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WDR zieht erneut eine Doku zurück

Costa Luminosa, Billig-Kreuzfahrt
WDR Reporter Daniel Aßmann checkte Billigkreuzfahrten und genoss selbst Luxus. Getty Images

Schon im Januar musste sich der Westdeutsche Rundfunk heftige Kritik wegen einiger Beiträge der Porträt-Reihe "Menschen hautnah" einstecken. Nun sorgte eine weitere Reihe für Schlagzeilen.

Stein des Anstoßes waren im Januar drei Folgen aus der Reihe "Menschen hautnah": In "Ehe aus Vernunft - Geht es wirklich ohne Liebe?" gehören zu den Protagonisten u.a. Manuela und Olli, ein Ehepaar, dass nach einer Trennung nun eine Vernunftehe führt, um Miete zu sparen. In der bereits im November gesendeten Doku "Liebe ohne Zukunft? Heimliche Affären und ihre Folgen" war das gleiche Paar zu sehen, allerdings unter dem Namen Manuela und Sven, und in einem weiteren Beitrag der gleichen freien Autorin tauchten sie auch auf – wieder unter anderen Namen.
Aufgedeckt wurden die Unstimmigkeiten durch den Journalisten Paul Bartmuß, der sie auf Twitter detailliert zerlegte.

WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni versprach damals: "Wir werden unsere Qualitätssicherung an dieser Stelle verstärken. Weitere Ungenauigkeiten, die wir in den Filmen festgestellt haben, entsprechen nicht den journalistischen und redaktionellen Standards im WDR. Dies bedauern wir sehr. Wir werden die Filme an den entsprechenden Stellen korrigieren und dies transparent machen."

Die Zusammenarbeit mit der betreffenden Autorin wurde beendet.

Nun steht ein weitere Reporter in der Kritik. Für die Reihe "Ausgerechnet" testete Daniel Aßmann eine "Billig-Kreuzfahrt" für 333 Euro. Er wollte herausfinden, was für so wenig Geld geboten wird und wo man als Reisender Abstriche machen musste. Dabei suggerierte er, dass er in einer der preiswerten Innenkabine reiste.

Das entsprach aber nicht der Wahrheit, wie ein besonders clevere Zuschauer unter dem Beitrag auf Youtube kommentierte: "Der Moderator hat vermutlich keine Nacht in dieser Innenkabine geschlafen. Sein Koffertag hat die Kabinennummer 6248 eine nette Balkonkabine 6:30 ;-)". "Nicht nur der Koffertag. Auch auf der Getränke-Zwischenrechnung steht die 6248 (Minute 38:26 )"…

Der WDR reagierte auf dem gleichen Kanal auf die Hinweise:
"Zu unserem Film "Ausgerechnet Billig-Kreuzfahrten" haben uns kritische Nachfragen von Zuschauer*innen erreicht. Es entsteht im Film der Eindruck, dass der Reporter eine Innenkabine, die zum Angebot einer günstigen Kreuzfahrt gehört, selbst bewohnt. Tatsächlich hat er in einer anderen Kabine übernachtet. Dies war der Redaktion leider nicht bekannt. Wir können die Kritik nachvollziehen und bedauern sehr, dass ein falscher Eindruck entstanden ist. Aus diesem Grund werden wir den Film nicht weiter veröffentlichen."

Den Branchendienst DWDL versprach der Sender außerdem, "Für die Fortsetzung der Reihe werden die Arbeitsabläufe in der Produktionsfirma überprüft und angepasst". Auch andere Produktionen aus der "Ausgerechnet"-Reihe werden derzeit überprüft.