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Film-Tipp

"Die Unschuldsvermutung": Ulrich Tukur als selbstherrlicher Stardirigent

Ulrich Tukur, Daniela Golposhin, Die Unschuldsvermutung
Ada (Daniela Golposhin, r.) "verziert" ein Festspielplakat mit ihrem Kommentar zu Stardirigent Marius Atterson (Ulrich Tukur) SWR/ORF

Machtspiele bei den Festspielen: Kurz vor der Premiere bekommt ein berühmter Dirigent eine Regisseurin vor die Nase gesetzt. Es handelt sich um seine Ex-Frau. Ulrich Tukur in einer Paraderolle, Catrin Striebeck seine famose Widersacherin – "Die Unschuldsvermutung" versucht sich an #metoo und Komödie gleichzeitig.

Man kommt wohl nicht ohnehin, gleich im ersten Absatz einen dieser Allgemeinplätze abzufeuern. Aber was soll man machen, wenn es doch nun einmal so sehr stimmt, wie in diesem Fall: Die Rolle des latent selbstherrlichen, etwas angejahrten Stardirigenten Marius Atterson in "Die Unschuldsvermutung" ist Ulrich Tukur wie auf den Leib geschrieben.

Diese Mischung aus ältlichem Bohemièn-Charme und Selbstgefälligkeit, der mokante Zug um den Mund, das Hoppla-jetzt-komm'-ich in Kombi mit "Gnä' Frau, i' konnt nix dafür" – wie gemacht für den Allrounder Tukur.Und dann auch noch in musikalischen Umfeld: Bei den Salzburger Festspielen soll, auch das natürlich mehr als passend, "Don Giovanni" aufgeführt werden. Als es Opernregisseur Roth jedoch kurz vor der Premiere verbockt, wird ausgerechnet Beate Zierau (Catrin Striebeck) berufen. Die Regisseurin gilt als ebenso kompetent wie zwischenmenschlich schwierig und kommt zudem mit einem persönlichen Ballast: Zierau und Atterson waren einmal verheiratet.

Tukur als Universalschlüssel für diesen doppelbödigen Stoff

"Ulrich Tukur ist ein Geschenk! Er ist ein ungeheuer vielfältiger Schauspieler und darüber hinaus auch ein begnadeter Komödiant", so lobt Autor und Regisseur Michael Sturminger seinen Star. "Aber er bringt durch seine lange, eindrucksvolle Karriere auch eine Aura mit, die es ihm ermöglicht, einen weltberühmten Künstler zu spielen, weil alle Zuseher ihn als weltberühmten Künstler kennen."

Gerade in der ARD hat Tukur sich in den letzten Jahren noch einmal einen neuen Ruf erspielt, in der Rolle des eigenwilligen Kommissars Felix Murot spekakulär aufgezeigt, was in ihm steckt – und zu was ein Ermittler so fähig ist. In Verbindung mit Tukurs musikalischem Background, sei es mit den Rhythmus Boys oder als Solist, und seiner Fähigkeit, einer Rolle diesen Mix aus charmanter Distanz und eindringlicher Nähe zu geben, ist er der Universalschlüssel für diesen doppelbödigen Stoff. Die #metoo-Debatte ausgerechnet als Grundlage für eine Komödie, für einen Mix aus Blick hinter kulturelle Kulissen und sozialkritische Couleur, direkt aus der Jetztzeit gegriffen – auf dem Papier keine einfache Formel, mit Tukur und Striebeck, Stadlober, De Boer, Friedrich und Co. jedoch ein kurzweiliges Vergnügen.

Die Unschuldsvermutung

ARD, 08.09.2021, 20:15 Uhr
ARD, 09.09.2021, 00:25 Uhr / One, 12.09.2021, 20:15 Uhr