Die wohl bekannteste Episode dieser internationalen Kurzfilmsammlung ist die des Franzosen François Truffaut. Als man ihn bat, sich an der Produktion zu beteiligen, hatte er die Idee, den Lebensweg seines Helden aus SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN, Antoine Doinel, in der Episode Antoine und Colette weiterzuspinnen. Der 17-jährige Antoine verliebt sich in Colette, ein Mädchen, das er bei seinen regelmäßigen Konzertbesuchen kennen gelernt hat. Doch sie sieht nur den gu ten Kameraden in ihm, nicht den romantischen Liebhaber. Alle Anstrengungen Antoines, die Gunst seiner Angebeteten zu gewinnen, scheitern. Dafür kommt er bei ihren Eltern umso besser an. Der italienische Beitrag, von Roberto Rossellinis Sohn inszeniert, sch ildert den ungleichen Kampf zweier Frauen – die eine ist jung und arm, die andere alt und reich – um die Liebe eines schönen Jünglings, der sich am Ende für das angenehme Leben an der Seite der begüterten Dame entscheidet. In der dritten Geschichte geht es um einen japanischen Arbeiter, der auf seinem täglichen Weg zur Fabrik die Bekanntschaft einer jungen Studentin macht. Da die Klassenunterschiede scheinbar unüberwindbar sind, sieht er keinen anderen Ausweg als sie zu ermorden, um sie endlich »besitzen« z u können. Marcel Ophüls lieferte als deutsche Episode das Porträt eines ehrgeizigen Pressefotografen, der seine schwangere Freundin sitzenlässt, sich später aber eines Besseren besinnt, zu ihr zurückkehrt und sie heiratet. Wajda, mit 35 Jahren der älteste unter den Regisseuren, liefert eine Beziehungsanalyse zwischen der Kriegsgeneration und der damaligen Jugend. Ein schon etwas älterer Mann errettet im Zoo ein junges Mädchen aus den Klauen eines Eisbären. Aus Dankbarkeit und Bewunderung nimmt sie ihn mit z u sich nach Hause, wo ihre Freunde auftauchen und den Mann verspotten und lächerlich machen. Zwar liegt diesem Episodenfilm ein gemeinsames Thema zugrunde – die Liebeserfahrungen verschiedener zeitgenössischer Jugendlicher -, doch bilden die einzelnen Vari ationen keine geschlossene Einheit. Das liegt zum Teil darin begründet, dass der italienische und der deutsche Beitrag aufgrund ihrer wesentlich schwächeren Inszenierung unangenehm auffallen. Liebe mit zwanzig erlebte seine Uraufführung bei den Berliner Fi lmfestspielen in Berlin 1962, kam danach in Deutschland aber nicht in die Lichtspielhäuser. Im Fernsehen war lediglich der französische Beitrag Antoine und Colette zu sehen, der als zweiter Teil der Doinel-Serie von Bedeutung war.
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