Originaltitel: The PrisonerGB | 1955 | 910 Min. | FSK: 12
IMDb-Bewertung: 6,8 von 10
Obwohl Autorin Bridget Boland bei ihrem Stoff jeglichen Bezug zur Realität ablehnte, spiegelt sich in ihm doch deutlich das Schicksal des ungarischen Kardinals Mindszenty wider, der 1944 noch gegen die Nazis gekämpft hatte und später von der kommunistischen Führung verhaftet wurde. Alec Guinness spielt einen inhaftierten Geistlichen, der in einem nicht näher genannten kommunistischen Land dem zermürbenden Verhör eines Anwalts ausgesetzt wird, mit dem der Priester sich einst Jahre zuvor gemeinsam im Widerstand gegen die Nazis engagiert hatte. Heute stehen die beiden Männer auf völlig unterschiedlichen Seiten und sind dessen verlustig geworden, was sie einst verbunden hat. Die Personenkonfiguration fand in Alec Guinness und Jack Hawkins würdige Vertreter, denn die beiden Schauspieler waren selbst seit frühen Theatertagen miteinander befreundet und hatten bereits gemeinsam in den Filmen DIE BRÜCKE AM KWAI und LAWRENCE VON ARABIEN zusammen gespielt. Der Gefangene, in düsteren Schwarzweiß-Bildern eingefangen, ist ein erschütterndes Drama über die bis zur Vernichtung ausgelebten Machtprinzipien, an deren Ende weder Sinn oder Unsinn des Glaubens noch eine politische Ideologie, sondern die Tragödie menschlicher Gefühlskälte und Entfremdung steht. Die Auswahlgremien der Filmfestivals von Cannes und Venedig taten sich mit Peter Glenvilles Werk damals sehr schwer und entschlossen sich, ihn nicht in das jeweilige Wettbewerbsprogramm aufzunehmen. In Frankreich warf man dem Streifen »Anti-Kommunismus« vor, die Italiener meinten »Anti-Katholizismus« zu entdecken und lehnten ihn aus diesem Grunde ab.
