Das war so nicht geplant. Eigentlich will der Hamburger Taxifahrer Axel Parschke (Dietmar Bär) gerade eine Pause machen, als ein Kunde an seinem Auto auftaucht. Jan Olsmer (Max Riemelt) hat seinen Zug verpasst, er ist blind und möchte so schnell wie möglich ins Erzgebirge. Da winkt ein sattes Entgelt, und so fahren sie los. Damit beginnt der Weihnachtsfilm "Ein Taxi zur Bescherung" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF.

Dummerweise geraten die zwei in einen Stau und müssen in einem Hotel übernachten. Und am nächsten Morgen sitzt auch noch die Kellnerin Linh Nguyen (Nhung Hong) mit im Gefährt, die ihren Vater besuchen möchte, der wundersamerweise auch im (fiktiven) Ort Bergroda wohnt.

Kaum dort angekommen, kracht es: Die temperamentvolle Automechanikerin Sofia Lieberwirth (Gabriele Völsch) donnert in Axels Taxi. Die Reparatur dauert natürlich länger als geplant, und so muss Axel notgedrungen bei ihr Unterschlupf suchen.

Komödie mit so mancher Wahrheit

Das möchte Jan auch gerne - allerdings bei seiner Dating-Bekanntschaft Jenny Feller (Marlene Tanczik). Jedoch hat er ihr verschwiegen, dass er blind ist - und sie verschwieg, dass sie einen kleinen Sohn hat. Also haut er wieder ab. Während Linh erkennen muss, dass ihr Vater - zu dem sie über zehn Jahre lang keinerlei Kontakt hatte - eine neue Familie gegründet hat. Nach weiteren Zufällen und erstaunlichen Begebenheiten kommt endlich Heiligabend - und alle bislang Einsamen müssen eben doch nicht allein feiern.

Regisseur Dirk Kummer (56, "Faltenfrei") ist zwar keine märchenhafte, aber insgesamt unterhaltsame Komödie gelungen, in der neben viel Besinnlichkeit auch so manche Wahrheit versteckt ist - es bleibt aber alles fröhlich. Nebenbei wird allerlei thüringischer Weihnachtsbrauch erklärt und gezeigt: Von der traditionellen Bergmannskapelle bis hin zum deftigen und üppigen Festschmaus "Neunerlei", das unter anderem aus Gänsebraten, Klößen, Linsen, Karpfen, Sauerkraut und Würstchen besteht - wohlgemerkt alles auf einmal. Und Frau Mechanikerin bewegt einen aufwendig selbst restaurierten Barkas, einen beliebten Transporter aus DDR-Zeiten, der hier noch groß rauskommt.

Gedreht wurde - mit entsprechender Deko - im vergangenen Februar im Harzstädtchen Wernigerode und Umgebung. Die Schauspieler agieren sämtlich gut aufgelegt und sind hier einmal in ganz anderen Rollen zu sehen: Dietmar Bär (61, "Tatort") gibt den spröden und vereinsamten Mann aus der Großstadt, Max Riemelt (38, "Alle reden übers Wetter") spielt sehr glaubhaft einen blinden Mann - alle beide zerfließen in ihren Rollen fast in Selbstmitleid. Bis sie schließlich von der geradezu märchenhaften Erkenntnis getroffen werden, dass es sich lohnt, über seinen Schatten zu springen.