Im "Tatort: Limbus" ist Professor Boerne dem Tod gerade noch rechtzeitig von der Schippe gesprungen. Im neuen Fall "Es lebe der König!" ist er wieder gewohnt großmäulig unterwegs, dieses Mal als Experte in Sachen Westfälischer Burgenkunde. Auf einer solchen, dem Haus Lüdecke, ist der Hausherr Manfred Radtke zu Tode gekommen.

Dabei hatte er mit dem Gemäuer noch so viel vor: Er plante Ritterspiele um die blutrünstige Geschichte der Wiedertäufer zu Münster. Geschmacklos, findet Boerne, doch die Familie (unter anderem porträtiert von Schauspielerin Sandra Borgmann) des Toten will die Veranstaltung auf keinen Fall abblasen.

Kaum bespieltes Kapitel Münsteraner Geschichte

Die Geschichte der "Wiedertäufer zu Münster" ist neben dem Mordfall eines der zentralen Themen des neuen Tatorts. Sie geht zurück auf die 1530er-Jahre, als eine Täufergruppe eine neue Lehre verkünden wollte. "Wir müssen absagen allem, was die Pfaffen tun und treiben: Sakramenten, Messen, der Vesper, der Kindertaufe, den Vigilien..." Drei Jahre lang terrorisierten sie mit ihrem religiösen Radikalismus die Bürger von Münster, widersetzten sich allen kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten.

Jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, verfolgten die Wiedertäufer blutig, es kam zum Bildersturm, zu Bücherverbrennungen und verwüsteten Kirchen. Münster sollte das "neue Jerusalem", Schankwirt und Bordellbetreiber Jan van Leiden dessen König werden.

Erst 1535 gelang es, dem protestantisch gesinnten Fürstbischof Franz von Waldeck die Stadt zurück zu erobern. An den mittelalterlichen Umgang mit den Überresten der geschlagenen Anführer der Täufer erinnern heute drei Käfige an der Münsteraner Lamberti-Kirche.

Viel im Freien gedreht

"Es lebe der König!" war eine der ersten TV-Produktionen, die nach dem Corona-Lockdown im Juni wieder an den Start gingen.

Auf die Handlung hatte das wenig Einfluss, so Produzentin Iris Kiefer (filmpool fiction) laut der Pressemappe des WDR. "Allerdings wurden einzelne Szenen und vor allem der Showdown aufgrund der Auflagen überarbeitet und an die Situation angepasst. So haben wir beispielsweise darauf geachtet, möglichst oft im Freien zu drehen." Ursprünglich hätten Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) inmitten einer Masse von verkleideten Komparsen ermittelt, "aber der neue Schluss ist in seiner reduzierten Genialität für mich eigentlich noch schöner", findet Redakteurin Sophie Seitz vom WDR. Drehs in Innenstädten wurden vermieden und andere Locations geheimgehalten, um öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden.

Der "Tatort: Es lebe der König" läuft am Sonntag, 13. Dezember, um 20.15 Uhr im Ersten.