Bei Flo Bohringer (Katja Riemann) scheint alles rundzulaufen. Sie ist die bekannte Moderatorin einer feministischen Fernsehshow. Sie hat ein Frauenhaus mit aufgebaut. Und ganz nebenbei noch zwei Kinder großgezogen. Doch als ihre 15-jährige Tochter Luna (Hannah Schiller) sich eines Tages das Leben nimmt, liegt das perfekte Leben des TV-Stars in Scherben. Das ist der Ausgangspunkt der Miniserie "RESET - Wie weit willst du gehen?" am Montag im ZDF.

"RESET" im ZDF: Katja Riemann reist in die Vergangenheit

Doch muss es so bleiben? Die trauernde Mutter bekommt von einer Bekannten die Telefonnummer von "Plan B", einem Unternehmen, das Zeitreisen anbietet. Nach kurzer Überlegung ruft Flo dort an. Sie hat präzise Angaben zu machen, wie weit sie in der Zeit reisen möchte, und überweist die geforderte Summe. Wenig später wird sie von zwei Männern aufgegriffen, in einen Kleinlaster geworfen und in die Vergangenheit befördert.

Flo will ihre Tochter retten, ja ihre beiden Kinder Luna und Carlo zu stärkeren und glücklicheren Menschen machen. Dabei hinterfragt sie zunehmend ihr Verhalten als berufstätige Mutter und ihre Karriere. Sie ändert frühere Entscheidungen im Leben und löst so neue Schwierigkeiten aus.

Verschenktes Potential: "RESET" bleibt klischeehaft und flach

"RESET" erzählt also ein sehr schweres und gleichzeitig wichtiges Thema – das auch an den Beteilgten nicht spurlos vorbeigegangen ist. So gab Katja Riemann im ZDF-Interview zu: "Als wir eine sehr emotionale Szene drehten, haben wir zusammen geweint, weil jeder und jede an einem anderen Punkt abgeholt wurde." Und auch für Hannah Ziller war der Dreh eine große Herausforderung: "Gleich zu Beginn der Arbeit an der Serie war mir klar, dass ich bei diesem Projekt auf mich aufpassen musste. Die Herausforderung ist weniger, sich zu Beginn des Drehtags in Luna hineinzufühlen als am Ende auch wieder herauszukommen. Es war mir wichtig, dass ich all die negativen Emotionen, die ich durch Luna den ganzen Tag verkörpert habe, nicht in mein Privatleben und meine Zwischenmenschlichkeit mit meinen Freunden mitzunehmen und mich selbst die ganze Zeit traurig oder aggressiv zu fühlen. Da bin ich sehr froh über mein gutes Umfeld, das mir sehr dabei geholfen hat."

Suizid ist ein sehr komplexes Thema, ein heikler Stoff für anspruchsvolle Abendunterhaltung. Die Serie geht Motiven nach. Der Zuschauer erfährt im Laufe der ersten Folge von Lunas gewalttätigem Freund, von Leistungsdruck und den anderen Problemen, die die 15-Jährige so sehr belastet haben, dass sie keinen Ausweg mehr sah. Dann kommt mit der Zeitreise ein harter Bruch in der Handlung.

Mit diesem Spagat zwischen Abenteuer-Thriller und gesellschaftskritischem Drama haben sich die Macher der Miniserie sehr viel vorgenommen. Ein wichtiges Thema wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen und verschenkt: Suizid im Teenageralter. Laut Statistischem Bundesamt haben sich in Deutschland im Jahr 2022 fast 200 Menschen im Alter unter 20 Jahren getötet.

Die ausgezeichneten Schauspielerinnen und Schauspieler müssen in dieser Serie gegen eine sehr klischeehafte Figurenzeichnung ankämpfen. Lunas Mutter ist zu wenig zu Hause und Lunas gewalttätiger Freund ist ein Gamer. Das Bild der an Depressionen erkrankten Teenagerin wirkt stilisiert und flach, ein wenig als hätte man Tochter Luna in schwarze Outfits gesteckt und einen dicken Kajal aufgetragen, um die perfekte Depressive zu zeigen. Durch die Serie hinweg werden Vorurteile bedient. So hat man vor 30 Jahren über seelische Krankheiten gedacht. Statt in der Zeit zu reisen, hätte da mehr Gegenwart gutgetan.

Die ersten zwei Folgen von "RESET - Wie weit willst du gehen?" zeigt das ZDF am 11. März ab 20:15 Uhr. Die dritte und vierte Episode folgen am 13. März. Die zwei letzten Folgen kommen am 14. März. In der ZDF-Mediathek ist bereits die komplette Miniserie vefügbar.

 

Psychische Erkrankungen und Suizidgedanken können jeden treffen. Wenn du selbst oder jemand in deinem Umfeld von Suizidgedanken betroffen ist, scheue dich nicht davor, Hilfe zu suchen!

Du erhältst kostenlos und anonym Hilfe von erfahrenen Beratern bei der Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0 800-111 0 111 oder 0 800-111 0 222. Weitere Hilfsangebote bietet auch die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.

Darüber hinaus kannst du dir bei deinem Hausarzt des Vertrauens Rat holen. Er kann dir helfen, geeignete Psychiater und Psychotherapieplätze zu finden.