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Tatort:Spielsucht und Polizistenmord in München – "Game Over"

Tatort Game Over
Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) zeigen Referee (Danny Rosness) ein Foto in der Arena. BR/Bavaria Fiction GmbH/Claudia Milutinov

Im neuen "Tatort" aus München geht es um Morde an Polizisten - und Computerspiele als tödliche Gefahr. Dabei haben möglicherweise auch zwei reale Kriminalfälle Pate gestanden, die nicht nur die Polizei erschütterten.

Die Szene zu Beginn des neuen Münchner "Tatort"-Krimis erinnert an einen echten Fall, der Deutschland vor kurzem erschüttert hat: Bei einer harmlosen Routinekontrolle wegen eines kaputten Rücklichts am Auto wird auf eine junge Polizisten geschossen. Einfach so, ohne Vorwarnung. Ihr Kollege im Streifenwagen kann nur hilf- und tatenlos zusehen - und nichts mehr für sie tun. Kurz darauf stirbt die Streifenbeamtin im Krankenhaus.

Die Parallelen zum Fall Kusel, bei dem ein Wilderer zwei Polizisten bei einer Routinekontrolle erschossen hat, damit sie seiner illegalen Tätigkeit nicht auf die Schliche kommen, sind unübersehbar.

Wer tut so etwas? Wer erschießt eine junge, in dem Fall völlig arglose Frau durchs Autofenster? Diese Fragen müssen Franz Leitmayer (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) in ihrem 92. Fall beantworten. Er läuft am Sonntag ab 20.15 Uhr im Ersten.

Tatort: Entführung in die Gaming-Welt und die Kinderzimmer der Republik

Noch eine Parallele zum echten Leben: Die zwei Ermittler führen ihre Ermittlungen auch gegen die eigenen Reihen - ganz so wie ihre realen Kolleginnen und Kollegen im Münchner Polizeipräsidium, die als "Soko Nightlife" jahrelang gegen koksende Polizisten ermittelt haben.

Und der Fall führt die beiden Herren reiferen Alters auch in eine Welt, die ihnen alles andere als vertraut ist: die der Gamer. Denn die Spuren im Mordfall (der nicht der einzige bleiben soll) führen zu einer Gruppe von Polizisten, die zusammen exzessiv "Counter-Strike" spielen.

Um herauszufinden, wer diese Leute in Wirklichkeit sind, setzen sie auf den jungen Oskar (stark: Yuri Völsch), für den es im Leben nicht viel mehr gibt als die Zockerei und der davon träumt, einmal ein großes "Counter-Strike"-Turnier zu gewinnen und damit viel Geld zu machen.

Während seine Mutter (Marie Burchard) sicher ist, dass ihr Sohn längst entglitten ist in eine Sucht, unterstützt sein Vater (Oliver Wnuk) ihn uneingeschränkt, aber womöglich auch nicht ganz uneigennützig. Schließlich geht es um richtig viel Geld.

In "Game Over" (Regie: Lancelot von Naso) prallen Welten aufeinander: Eine junge Polizistin, die 1500 Euro netto verdient, steht potenziellen Millionären gegenüber, die solche geworden sind, weil sie gut sind im Zocken. Alternde Kommissare müssen sich vom jungen Kollegen Kalli (Ferdinand Hofer) die Gamer-Szene erklären lassen. Eine Parallelwelt.

""Hast du gesmoked?", "Camper", "GG" - Wem das nichts sagt, ist vermutlich kein Gamer. Der kennt nicht die Welt, die sich hinter Millionen Kinderzimmertüren auftut, wenn der Nachwuchs nach der Schule den PC einschaltet und in eine Welt abtaucht, in der eigene Regeln und Sprachcodes gelten", heißt es in einem Statement der Drehbuchautoren Stefan Holtz und Florian Iwersen zum neuen "Tatort": "Nicht umsonst reisen Ethnologen heutzutage zum Studium fremdkultureller Kontexte nicht mehr zu indigenen Völkern an den Amazonas, sondern klicken sich durch Gamer-Chatforen. Auch Batic und Leitmayr müssen zu Ethnologen werden, um diese fremde Welt zu verstehen."