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Martin Rütter klagt an: "Es ist und bleibt ein krankes Geschäft, das hier durchgezogen wird"

Martin Rütter
Martin Rütter RTL

Für eine VOX-Reportage reist Hunde-Trainer Martin Rütter durch Deutschland und bis nach Ungarn. Dabei findet er deutliche Worte und klagt an: "Man kann Welpen aussuchen wie Klopapier".

Hunde sind etwas Wunderbares. Sie sind intelligent. Sie sind treu. Sie gelten als der beste Freund des Menschen. Manchmal sind Hunde sogar ganz besonders erstaunliche Wundertiere. Da gibt es zum Beispiel jenen Welpen, der schon vor seiner Geburt gegen Tollwut geimpft war. So zumindest stand es in seinem Impfpass – ein klarer Grund, in diesem Fall misstrauisch zu werden. Für VOX macht sich Hundeerzieher und Hundebesitzer-Unterhalter Martin Rütter auf den Weg, schwarze Schafe im Hundehandel ausfindig zu machen – und er beschreibt die Sauereien: "Das gnadenlose Geschäft mit den Welpen."

Corona-Folgen für den Tierhandel

10,7 Millionen Hunde gab es in Deutschland im Jahr 2020, in jedem fünften Haushalt heißt es "Sitz!" und "Bei Fuß!". Die Corona-Pandemie hat die Einsamkeit der Menschen und damit die Liebe zum Vierbeiner noch weiter gestärkt. Wir sehen, wie sich Martin Rütter mit Zottelbart und Rauschehaaren tarnt, dann steigt er ins Wohnmobil, um einen der großen Hunde-Dealer zu besuchen. Der Großhändler bietet in Dorsten 150 Welpen auf zwei Stockwerken an. "Hier werden Lebewesen zur Ware – und das mitten in Deutschland", sagt Rütter. Vom Zwingerraum geht's ins Spielzimmer, um Welpen "in einer Alltagssituation" kennenzulernen. Undercover-Rütter und seine Begleiterin inszenieren vor der Verkäuferin einen Streit. Er besteht auf einem Schäferhund. Sie will etwas süßes Kleines. Zur Not, sagt sie, könne man das Hündchen dann ja an die Schwester weiterreichen. Die Verkäuferin stört das nicht. "Ich weise nur darauf hin", mischt sie sich in den Streit, "dass wir die Hunde nicht umtauschen."

1.950 Euro kostet ein Tier – und das ist nur der Auftakt zu mehr. VOX stellt drei Hunde vor, die in dieser Welpenstube gekauft wurden. Der eine fiel schnell auf, weil er beim Gassigehen geröchelt hat. Der andere hat schon am Tag nach dem Kauf gebrochen. Der dritte hatte Milben und Bakterien in der Nase. "Alle drei Hunde haben Tierarztkosten im vierstelligen Bereich verursacht", kommentiert Rütter. Eine der Käuferinnen sagt es deutlich: "Man fühlt sich betrogen." Eine zweite ergänzt: "Das sind kleine Schutzbefohlene, dann geht man so brutal mit ihnen um." Und der Hundefachmann befindet: "Man kann seinen Welpen aussuchen wie das Klopapier – mit derselben Beratung." Rütter zeigt sich sicher: "Alle Hunde hatten Schiss. Die können sich alle nicht gesund entwickeln."

