Könnte bald auch in der ARD-Mediathek Werbung geschaltet werden? Zumindest sieht sich die ARD in den kommenden Jahren mit deutlichen Einbrüchen ihrer Werbeeinnahmen konfrontiert. Tobias Lammert, Geschäftsführer der ARD-Media, führt dies auf Veränderungen im TV-Markt zurück.
ARD-Mediathek mit "Werbeverbot durch die Hintertür"
ARD-Media-Geschäftsführer Tobias Lammert erklärte gegenüber "epd-Medien", dass die Fragmentierung des Bewegtbildmarktes und das starke Wachstum im digitalen und non-linearen Bewegtbildangebot "im linearen Bereich zunehmend Probleme bereiten" werde. In der neuen Rundfunkbeitragsperiode ab 2025 sei daher mit signifikanten Rückgängen zu rechnen.
Die ARD und das ZDF dürfen gemäß Medienstaatsvertrag in ihren Hauptprogrammen werktags bis zu 20 Minuten Werbung senden. Online-Angebote müssen allerdings werbefrei bleiben. Diese Restriktionen kritisiert Lammert scharf: Es komme "einem Werbeverbot durch die Hintertür gleich", wenn die Mediatheken nicht moderat vermarktet werden dürfen. In anderen europäischen Ländern wie Österreich werde dies erfolgreicher gehandhabt, so Lammert gegenüber epd-Medien.
Werbeeinnahmen der ARD brechen "brutal" ein
ARD-Vorsitzender Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks, äußerte sich auf der Gamescom ebenfalls zur Werbeentwicklung. In dem vom SWR entwickelten Twitch-Format "Work hard - play hard" sagte er, die Werbeeinnahmen der ARD würden "brutal einbrechen", da Fernsehen nicht mehr so attraktiv sei, berichtet epd-Medien.
Für die derzeitige Beitragsperiode (2021 bis 2024) erwartet die ARD Nettowerbeumsätze von insgesamt 1,56 Milliarden Euro. Doch für die nächste Beitragsperiode (2025 bis 2028) prognostiziert die ARD nur noch 1,37 Milliarden Euro. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hält diese Prognose für zu niedrig und erhöhte den Betrag auf 1,45 Milliarden Euro. Lammert betonte, dass es "sehr eng" werde, diesen Umsatz zu erreichen, wenn sich die Nutzungsszenarien im Bewegtbildmarkt so weiter entwickelten wie zuletzt.