Die einst verhaltensauffällige Labradorhündin Hanna ist kaum wiederzuerkennen: Früher verbellte sie alles und jeden, kam nur schlecht zur Ruhe und war aggressiv gegenüber Artgenossen. Zehn Monate später läuft sie sogar entspannt neben Frauchen Manuela, wenn die auf ihrem Pferd ausreitet.
"Ich kann's echt nicht beschreiben: Als hätte ich die schon von Anfang an gehabt", schwärmt Hannas glückliche Halterin. Selbst an anderen Hunden trottet die einstige Pöbelqueen nun entspannt vorbei. "Mein Fazit: Alles richtig gemacht mit einem Tierheimhund, besser kann es gar nicht gehen", sagt sie.
Martin Rütter ist von der Entwicklung schwer beeindruckt: "Das ist ein super schönes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man sich richtig Zeit nimmt, den richtigen Menschen findet und natürlich mit Sinn und Verstand rangeht."
Nicht so gut lief es hingegen für Herdenschutzhund Calito. Der große ungestüme Riese wurde nach nur einer Woche wieder ins Tierheim zurückgegeben. Die Hoffnung auf ein "Für immer"-Zuhause zerbrach schnell, weil die Interessenten sich den Anforderungen doch nicht gewachsen sahen. Im Tierheim regelmäßiger Besucher seither: Tiertrainer Marcel Wunderlich, der schon die Vermittlung begleitet hatte.
Zwischen ihm und dem "Unvermittelbaren" hat sich eine enge Beziehung aufgebaut, hinzu kommt: Die zahlreichen neuen Interessenten für Calito sind aus unterschiedlichen Gründen doch nicht ideal geeignet. "Was wir gar nicht haben können ist, dass der jetzt so ein Wanderpokal wird", warnt auch Martin Rütter zur Vorsicht.
Die Tierheimleiterin hätte da aber eine Idee: "Wir wünschen uns jemanden, der Calito überall mit hinnehmen kann", sagt sie und grinst den Hundetrainer an. Marcel Wunderlich ahnt schon, was Sache ist: "Dass es mir der Stinker angetan hat, ist ja jetzt auch kein Geheimnis", sagt er und verspricht, sich ernsthaft Gedanken zu machen, ob er den Langsitzer selbst adoptieren möchte.
Bisher kam Calitos Adoption für ihn nicht infrage, aufgrund seiner Hündin Xabi. Doch die verstarb vor Kurzem. Seither ist Marcel ohne Hund. "Ich bin heute nicht zum Training da", sagt er, als er das Tierheim beim nächsten Mal besucht, "so aufgeregt war ich noch nie!" Marcel hat sich tatsächlich entschieden, Calito bei sich aufzunehmen.
Martin Rütter freut sich, entkräftet aber auch gleich ein Vorurteil: "Viele Menschen sind naiv und sagen: 'Der ist jetzt bei einem Hundetrainer, da ist in sechs Wochen alles geregelt, absolut nicht! Auch die beiden werden einen langen, intensiven Weg vor sich haben", weiß er - auch aus eigener Erfahrung: Mit seiner Hündin Emma habe es fast zwei Jahre gebraucht, bis sie ein eingespieltes Team wurden.
Auch zum Training mit anderen Hunden nimmt der "Hundeprofi" den Australian-Shepherd-Terrier-Mischling nur äußert selten mit: "In den letzten zehn Jahren war Emma keine viermal dabei", sagt er schmunzelnd. Klar aber ist: Calito hat nun einen Halter an seiner Seite, der genau weiß, wie viel Zeit und Geduld man für einen "Unvermittelbaren" aufbringen muss.
Das Original zu diesem Beitrag "Martin Rütter prophezeit "langen, intensiven Weg" mit Tierheimhund" stammt von "Teleschau".