Das neue Auto springt nicht an. Was daran liegen könnte, dass es ein ziemlich altes ist. Genauer ein 30 Jahre alter, feuerroter Alfa Romeo Spider. Als es dann doch losgeht, geraten Nina (Tanja Wedhorn) und ihr Mann Martin (Götz Schubert) in eine Demo von Klimaschützern. Mittendrin steckt ihre Tochter Lilly (Ella Lee), die den Eltern erst einmal einen Vortrag hält. Wenig später erfahren Mama und Papa von einem Lehrer der Schule, dass Lillys Zulassung zum Abitur auf der Kippe steht. Die 17-Jährige stellt in Frage, warum sie pausenlos büffeln soll, während das Klima kippt und sie sowieso keine Zukunft hat. Was dann geschieht, davon erzählt der Film "Klima retten für Anfänger", der am Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.
"Klima retten für Anfänger": Ziegen statt Rasenmäher
Eltern und Tochter treffen eine Abmachung: Wenn Lilly ab sofort richtig paukt, machen die Eltern voll beim Klimaschutz mit. Jetzt wird zu Hause nur noch Frisches gekocht, mit Lavendel statt mit Waschpulver gewaschen, mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Der Rasenmäher wird stillgelegt - und stattdessen werden zwei Ziegen angeschafft. So weit, so gut. Doch auf dem Weg zum klimaneutralen Leben stehen mühevolle sechs Wochen bevor, Mama Nina und Papa Martin suchen bald nach heimlichen Ausnahmen vom neuen Regelwerk und verstricken sich in endlose Diskussionen über ihr bisher sorgloses und über das zukünftige, möglichst umweltgerechte Leben.
Von dieser Form eines neuen Miteinanders erzählt Regisseur Tomy Wigand (70, "Nie zu spät") recht flott in seiner unterhaltsamen Sozialkomödie, die aber leider überwiegend harmlos geraten ist und im Grunde niemandem so richtig weh tut. Dafür ist zu viel Klamauk und zu wenig Ernsthaftigkeit drin. Es darf ein wenig gerappt werden, und schließlich müssen halt ein paar lieb gewonnene Gewohnheiten aus der Komfortzone dran glauben. Der Oldtimer aber darf dann doch bleiben.
Tanja Wedhorn (51, "Fritzie - Der Himmel muss warten") spielt gut die vollbeschäftigte Inhaberin einer Agentur, die Krankenhauspersonal vermittelt und ihre Filmtochter voll unterstützt. Götz Schubert (59, "Wolfsland") als Familienvater und Chefarzt tut sich mit der Wende anfangs schon deutlich schwerer, lässt sich dann aber zunehmend doch überzeugen, dass sie aus ihrer bequemen Wohlfühlblase herausmüssen.
Beide gelangen als Ehepaar in diesem Film immerhin zu der Erkenntnis, dass sie einfach mehr Zeit füreinander brauchen. Das hat dann zwar mit der Rettung des Klimas rein gar nichts mehr zu tun. Aber ohne Wedhorn und Schubert wäre dieser Film - mit einem unnötig oft erhobenen Zeigefinger - kaum zu ertragen. Sei es drum: Wenn mehr Eltern anfangen würden, ihren Kindern mal so richtig zuzuhören, dann wäre viellicht doch etwas gewonnen. Nicht nur für das Klima.