Es gibt Menschen, die können nicht sterben. Mirco Nontschew ist einer von ihnen. Wie auch sollen viele über ihn trauern, wenn doch alle immer und immer wieder über ihn lachten? RTL macht sich zur besten Sendezeit an das Wagnis, die Tränen der Trauer und die Tränen des Lachens gemeinsam strömen zu lassen. "Danke, Mirco!", heißt die Sondersendung, die der Privatsender ins Programm hebt, weil der Komiker mit nur 52 Jahren für immer gegangen ist. 

Lassen wir Nontschew also noch einmal hochleben. Großartig seine legendären Auftritte in der Sketchreihe "Kentucky schreit f*cken". Gerade am Abend eines Tages, in dem sich in Berlin eine neue Bundesregierung installiert hat, ist es ein Highlight des trockenen Humors, wie er als Politiker staatstragend an die aufgebauten Mikrofone tritt – und die dann mit seiner Nase wie Quietsche-Entchen zum Singen bringt. Weil wir schon bei der Musik sind: Als James Brown wird er sich am Ende der RTL-Sondersendung noch einmal in die Herzen singen – als unkaputtbare "Sex Machine". 

Mirco Nontschew beherrscht die Kunst des scheinbar so Einfachen. In der Lederhose bringt er seine langen, dürren Beine zum Tanzen – urkomisch. In seinem schmalen Gesicht bringt er schielende Augen zum Tanzen – urkomisch. Und seine Gesichtszüge, ja die machen ohnehin bei fast jedem Auftritt Breakdance – wieder urkomisch. Immer wieder bechseln die Wuchstaben, bis sich Lebenstragödien und Schicksalsschläge ganz einfach so erzählen: "Na, wer hat denn das Zondom kerbissen?" – "Sie hat beim Picken die Fille vergessen." – "Denk dir für das Kind schon mal einen nympathischen Samen aus."

Wehmütiger Abschied von Komiker Mirco Nontschew

Der Zuschauer erlebt an diesem Fernsehabend ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Lachen und Weinen. Er bestaunt auch eine Zeitreise dank der Weggefährten des Mirco Nontschew. Die junge Barbara Schöneberger ist eine Partnerin, mit Oliver Welke hat er gespielt, Verona Feldbusch war in der Show, bevor sie die angeheiratete Bohlen und noch spätere Pooth wurde. Vom 6. November 1993 bis zum 23. Mai 1998 war "RTL Samstag Nacht" Pflichtprogramm. Und vieles, was damals ausgestrahlt wurde, ist immer noch zeitlos schön. Stellen Sie sich vor, mit Mirco Nontschew als Gebärdendolmetscher ein medizinisches Gespräch über Geschlechtskrankheiten übersetzt, wo der Tripper groß wird wie Blumenkohl. Komisch? Barbara Schöneberger als Interviewerin kann vor Lachen kaum mehr Fragen stellen. Wenn einer so überlebendig war, dann stirbt er einfach nie ganz. Vielleicht hat er ja doch nur eine Reise nach "Pisneyland Daris" gewonnen, um sich mit "Ficky motografieren" lassen? Sagen wir nicht suhe ranft, sondern einfach ganz leise nur: Nute Gacht!

Von Autor Josef Seitz