen zusätzlichen Roman, "Wind", der inhaltlich zwischen Band vier und fünf angesiedelt ist.

Deutlich inspiriert von Fan­tasyklassikern wie "Der Herr der Ringe", der "Star Wars"-Saga, aber auch dem Sergio-Leone-Western "Zwei glorreiche Halunken" schuf King ein "Multiversum" verschiedener Welten, die nebeneinander existieren. In dessen Zentrum der titelgebende dunkle Turm, über 180 Meter hoch und von existenzieller Bedeutung: Fällt der Turm, fallen die Welten. Alle.

Stephen King begrüßt Änderungen

Der Letzte seiner Art, Revolvermann Roland Dechains (Idris ­Elba), ist in der "Mittwelt", einer Mischung aus Mittelalter- und Wildwestsetting, auf dem Weg zum Turm, um ihn vor seiner größten Bedrohung zu schützen: dem Zauberer Walter O'Dim (Matthew McConaughey) alias der Mann in Schwarz. Er ist das personifizierte Böse zu Rolands wortkargem Helden und auf der Suche nach einem Teenager aus unserer Welt namens Jake Chambers (Newcomer Tom Taylor), der über eine besondere Gabe verfügt und nicht ahnt, in welcher Gefahr er ist. Jake ist der Schlüssel zur Zerstörung des Turms. Also nimmt Roland sich seiner an.

Kenner der Romane werden bald merken, dass es bei der Verfilmung zu signifikanten Änderungen gekommen ist. Eine der auffälligsten: In den Büchern ist Revolvermann Roland weiß. King selbst begrüßte die Besetzung des schwarzen britischen Schauspielers Idris Elba mit enthusiastischen Worten: "Er ist großartig. Idris kann allein mit seinem ­Gesicht mehr sagen als andere mit Worten." Und King tat noch mehr, er setzte sich eigenhändig ans Drehbuch und reduzierte den Sprachanteil des Revolvermanns: "Je weniger er sagt, desto besser."
Ebenfalls im Film nicht auftauchen werden die von King-Lesern favorisierten Figuren Eddie Dean, ein New Yorker Exjunkie, und ­Susannah, eine im Rollstuhl sitzende Schwarze mit multiplen Persönlichkeiten. Fans hatten ­lange auf "Breaking Bad"-Star Aaron Paul als Eddie gesetzt.

Eine TV-Serie soll folgen

Fast alles, was Stephen King geschrieben hat, ob unter eigenem Namen oder Pseudonym, ist bislang verfilmt worden, mal mehr, mal weniger gelungen. "Der dunkle Turm" stand lange auf den Wunschlisten der Studios und von Regisseuren wie Oscar-Preisträger Ron Howard oder J. J. Abrams ("Star Wars: Das Erwachen der Macht").

Ein Däne musste erst kommen, dessen bekanntester Film "Die Königin und ihr Leibarzt" ist, ein preisgekröntes historisches Drama um die Affäre zwischen der dänischen Königin und dem deutschen Arzt Johann Friedrich Struensee. Nikolaj Arcel, geboren 1972 in Kopenhagen, schrieb Vorlagen für Kinderfilme, aber auch Drehbücher zu den Verfilmungen der Stieg-Larsson- und Jussi-­Adler-Olsen-Krimis.

Arcel drehte den Film für vergleichsweise schlanke 60 Millionen Dollar, vor allem in Kapstadt, Los Angeles und New York. Wenn alles gut läuft, soll eine TV-Serie folgen. Im Trailer können Scharfsichtige neben anderen Verweisen auch das Foto eines Gebäudes entdecken, das die Herzen der Stephen-King-Fans höherschlagen lässt: das Overlook-Hotel aus "Shining". Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen...

Vorlage: Stephen King

Wie viele Bücher er wirklich geschrieben hat, weiß Bestsellerautor Stephen King wahrscheinlich selbst nicht. Kino und Fernsehen zeigten früh Interesse, seine Storys zu ver­filmen, 1976 brachte Brian De Palma Kings Romandebüt "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" auf die Leinwand, Horror­spezi Tobe Hooper machte 1979 aus "Brennen muss Salem" ­einen TV-Film. Die vielleicht legendärste Stephen-King-Adaption erfolgte 1980 durch Regielegende Stanley Kubrick: "Shining". 1991 gewann Schauspielerin Kathy Bates einen Oscar für ihre Rolle als "größter Fan" eines Schriftstellers in "Misery".

"Die Verurteilten", Frank Darabonts Verfilmung aus dem Jahr 1994 einer King-Kurzgeschichte, landete regel­mäßig weit oben auf den Listen der Filmkritiker. Ab und zu schrieb der an der amerikanischen Ostküste lebende Schriftsteller an einem Drehbuch mit, aber nur einmal führte King selbst Regie: 1986, bei dem Horrorschocker "Rhea M. - Es begann ohne Warnung", basierend auf einem Originalskript von King. In der Hauptrolle: Emilio Estevez, Teil des damals sehr populären "Brat Pack". Zuletzt entstanden nach Kings Buch "Die Arena" zwei Staffeln der TV-Serie "Under the Dome", aus dem JFK-­Roman "Der Anschlag" wurde eine Miniserie. Mit Spannung erwartet wird die Neuverfilmung von "Es" aus dem Jahr 1986, die hier am 28.9.2017 in den Kinos starten wird.

Autor: Volker Bleeck