Bettina Poser aus Cremlingen bei Braunschweig ist Hebamme. Als Günther Jauch sie fragte, wie sie in ihrem Beruf mit der ständigen Ausnahmesituation umgehe, dass Schwangere "verständlicherweise wahnsinnig aufgeregt" seien, während "Männer im Weg stehen oder Hinweise geben wollen", antwortete sie: "Der erste Schlüssel ist Empathie und Geduld und dass man Kompetenz ausstrahlt, eine starke Schulter anbietet - mehr ist es eigentlich nicht."
Diese Eigenschaften zeigt der "Wer wird Millionär?"-Moderator manchmal auch. Er kann aber auch anders, wie manche Kandidaten in der langen Geschichte der RTL-Quizshow feststellen mussten. Kurz nach der 16.000-Euro-Frage wurde Jauchs Geduld auf eine Probe gestellt.
"Wen löste Linda Yaccarino kürzlich als CEO ab?" Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg oder Tim Cook? "Das weiß bestimmt die Dame aus Amerika", dachte Bettina Poser laut. "Woher wissen Sie, dass die aus den USA ist?", wunderte sich der Moderator. "Das war während der Warm-up-Zeit", erklärte die Kandidatin. Jauch stellte sich dumm: "Jetzt blicke ich nicht durch?"
"Ich habe den siebten Sinn"
Bettina Poser ahnte, peinlich berührt: "Bestimmt habe ich jetzt was gesagt, was ich gar nicht sagen dürfte." Sie versuchte, die Situation mit einer Notlüge zu retten: "Ich habe den siebten Sinn", behauptete sie, wenig glaubwürdig. "Nachdem das jetzt rauskam: Ich muss Ihnen ein Geständnis machen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer!", kündigte Jauch vollmundig an. "Seit 24 Jahren sind das alles Schauspieler, die hier sitzen. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden vorher gebrieft, wann sie etwas wissen und wann nicht. Die Gewinne werden grundsätzlich nicht ausgezahlt!"
Bettina Poser prustete amüsiert in ihr Glas, weil offensichtlich war, dass Jauch scherzte. "Und ich selbst bin auch nur so eine Art Künstliche Intelligenz", fuhr er fort und musste dabei über seinen Unsinn selbst mitlachen. Um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, schwenkte Poser um und wählte statt der amerikanischen Dame einen Herrn als Publikumsjoker. Der wusste: Elon Musk wurde von Linda Yaccarino als Boss von X (ehemals Twitter) ersetzt.
Kandidatin entschied: "Ich will nicht zocken."
Während die Kandidatin ihren Fauxpas schnell vergessen machen wollte, ging der Moderator in die Offensive: "Und dann tauchte ja ein böser Verdacht auf, dass sie hier alle unter einer Decke stecken, weil Sie gesagt haben: 'Da ist eine Amerikanerin', das wüssten Sie aus dem Warm-Up", fasste er zusammen. Dann erklärte er, was die Zuschauer nicht zu Gesicht bekommen sollen: Vor dem Auftritt des Moderators wurde das Studio-Publikum stets von einem "lieben Kollegen" informiert, wie der Ablauf der Show vonstattenginge. Dabei würde auch darüber gesprochen, woher die Gäste kommen. Die Kandidatin hatte sich offenbar gemerkt, welche Dame aus den USA stammte.
Jauch verriet: Immer wieder käme es vor, dass Enthüllungsjournalisten sich als harmlose Gäste tarnten, um heimliche Fotos zu machen für eine Insider-Geschichte darüber, wie es bei "Wer wird Millionär?" wirklich abläuft. Die unfreiwillige Whistleblowerin Bettina Poser wollte Jauchs Aufforderung, offen zu reden und Beschwerden loszuwerden, nicht nachkommen: "Ich bin schon in genug Fettnäpfchen getreten gerade und vermeide das. Ich fühle mich hier sauwohl."
Ab da lief es gänzlich ohne Fettnäpfchen für Bettina Poser. Die 64.000-Euro-Frage: "Achtung Abzocke: Es gibt einige OBD2-Steckmodule auf dem Markt, für die damit geworben wird, man könne mit ihnen bis zu 15 Prozent ...?" ... schneller Handys aufladen, Sprit sparen, leiser Rasen mähen, mehr Alkohol vertragen? Der zur Hilfe gerufene Gatte versagte als Telefonjoker, und sie entschied: "Ich will nicht zocken." Ihre vermutete Antwort "Sprit sparen" wäre richtig gewesen.
Günther Jauch lästert über "Vollkasko-Mentalität" seiner Kandidaten
Überhangkandidatin Kim Bergmann aus Düsseldorf erspielte 16.000 Euro. Jennifer Priewer, Diplompädagogin aus Berlin, reizte Günther Jauch zu einer generellen Kritik, als sie sich trotz starken Bauchgefühls bei der 8.000-Euro-Frage absicherte. "Ich will an diesem Beispiel die Frage beantworten, die sehr oft an mich gestellt wird, warum es seit ein paar Jahren keinen Millionär mehr gegeben hat", setzte der Moderator bedeutungsschwanger an. Es läge an "dieser Vollkasko-Mentalität, also alles bis ins Letzte abzusichern".
Das wäre nicht nur in der Sendung so, sondern auch in der Gesellschaft, sinnierte er. "Im Grunde hatten Sie die Frage komplett beantwortet, aber um die letzten drei Prozent Unsicherheit, die es immer im Leben gibt, auszuschließen, haben Sie den Joker genommen", lamentierte Jauch. Langfristig aber zahlte sich die "Vollkasko"-Strategie aus: Jennifer Priewer entpuppte sich als erste Kandidatin seit langer Zeit, die es bis zur Halbe-Million-Frage schaffte. Sie entschied sich zwar dagegen, doch erspielte immerhin 125.000 Euro.
Jasmin Wagner, Namensvetterin der Sängerin mit dem Künstlernamen Blümchen, ist Key-Account-Managerin bei einem Kondom- und Babywaren-Hersteller. Sie erspielte 16.000 Euro.
Das Original zu diesem Beitrag "Wer wird Millionär?: "Alles Schauspieler, die hier sitzen" – Günther verrät Show-Geheimnis" stammt von "Teleschau".