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"Markus Lanz": Modern Talking ist zurück

Markus Lanz: Modern Talking ist zurück
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Die "Labertasche" der Nation kehrt aus der Sommerpause zurück. Für viele ist das ein Grund, das Fernsehgerät aus dem Fenster zu werfen. Warum eigentlich? Denn auch wer Lanz nicht mag, könnte doch Gefallen an seinen Talkrunden finden.

Er ist wieder da. Zehn Jahre wird sich Moderator Markus Lanz mit seiner gleichnamigen Show durch die deutsche TV-Landschaft getalkt haben, wenn er am heutigen Dienstag, um 22:45 Uhr wieder auf Sendung geht und Gäste aus unterschiedlichsten Fach- und Sachgebieten in seiner gemütlichen Fernsehsitzecke empfängt. Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag macht er das, immer mit dem gleichen, für viele nervenaufreibenden, Elan, dem gefühlt gleichen Anzug und der gefühlt gleichen Krawatte, die er sich während seiner ausgedehnten Talkrunden immer wieder zärtlich zurecht streicht, bevor er mit zugekniffenen Augen und mundangelegtem Zeigefinger das Privatleben eines Dschungelcamp-Teilnehmers auseinandernimmt.

Für viele ist das ein Grund abzuschalten. Zu gewollt tiefgründig und dennoch oberflächlich penetriert Lanz mit seinen Menschenfänger-Fragen die unterschiedlichen Gäste. Spätestens seit seinem "Wetten, Dass..."-Desaster stand Lanz bei Fernseh-Deutschland in der Kritik. Seiner Talkshow hat der missglückte Versuch von ungezwungener Familienunterhaltung zwar, zumindest wenn man auf Einschaltquoten etwas gibt, nicht geschadet, mehr Freunde vor den Bildschirmen hat er aber nicht dazu gewonnen.

Fast scheint es so, als würde Markus Lanz in Sachen Beliebtheitswerte in einem Topf mit den Rundfunkgebühren um sein Leben kämpfen, so aggressiv fallen die Reaktionen auf seine Moderation Woche für Woche in den sozialen Medien aus. Dabei ist der Seelenstriptease, den der Moderator seine Gäste Woche für Woche aufführen lässt, in den seltensten Fällen unangenehm, sondern vielmehr ein tiefer Einblick in wild zusammengewürfelte Persönlichkeiten.

Der Gast ist der Star

Ja, über Markus Lanz und seine Art der Moderation kann man sich beschweren. Das eigentliche Highlight der Show würde man damit aber gekonnt ignorieren: Die Gäste. Die sind so unterschiedlich zusammengewürfelt wie in kaum einer anderen Talkshow im deutschen TV. Formate wie "3nach9" glänzen doch immer wieder mit einem Übergewicht an Schauspiel-Prominenz, während das "Nachtcafé" nur selten echten Stars (was gar nicht schlimm ist) einen Platz anbietet.

Bei Lanz stimmt in dieser Hinsicht die Mischung. Dass die Diskussionsrunden nicht in einem heillosen Durcheinander enden, ist auch ein wenig der geschickten Gesprächsführung des Moderators zu verdanken. Ihm gelingt es meist, unterschiedliche Themenkomplexe mit klugen Überleitungen zu verknüpfen. Gesehen wird das selten, ein Ausrutscher bei einer privaten Frage dafür umso mehr. Es sollte ihn nicht ärgern, denn die interessanten Geschichten seiner Gegenüber rechtfertigen allein schon häufig das Einschalten. Wenn die Gäste ein Brett sind, muss Lanz nur den Klebstoff spielen, dann steht die Holzhütte. Dass das seit zehn Jahren funktioniert, ist sicher kein Zufall.