Brisante Affären, freizügige Sexszenen und blutige Racheverbrechen - das sind die bewährten Zutaten für die Erotik-Thriller des britischen Regisseurs Adrian Lyne. In "9 1/2 Wochen" (1985) lassen sich Kim Basinger und Mickey Rourke auf Sadomaso-Spielereien ein. "Eine verhängnisvolle Affäre" (1987) bringt Michael Douglas und Glenn Close gefährlich nah zusammen. Robert Redford macht Demi Moore "Ein unmoralisches Angebot" (1993) und in "Untreu" (2002) mimt Richard Gere den betrogenen Ehemann, der seinen Nebenbuhler ausschalten will.

Danach wurde es still um Lyne, doch nach 20 Jahren Pause meldet sich der jetzt 81-Jährige mit "Deep Water" zurück. Die Handschrift des ehemaligen Werbefilmers ist unverändert - wieder geht es um Beziehungen, Betrug, Eifersucht und Sex. In einem Interview mit A.V. Club sprach der Regisseur nun darüber, war eine gelungene Sexszene braucht, um wirklich erotisch zu sein.

Deep Water: Das Rezept für erotische Szenen nach Adrian Lyne

Auf die Frage, was Lyne hilft, solche intimen Momente einzufangen, antwortete der Regisseur: "Nun, ich denke immer, dass viel Fleisch wirklich sehr unerotisch ist. Was erotisch ist, ist ‚Habe ich das gesehen oder nicht?‘ Dieses Mysterium und die Dinge nicht klar zu sehen und schnell genug, um verlockend zu sein, aber nicht darin herumzusuchen."

Zudem versucht er am Set den Darstellenden alle Freiheiten zu lassen und sich voll auf ihre Rollen einzulassen. Dabei sind auch Fehler nie ein Problem: "Es spielt keine Rolle, ob sie einen Fehler machen, noch einen, noch einen, 30 weitere [Takes] machen, Hauptsache, sie halten sich nicht zurück. Und das ist wirklich meine Aufgabe, das zu versuchen und zu erreichen."

Lyne spielt die Charaktere gegeneinander aus

Regisseur Lyne spannt Affleck (49) gekonnt für seinen Psychoterror ein. Wie weit sind Menschen bereit zu gehen? Er spielt die Charaktere brutal gegeneinander aus: den gehörnten Ehemann, die unbekümmerten Nebenbuhler und die provozierende Ehefrau, die allmählich misstrauisch wird, dass ihr Mann der heimliche Täter ist.

Die gebürtige Kubanerin Ana de Armas (33) spielt ihre Reize gekonnt aus, doch viel mehr muss sie in dieser Rolle nicht leisten. Lyne gibt ihr wenig Raum, eine komplexere Figur zu entwickeln. In der Thriller-Komödie "Knives Out - Mord ist Familiensache" (2019) hatte Armas ihr vielseitiges Talent viel besser einsetzen können. 

Der Dramatiker, Schauspieler und Pulitzer-Preisträger Tracy Letts (56, "August: Osage County", "Die Verlegerin") hat eine Nebenrolle als Schriftsteller, der Vic als Tatverdächtigen ins Visier nimmt. Nach dem Fund einer weiteren Leiche im Swimmingpool ist er nicht mehr zu bremsen. Während Vic und Melinda weiter in der Szene verkehren, will er die Mordtaten aufklären.

In "Deep Water" schaut Lyne erneut hinter die glatte Fassade der amerikanischen Gesellschaft. Er taucht in Beziehungs-Abgründe ein, schwelgt in Leidenschaft, Betrug und Eifersucht. Dabei hält der Regisseur an seinem bewährten Stil fest. Statt Psychodrama mit Tiefgang, das zum Nachdenken anregt, unterhält er mit Erotik, Sex und Blutvergießen.