75 Jahre nach dem Massenmord an den europäischen Juden gilt "Du Jude!" auf unseren Schulhöfen wieder als häufiger gehörte Beschimpfung. Ein Indiz für neu erstarkenden Antisemitismus, der hier umso schockierender wirkt, als es sich bei jungen Menschen um die Zukunft des Landes handelt.
Anschläge wie in Halle (Saale) 2019, als ein junger Rechtsradikaler versuchte, in eine Synagoge einzudringen, um die Gläubigen zu erschießen, und danach zwei Menschen tötete, erscheinen da gar nicht mehr so fern. Diesem bedrückenden Geschehen setzt das ZDF einen Fernsehfilm entgegen, der das Thema bei allem gebotenen Ernst ungewöhnlich gewitzt und unterhaltsam aufgreift.
"Das Unwort" heißt das mit Stars wie Iris Berben ("Nicht tot zu kriegen"), Devid Striesow ("Tatort"), Thomas Sarbacher ("Unsere wunderbaren Jahre") und Florian Martens ("Ein starkes Team") besetzte komödiantische Drama um eine furios aus dem Rahmen fallende Berliner Schulkonferenz, dass das ZDF am 9. November zeigt.
Berben, die die Rolle der Dr. Gisela Nüssen-Winkelmann spielt, gegenüber dem ZDF über die besondere Herausforderung bei der komödiantischen Umsetzung des eigentlich ernsten Themas: "Es bedarf hier einer besonderen Sorgfalt, eine Figur in ihrer Komik ernst zu nehmen. Im Leben gibt es ja die merkwürdigsten humoristischen Situationen, die aber keinesfalls die Tiefe eines Problems entschärfen."
Der Ansatz, die Themen Antisemitismus und Mobbing miteinander zu verbinden, findet Berben gut, sie findet es wichtig, jüdische Identität und Geschichte anders zu vermitteln. Dass der Film den Weg gegangen ist, "die traurige Realität in eine satirische und komödiantische Situation zu übertragen, finde ich fantastisch."
Auch zum Mobbing äußert sich die Schauspielerin, wenngleich sie als Kind der 68er sehr früh gelernt habe, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Trotzdem sei jeder gefragt: "Ich finde, man sollte dabei Haltung zeigen und Menschen darauf ansprechen: Was meinst du damit? Hast du das verstanden? Weißt du, was das bedeutet? Es ist wichtig, auf Dinge, die man in seinem Umfeld erlebt, zu reagieren. Durch Schweigen macht man sich mitschuldig."
Das Unwort: Darum geht es
Der Gymnasiast Max Berlinger (Samuel Bento) hat seinem Mitschüler Karim (Oskar Redfern) ein Ohrläppchen abgebissen und einem anderen, Reza (Victor Kadam), die Nase gebrochen. Nun droht Max der Verweis von der Schule in einer gutbürgerlichen Gegend. Zeit für das Krisengespräch der Erwachsenen. Schnell stellt sich heraus, dass Max' Verhalten eine Reaktion war - auf seine Klassenkameraden, die ihn gemobbt haben, weil er Jude ist. In die daraufhin eskalierende Diskussion der Erziehungsberechtigten blendet der Film immer wieder das Verhalten der Klasse ein, die sich etwa von Frau Ritters Lehrstoff "Anne Franks Tagebuch" deutlich angeödet zeigt.
Auf einer Schulkonferenz, die den Konflikt schlichten soll, kommt es stattdessen zwischen den überforderten Eltern, der Klassenlehrerin, dem Direktor und der Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde vollends zum Eklat.
"Das Unwort" läuft am 9. November um 20:15 Uhr im ZDF.