Verleih

Stenberg: Jeder kann sich nach dem Film vorstellen, wie es ist, alltäglichem Rassismus ausgesetzt zu sein

Was hat Sie an dieser Story besonders gereizt?
Stenberg Ich wollte unbedingt mitspielen, weil ich an die Macht der Empathie glaube. Filme sind das ­ideale Medium, um gesellschaftliche Probleme in Form einer persönlichen Geschichte darzustellen. ­Jeder kann sich nach dem Film vorstellen, wie es ist, alltäglichem Rassismus ausgesetzt zu sein.

Hätten Sie sich ähnlich wie Ihre Figur verhalten?
Eine Sache ist mir zumindest sehr vertraut: Wer heute in den USA als Schwarzer aufwächst, der achtet sehr darauf, wie er sich in unterschiedlichen Umgebungen verhält. Es gibt Räume, die sind traditionell für Weiße reserviert. Beispielsweise teure Privatschulen, da muss man als Schwarzer besonders aufpassen und sich an die Spielregeln halten, sonst scheitert man.
Im Film kann sich Starr in jeder Situation auf die bedingungslose Liebe ihrer Eltern verlassen…

Ich habe auch ein riesiges Glück mit meiner Familie. Wir halten alle zusammen. Meine zwei älteren Schwestern haben mich früher zu Castings gefahren, und meine Eltern waren immer für mich da.

Hat Ihr Vater, wie im Film, ein Gespräch mit Ihnen darüber geführt, wie man sich auf der Straße zu ­verhalten hat?
Ich habe schon früh durch Beobachtung gelernt, dass man vorsichtig sein und genau registrieren muss, was passiert. Meine Schwester hat ihren Jungen gewarnt, er soll nicht die Kapuze ­seines Hoodies hochziehen und zu Boden schauen, wenn er durch die Straßen geht. Damit macht man sich schon verdächtig.

Gab es eine Phase in Ihrem Leben, wo Sie sich nicht akzeptiert fühlten?
Als angehende Schauspielerin ging es mir jeden Tag so. (lacht) Ich habe schon mit vier Jahren angefangen, in Werbespots aufzutreten, und da wurde mir bereits in meiner Kindheit klar, dass weiße Mädchen, die vergleichbare Sachen wie ich machten, eindeutig bevorzugt wurden. Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen wie Starr gemacht.
Wie kam das?
Ich bin zwar in einer schwarzen Nachbarschaft aufgewachsen, ging aber auf eine Schule, die vor ­allem von weißen Kids reicher Eltern besucht wurde.

Sie haben sich kürzlich als lesbisch geoutet.
Das war eine Befreiung, ich hätte keine Lust, in der Filmbranche zu arbeiten, wenn ich dort nicht die sein kann, die ich bin.