TATORT: HERZ AUS EIS (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

"Darf man eine Anleitung für einen perfekten Mord im TV geben?" Mit dieser Frage erregte sich Dieter Bohlens Lieblingszeitung über diesen höchst bemerkenswerten Tatort zu Unrecht. Denn, dass man mittels Insulin einen Nichtdiabetiker in die ewigen Jagdgründe schicken kann, ist jedem Krimifan bekannt. Und die Todesart Narkotisieren und Ersäufen ist ebenfalls nicht sonderlich originell.
Mir haben beim gestrigen Tatort in erster Linie die ausgezeichneten Jungschauspieler gefallen, die im Internatsmilieu durch sämtliche Klischees gehetzt wurden, aber trotzdem höchst glaubwürdig spielten. Nora von Waldstätten war die mordende Intrigantin, Florian Bartholomäi gab ihren ebenfalls moralfreien Freund, der um seine Ziele durchzusetzen mit dem schwulen Industriellensohn in die Falle steigt. Rosalie Thomass mimte eine russische Milliardärstochter in diesem reichlich unmagischen Hogwarts.
Es war vollkommen okay, dass von vornherein feststand, wer denn die Mordbuben sind. Die Spannung bezog dieser Sonntagsabendfilm aus der Frage, wer denn noch dran glauben muss. Und ob es Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und Oberkommissar Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) gelingen wird, das Leben der anderen Schüler zu retten. Wobei die Kabbeleien zwischen den beiden wohl bald eine Ende haben werden, weil nach dieser Folge einer Beförderung des Oberkommissar nichts mehr im Wege stehen sollte.
Natürlich ist es vor so grandioser Kulisse wie dem Bodensee einfach das nötige Lokalkolorit beizubehalten. Aber dafür sorgt auch die stets ein wenig penetrante Reviersekretärin Annika Beck, die von Justine Hauer gespielt wird und die ihrem Chef dem Noch-Oberkommissar Kai Perlmann mächtig schöne Augen macht.


Kai Rehländer