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Wie das ZDF mit Netflix kooperieren könnte

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Interessante Aussichten: ZDF und Netflix arbeiten zusammen. Entsteht dabei eine "ZDFlix Original Serie"? Montage/PR

Der ZDF-Intendant Thomas Bellut spricht sich für eine Kooperation mit Netflix aus. Steckt dahinter mehr als ein geschickter PR-Schachzug? Wir beleuchten ein mögliches Streamingszenario.

Es ist kaum mehr als ein halber Satz von ZDF-Chef Thomas Bellut, geäußert gegenüber der Deutschen Presseagentur. Doch dieser schwirrt seit gestern lautstark durch die gesamte deutsche Medienlandschaft: "Wir haben mit Netflix koproduziert beim Kinderprogramm oder die Serie '4Blocks' von TNT Serie für ZDFneo eingekauft." Er schiebt hinterher, dass die Dienste hinsichtlich Angebot und Preis nicht vergleichbar seien, doch dann frohlockt er: "Wir sind aber grundsätzlich offen für Kooperationen."

Die Alarmglocken der Redaktionen läuten: "Netflix" und "offen für Kooperationen" in anderthalb Atemzügen? Sagt der ZDF-Intendant damit, dass er gerne mehr als Kinderprogramm mit Netflix realisieren möchte? Bringt er sich beim Streamingdienst ins Gespräch oder ihm gegenüber in Stellung? Und was ist mit Geld? Ist das ganze vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver angesichts üppiger Sparauflagen, die ARD und ZDF bis 2028 realisieren sollen? Viele Fragen, kaum Antworten.
Foto: imago, ZDF-Intendant Thomas Bellut ist "offen für Kooperationen"

Ein kluger PR-Schachzug

Zunächst einmal ist es nur ein Interview und liefert insofern nicht viel mehr als ein paar Konturen in der Außendarstellung. Natürlich muss der ZDF-Intendant im Jahr 2018 über Streaming sprechen, alles andere wäre purer Anachronismus. Die ARD hat den Schritt zu einer Streaming-Kooperation nun mal zuerst gewagt: Für die Prestigeserie "Babylon Berlin" ging der Senderverbund eine Kooperation mit dem Pay-TV-Anbieter Sky ein, knapp 40 Millionen Euro kostete die Produktion insgesamt. Und das ZDF? Hat im selben Jahr "Die Lobbyistin" als ZDFneo-Dramaserie ausgestrahlt. Damit wollten die Mainzer "Debatten anstoßen, polarisieren und Fragen in den Raum stellen" und verprellten damit doch nur passionierte Serienzuschauer, die mit "The West Wing" oder "House of Cards" deutlich anspruchsvollere, bessere Polit-Unterhaltung gewohnt sind.

Dennoch war das dpa-Interview ein kluger PR-Schachzug, denn alle großen deutschen Medien stürzten sich auf das Zitat und mindestens einen Tag lang war das "ZDF" in Kombination mit dem Wort "Netflix" in aller Munde. Schnell wurde darauf hingewiesen, wie schwierig Kooperationen mit Pay-TV-Anbietern für öffentlich-rechtliche Anbieter sind. Auch die ARD könne vor der Fernsehausstrahlung von "Babylon Berlin" kein Fazit ziehen. Tatsächlich könnte Sky mehr von der frühen Erstausstrahlung profitieren, aber dass die großartige 20er-Jahre-Serie im Ersten ein Flop wird, ist höchst unwahrscheinlich.

Neue Realitäten erfordern neue Modelle

Foto: Imago/PR, Schielt Thomas Bellut Richtung Streamingkonkurrenz? Muss der ZDF-Slogan "Mit dem Zweiten sieht man besser" neu definiert werden?
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Serienbooms und der abwandernden jungen Zielgruppe gen Netflix und Co. will ZDF-Chef Bellut wahrscheinlich auch seinen eigenen Laden für senderübergreifende Projekte sensibilisieren. Frei nach dem Motto: "Lasst die ARD mal machen, wir machen es noch besser." ist dem ZDF sicher daran gelegen, eine BILD-GEZ-Bashing-Kampagne wie im letzten Jahr bei "Babylon Berlin" zu vermeiden.

Mit Blick auf die Sparauflagen, bei denen das ZDF von 2021 bis 2028 270 Millionen Euro weniger ausgeben will, sind neue Finanzierungsmodelle also ein interessanter, notwendiger neuer Weg. Denkbar wäre der gemeinsame Erwerb einer großen, deutschen Serie - das ZDF bekommt die Fernsehrechte, Netflix die Lizenz für Video-on-Demand. Die UFA Fiction hat im November beispielsweise die ambitionierte Geschichte "Zellers Reeperbahn" mit Ulrich Tukur angekündigt. Die Produktion soll laut UFA-Fiction-Produzent Benjamin Benedict in einem ähnlichen zeitlichen Sendevolumen wie "Ku'damm 56" konzipiert sein, allerdings stünden weder Ausstrahlungsform noch Sender/Streamingdienst fest. Der Fantasie bei neuen Partnerkonstellationen ist also keine Grenze gesetzt.

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