Um die 18.000 Menschen leben auf Sylt. Die meisten von ihnen, sofern noch in der Kirche, sind evangelisch. Als Schauplatz des Sylt-Krimis "Nord Nord Mord: Sievers und die letzte Beichte" (Erstausstrahlung: 16.1.2023) hat sich Autor Thomas O. Walendy jedoch eine katholische Gemeinde ausgesucht. Beim Begräbnis eines Kollegen muss Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) die ins Grab gefallene Uhr einer Kollegin aus einem Erdloch unter dem herabgelassenen Sarg herausfischen. Blöderweise findet sein Tasten dabei eine tote Hand, an welcher ein ebenso toter Körper dranhängt. Den 19. Krimi des mittlerweile 23 Fälle umfassenden Sylt-Krimis sahen bei seiner Erstausstrahlung 9,44 Millionen Zuschauer - eine atemberaubende Quote. Der Film ist damit einer der besteingeschalteten des seit 2011 bestehenden Formates. Am Montag, 22.7., um 20:15 Uhr, zeigt das ZDF eine Wiederholung dieser Episode.
Bei der Leiche unter dem Sarg - schon ein geniales Versteck - handelt es sich um Maria Fröbe, die seit dem Abend zuvor vermisste Vorsängerin des Kirchenchors. Deren Mann Jochen (Jörn Hentschel) wusste gar nicht, dass seine Frau im Kirchenchor sang, während sein Angestellter Malte (Karl Schaper) sie nach der Probe stets nach Hause begleitete. Eine Affäre und ein eifersüchtiger Ehemann also?
Feldmann, seine WG-Genossin Ina (Julia Brendler) sowie Chef Sievers (Peter Heinrich Brix), der in diesem Film mal wieder herrlich mürrisch sein darf, ermitteln in der kleinen katholischen Gemeinde Sylts, die von Pfarrer Tillich (Peter Jordan) geleitet wird. Auch Chorleiter Gero Lowitz (Michael A. Grimm) hat ein Problem, denn für ein wichtiges Vorsingen fehlt ihm nun die Solo-Stimme. Wie praktisch, dass er in Ina die alte Sängerin seiner Jugendband wiedererkennt. Die hängte ihr Talent jedoch offenbar an den Nagel. Doch "Nord Nord Mord" wäre doch keine romantische Krimikomödie, würde Ina nicht über ein Comeback nachdenken, oder?
Nord Nord Mord: Inas geheime Gesangskarriere
Die vielleicht schönste Szene des Sylter-Quotenhits, der wieder mit sehr stimmungsvoll einsamen Inselbildern aufwartet (Regie: Berno Kürten), ist eine, die im spiegelverglasten Verhör- und Gegenüberstellungsraum der Polizeidienststelle spielt. Hierhin hat sich Ina zurückgezogen, um am späteren Abend ihre wiederentdeckte Singstimme auszuprobieren. Kollege Hinnerk, der Ina auf bisweilen neckische, aber doch tief verbundene Art zugetan ist, gibt vor, zu gehen - wartet aber für Ina unsichtbar hinter der verspiegelten Scheibe auf Töne der Angebeteten. Die singt wenige Zentimeter vor ihm in das blickdichte Glas. So fern und doch so nah, könnte man sagen.
Den Erfolg der Sylter Krimi-Komödien kann man erklären: tolle Bilder, drei Hauptdarsteller mit prima Chemie, schöne Wendungen und spritzige Dialoge. "Altes" Fernsehen natürlich, aber eines der besseren Sorte. Und wenn dann noch Ina Zielgruppen-Klassiker wie "Imagine" oder "How Deep Is Your Love" anstimmt, gehen die Daumen endgültig nach oben.
Die letzte neue Folge "Nord Nord Mord: Sievers und die fünf Fragezeigen" lief am 8. Januar 2024. Mindestens vier weitere neue Filme sind bereits in trockenen Tüchern. Als Nächstes soll die Folge "Nord Nord Mord - Sievers und das Geisterhaus" im kommenden Herbst laufen. Kleines Kuriosum: Sie stand bereits für Ostermontag in einigen Programmheften, wurde dann aber vom ZDF zurückgenommen. Wohl wegen der starken Konkurrenz durch eine parallele "Tatort"-Premiere im Ersten.
Das Original zu diesem Beitrag ""Nord Nord Mord" am 22.7.: "Altes" Fernsehen, aber eines der besseren Sorte" stammt von "Teleschau".