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Erschienen durch Kooperation mit

Nach "Tatort": Axel Prahl und Roland Kaiser wieder in gemeinsamem Film

In "Eisland" trifft die von Axel Prahl gespielte Figur ihr Idol Roland Kaiser. Das ist nicht das erste gemeinsame Projekt von Prahl und Kaiser: Sie standen auch für die "Tatort"-Folge "Summ, Summ, Summ" gemeinsam vor der Kamera.

"Nicht schon wieder!", denkt man eingangs, in Erinnerung an den abgestürzten Paketboten, den Bjarne Mädel 2021 in Jan Fehses TV-Film "Geliefert" so eindrücklich spielte. Haben die ARD-Sender (damals BR, jetzt NDR mit Degeto) die Abgründe des modernen Botenschicksals für sich entdeckt? Jedenfalls kann man auch in Ute Wielands "Eisland" (am 31.1.2024 im Ersten, 20:15 Uhr) einen Menschen am Abgrund erleben, nicht wissend, wie es weitergehen soll. Dann aber kommt es in diesem Mittwochsfilm anders, weil Axel Prahl einen ganz eigenen, mitreißenden Charakter spielt: Richtig Angst muss man um diesen Marko Wendrichs haben, wie er so vor sich hin schnaubt, nach 30 Arbeitsjahren, und kaum noch Stimme hat.

Die Bandscheiben sind es, wie ihm die Ärztin bescheinigt. Recht besehen habe er eigentlich gar keine Bandscheiben mehr, erklärt sie am Röntgenbild, die einzelnen Wirbel säßen schon direkt aufeinander. Sie sieht ihn davon bedroht, für den Rest seines Lebens "in einen Beutel zu kacken".

Axel Prahl spielt die Rolle des Täters

Gemocht wird er trotzdem, dieser Marko mit seinem dicken Bauch und seiner Atemlosigkeit. Einsame Witwen laden den Kühlkost-Überbringer ein, auf ihrer Couch Platz zu nehmen. Wohl gemerkt, ganz ohne Klebrigkeit. Frau Meuer (Inge Maux) trinkt mit ihm gerne Eierlikör und macht mit ihm ein Computerspiel dabei. Das geht so lange gut, bis beide einschlafen, nach dem Eierlikör, und Frau Meuer nicht mehr aufwacht am nächsten Morgen. Marko will schon das Bestattungsinstitut informieren, als ihm Frau Meuers Girokarte ins Auge sticht und die PIN, die sie ihm zuvor für eine Besorgung gegeben hat.

Mensch ist Mensch - das Girokonto ist jetzt seins. Er kann sich endlich alles leisten, was er zuvor entbehren musste. Das wird von der Regisseurin Ute Wieland wunderbar lapidar in Szene gesetzt, ganz ohne den Finger der Moral zu heben. Marko auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die Leiche: Schon gräbt er unter dem Apfelbaum, aber der Hund des Nachbarn schaut bedrohlich. Überhaupt der Nachbar: behauptet, "kein Stasi-Nachbar" zu sein, entpuppt sich dann aber als viel gefährlicher als ein solcher.

Leider ruht sich das Drehbuch von Maximilian Kaufmann etwas zu sehr auf dieser Krimi-Situation aus. Axel Prahl, dem Kommissar aus dem Münster-"Tatort", die Rolle des Täters zuzuweisen, ist halt doch zu verführerisch: Hier ist er endlich mal sein eigenes Gegenteil. Fast hätte sich das Ganze noch einmal wiederholt: Es gibt ja noch weitere Witwen, denen Mark zu Diensten ist. Die zweite, von Christine Schorn mitsamt Altersschwäche und Schwerhörigkeit umwerfend gespielt, steht der ersten Dame in nichts nach.

Cameo-Auftritt von Roland Kaiser

Die Schlinge um Marko Wendrichs wird immer enger, zumal nicht nur der Nachbar alles spitzgekriegt hat, sondern auch der eigene Sohn. Der will dem Vater mit Tellerwäscherei unter die Arme greifen, aber nun ist er zu dessen Graus bereits zum zweiten Mal durchs Jura-Examen gefallen.

Am Ende zieht diese schwarze Komödie ihr Tempo noch einmal an. Roland Kaiser, der von Marko und einer ihn emsig knetenden Physiotherapeutin (Pheline Roggan) gleichermaßen bewunderte Schlagersänger, spricht ein mächtiges Schlusswort an der Theke. Bei einem Sandsturm lohne es nicht, davonzulaufen. Man bleibe besser im Inneren des Orkans - hinterher sei man dann nicht mehr der selbe wie zuvor. Ein starker Cameo-Auftritt des Comebackers mit dem Einstecktuch, der Marko vielleicht helfen wird - man weiß es allerdings nicht so genau.