Seit 1994 ermittelt Florian Martens als Hauptkommissar Otto Garber in der ZDF-Krimireihe "Ein starkes Team" mit Berliner Schnauze, grummeligem Witz und einer ikonischen Mütze. Die beliebte Krimireihe läuft nunmehr 30 Jahre, auch wenn der Sender das Jubiläum offiziell nicht groß feiert. Stattdessen soll die 100. Folge im kommenden Jahr entsprechend gewürdigt werden. Kurz vor der runden Episode, die sich derzeit noch in der Entstehungsphase befindet, gibt es für die Ermittler jedoch einen unschönen Ausblick auf den nicht geplanten Ruhestand:

Im 96. Fall "Tod einer Pflegerin" wird das titelgebende Opfer ermordet in einem Seniorenheim aufgefunden. Behalten Garber und seine Kollegin Wachow alias Stefanie Stappenbeck bei den zahlreichen Verdächtigen den Überblick? Wie so oft beginnt in dem ebenso konventionellen wie kurzweiligen Krimi ein Wettlauf gegen die Zeit.

Junge Pflegerin wurde brutal ermordet

Die junge Altenpflegerin Lotte (Helena Sattler) liegt brutal getötet im Schwesternzimmer des Heims, in dem sie erst kürzlich zu arbeiten angefangen hatte. "Unheimlich erfahren für ihr Alter" sei sie gewesen, berichten die Kolleginnen. Und zudem beladen mit einer zumindest strittigen Vergangenheit, wie das Ermittlerduo bald herausfindet: Ihre vorherige Arbeitsstätte musste sie wechseln, weil sie dort einer Bewohnerin beim Suizid assistiert haben soll. Wollte sich ihr Ehemann für den Tod seiner Frau rächen?

Ziemlich auffällig scheint es jedenfalls, dass sich der grimmig dreinschauend ins Drehbuch geschriebene Oldie (toll: Christian Kohlund) als Bewohner in Lottes neuem Heim einquartiert und dann auch noch als Erster am Tatort aufgehalten hat. Macht es ihn verdächtiger, dass er sich bei einer Demonstration schon einmal mit der Staatsmacht anlegte? "Polizisten anpöbeln und eine Frau erschlagen ist nicht unbedingt dasselbe", stellt der Kommissar gewohnt trocken klar.

Frédéric Brossier: "Bergdoktor"-Star als Freund des Opfers

Einfach gestalten sich die Ermittlungen in dem soliden Krimi unter Regie von Johannes Grieser jedenfalls nicht - zu viele Motive und Zwielichtigkeiten geistern herum. Da wäre etwa des Opfers Freund (Frédéric Brossier), der nicht nur in einer Tour über seine Chefs flucht ("Die beiden sind schon mit der Stechuhr im Arsch zur Welt gekommen"), sondern seiner Partnerin gegenüber auch schon handgreiflich wurde. War es ein Femizid, den der Film etwas altbacken mit "häuslicher Gewalt" umschreibt? Oder sollte das Opfer zum Schweigen gebracht werden? Immerhin war Lotte sowohl den Erbschleichereien der Leiter ihres früheren Heims auf die Schliche gekommen als auch einem dunklen Geheimnis ihrer letzten Chefin. Kurzum: Mit ihren Bossen legte sie sich gern an - und einige Verdächtige kommen infrage.

Während die Ermittler in einem auffallend düsteren Berlin weiteren Indizien nachgehen, Zeugen über das Opfer befragen ("Mit der stimmte was nicht") und der altmodische Garber überraschend die Vorzüge der Social-Media-Recherche preist ("Früher hat es ewig gebraucht"), lernt man wie gewohnt beim "starken Team" so einiges. Diesmal über das System Seniorenheim, mit dem sich der Herr Kommissar augenscheinlich kaum auseinandersetzen musste.

Er habe sich das anders vorgestellt - "mehr so Endstation auf Linoleum", witzelt Garber im typischen Tonfall. "Die können rein und raus wie sie wollen?" - "Klar, ist doch kein Knast", entgegnet die belustigte Kollegin. Ernster und nach persönlichem Trauma idealistischer gibt sich die ins Visier geratene Heimleiterin: "Wir sind ein Zuhause, wo nicht alles auf die Minute durchgetaktet ist und den Bewohnern ihre Scheibe Schwarzbrot schon um fünf Uhr Nachmittags vor den Latz geknallt wird, nur weil das Abendessen vor der nächsten Schicht durch sein muss." Das sitzt, beeindruckt Garber aber kaum. Die Frau mache das schließlich nicht weniger verdächtig.

Sputnik will hinschmeißen: "Ick mach dit nich mehr"

Auch kurz vor der 100 bleibt sich "Ein starkes Team" mit der bekannten Kombination aus klassischer Tätersuche und menschelndem Mutterwitz treu - vom Running-Gag-Dauerflirt mit der Rechtsmedizinerin ("Na, was hammse denn für mich?" - "Ein wenig Sympathie, ein wenig Zuneigung"), über die diesmal unzufriedene treue Seele Sputnik ("Ick mach dit nich mehr") bis zu augenzwinkernden Zeitgeistanalysen ("Die jungen Leute, wa? Alle keene Benimmse mehr"). Kommen dann noch gesellschaftskritische Kommentare zu wichtigen Themen wie Senioreneinsamkeit und Pflegenotstand hinzu, ergibt sich ein reizvoller Mix, wie man ihn auch nach 30 Jahren wohl nur in der Berliner Krimireihe findet.