Nicht nur die Tiere leiden. Martin Rütter besucht Karen und Christian. Das Paar erzählt die Geschichte seines Husky-Welpen namens Blue. Der Verkäufer baut geschickt Druck auf. Es gebe noch einen anderen Interessenten, deshalb müsse man sich schnell entscheiden. Karen und Christian sind "schockverliebt". Sie nehmen Blue gleich mit. 1.200 Euro lassen sie dort. Als einziges Dokument bekommen sie einen Impfpass. Zu Hause ist Blue auffallend müde. Schon am nächsten Tag mag der Welpe nicht mehr aufstehen. Der Tierarzt erkennt, dass das junge Tier schwerkrank ist. Blue wird eingeschläfert. "Für mich war das die schwierigste Entscheidung in meinem Leben", sagt Christian. Bei Herrchen und Frauchen fließen noch im Rückblick die Tränen, wenn sie von ihrem kleinen Kurzzeit-Freund erzählen: "Ich bereue keine Sekunde, die ich mit Blue hatte." Viele Sekunden Gemeinsamkeit sind es nicht geworden. Das ist schlimm. Schlimmer ist, was die Tierärztin dazu sagt: "Ich hatte an einem Tag drei solcher Hunde auf dem Tisch…"

Weitere Stationen der Reise zeigen, wie Hunde auf den Hund kommen. Besuch in Wunsiedel, Oberfranken, nahe zur Grenze nach Tschechien. Im Tierheim hat man Welpen aufgepäppelt. Die waren zehn Tage jung, als sie in einem Verkäuferauto gefunden wurden: noch blind, noch taub, dazu unterkühlt. "Die ersten drei Nächte waren ganz schlimm", sagt die Tierheim-Chefin. "Ich habe nicht gedacht, dass ich die durchbringe." Ihr eigener Hund hat mitgeholfen. Er hat den Zwergen nach dem Fressen den Bauch geleckt, um die Verdauung in Gang zu bringen. Station Lübeck. Wieder Tierheim. Wieder die Leiterin. Sie hatte gerade weniger Erfolg. "48 Stunden habe ich durchgeheult", erzählt sie, "und das, obwohl das Sterben zu junger Tiere inzwischen zum Tagesgeschäft gehört." Station Ungarn. Rütter stößt auf Geschäftspartner des deutschen Großhändlers. Fast 100 Welpen an einem Ort, offensichtlich nur gefüttert, aber nicht betreut. "Es gibt niemanden, der sich um die Welpen kümmert – keine Decke, nichts Warmes, die liegen auf Beton. Es ist wirklich bedrückend", sagt Rütter. "Das ist natürlich eine Katastrophe. Geisteskrank ist das." Und der Fachmann urteilt hart: "Es ist und bleibt ein krankes Geschäft, das hier durchgezogen wird."

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Martin Rütter über Welpen-Handel: "Eines der lukrativsten Geschäfte"

Hunde sind etwas Wunderbares. Leider sind sie auch ein wunderbares Geschäft: hohe Gewinne und milde Strafen bei Gesetzesverstößen. Oder wie Martin Rütter sagt: "Eines der lukrativsten Geschäfte nach Drogen und Waffen". Vor die Kamera tritt Pierre Du Bois, Kommunikationschef von eBay. Die Plattform hat sich klare Regeln gegeben. Hundewelpen dürfen erst ab einem Alter von zwölf Wochen verkauft werden. Nur Tiere aus Deutschland dürfen angeboten werden. Das Team um Rütter findet jedoch mit wenig Aufwand einen Hund aus Italien auf eBay. Ebenso einen Welpen, der erst neun Wochen alt ist. "Eine ganz entscheidende Rolle kommt den Verbrauchern zu", schiebt der eBay-Pressesprecher die Verantwortung weiter. Eine Verifizierung über den Personalausweis hält er nicht für sinnvoll – das sehe die Polizei auch so. Diese Aussage kontert Rütter bei einem Gespräch beim Landeskriminalamt. Und was sagt die Polizei wirklich? Ihr Vertreter antwortet mit einem Vergleich. Das wäre dann etwa wie ein Rat der Sorte: "Wir bauen keine Schlösser in die Türen ein, weil sowieso eingebrochen wird." Es bleibt zum Winseln.

Der Martin Rütter klagt an: "Es ist und bleibt ein krankes Geschäft, das hier durchgezogen wird" wird veröffentlicht von BUNTE.de.