Der Bayerische Rundfunk zeigte am Donnerstagabend eine bemerkenswerte Ausgewogenheit – besonders an jenen Abenden, an denen das Magazin "quer" lief, gefolgt von der Kabarettsendung "SchleichFernsehen". Während "quer" um 20.15 Uhr die konservative bayerische Landesregierung aufs Korn nahm, wandte sich "SchleichFernsehen" im Anschluss bevorzugt der Berliner Ampelkoalition zu und nahm progressivere Weltbilder ins Visier.
Nun bricht aus diesem zeitweiligen Gleichgewicht der Satire eine Säule heraus: Helmut Schleich verabschiedet sich nach über zwölf Jahren und mehr als 80 Ausgaben von seiner BR-Sendung. Der 56-Jährige erklärt diesen Schritt damit, dass er nach der intensiven Zeit mit "SchleichFernsehen" wieder auf die Bühne möchte. Für ihn ist, bleibt und war diese "in ihrer Direktheit die Heimat des Kabaretts". Hingegen zieht Schleich einen Schlussstrich unter die Möglichkeiten des Fernsehens: "Kabarett im Fernsehen hat für mich derzeit die Wahl zwischen politischer Zuverlässigkeit und rechter Ecke. Beides ist meine Sache nicht."
Sendung machte bereits negative Schlagzeilen mit "Blackfacing"
2021 hatte eine "SchleichFernsehen"-Ausgabe einen Eklat ausgelöst. Schleich, bekannt unter anderem für seine Parodie des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, hatte dessen fiktiven afrikanischen Nachkommen Maxwell Strauß verkörpert und sich wegen des schwarz geschminkten Gesichts den Vorwurf des Blackfacings eingehandelt. Der Auftritt wurde von zahlreichen Zuschauern in den sozialen Netzwerken, aber auch vom BR-Aufsichtsgremium als rassistisch kritisiert. In der Folge entschied sich der öffentlich-rechtliche Sender, die Kunstfigur künftig aus dem Programm zu streichen.
Schleich hatte damals entgegnet, er sei sich über die historische Problematik des Blackfacings bewusst. Seiner Meinung nach handle es sich dabei allerdings um einen "Debattenimport". Er bedaure sehr, dass "der Diskriminierungsvorwurf stärker gewichtet wurde als die Freiheit der Kunst".
Gäste für letzte Folge stehen fest
Vom Bayerischen Rundfunk sind zum nahenden TV-Abschied des Kabarettisten indes nur wohlmeinende Wort zu vernehmen. Iris Mayerhofer, Leiterin des Programmbereichs Unterhaltung und Heimat, dankte Helmut Schleich "für viele erfolgreiche gemeinsame Jahre 'SchleichFernsehen' mit Kabarett, Parodie und Unfug". Schleich habe es geschafft, "als Künstler stets wandelbar zu sein, von Franz Josef Strauß über König Ludwig bis Heino ist er in zahllose Rollen geschlüpft. Wir wünschen Helmut Schleich viel Erfolg für all seine Projekte." Die Tür im BR stehe für ihn "immer offen".
Eine Rückkehr ins Fernsehen schließt Schleich seinerseits nicht aus. Überdies werde er seine Radiokolumne bei Bayern 2 "mit Freude" fortsetzen. Die Abschiedsausgabe von "SchleichFernsehen" ist am Donnerstag, 30. November, 21 Uhr, im BR-Fernsehen zu sehen. Als Gäste der Sendung angekündigt sind Monika Gruber, Klara Fall, Chin Meyer und Sebastian Daller.
Das Original zu diesem Beitrag "Helmut Schleich hört nach 12 Jahren im TV auf und nennt konkrete Gründe" stammt von "Teleschau".