Brigitte Streubel (74), Gisela Getty (75) und Christa Ritter (81) wohnen seit vielen Jahren im selben Haus im Münchner Stadtteil Schwabing. Obwohl jede der drei Frauen dort eine separate Wohnung besitzt, teilen sie ein gemeinsames Leben. Das liegt nicht zuletzt am legendären Münchner Kommunarden Rainer Langhans (84), der seit mehreren Jahrzehnten mit Streubel, Getty und Ritter liiert ist und nur wenige Gehminuten von ihnen entfernt wohnt.
In der VOX-Dokumentation "Wo die Liebe hinfällt - Jedes Paar ist anders" (abrufbar bei RTL+ und am Freitag, 4. Oktober, 20.15 Uhr, im TV) gewähren Langhans und seine Partnerinnen einen Einblick in den Alltag zu viert. Deutlich wird dabei, dass Langhans der Dreh- und Angelpunkt der Gruppe ist; in seiner Abwesenheit bezeichnen ihn die Frauen sogar mal mehr, mal weniger scherzhaft als "Chef". Für den Alt-68er selbst geht es bei dem unkonventionellen Beziehungsmodell nur um eines: "Wir versuchen zu lieben."
Im Film erklärt er: "Zweierbeziehung sind nicht gut, weil sie mit Besitz einhergehen. Du gehörst mir und wehe, du gehst fremd." Seinen Überzeugungen ist Langhans, der laut eigener Aussage seit mehr als 40 Jahren enthaltsam lebt, bis heute treu geblieben: Von "diesem ganzen Blödsinn, der eben mit der normalen Sexualität" einhergehe, will er auch als 85-Jähriger nichts wissen.
Eifersuchts-Dramen in Senioren-Kommune: "Ich bin das fünfte Rad am Wagen"
Während Langhans sich in der Dokumentation als Ruhepol seiner "Liebes-WG" inszeniert, der sich weder für Smalltalk noch Romantik interessiert, sprechen seine Lebensgefährtinnen offen über die Herausforderungen in der Gruppe. "Ich habe da leicht das Gefühl, ich bin das fünfte Rad am Wagen", gesteht die Filmemacherin und Journalistin Christa Ritter an einer Stelle. Auch Gisela Getty, einst It-Girl der Hippie-Bewegung, tut sich bisweilen schwer mit der außergewöhnlichen Konstellation: "Ich komme so ein bisschen in gefährliche Fahrwasser, wenn ich das Gefühl habe, ich hinke hinterher. Es knallt auch manchmal."
Manche dieser gelegentlichen "Knalle" haben auch die Macher der VOX-Reihe eingefangen. So werfen Getty und Ritter der dritten Frau im Bunde vor, zu "beziehungsmäßig" zu sein, da sie fast jeden Abend Besuch von Langhans bekommt: "Sie kocht und sie liegen abends vorm Fernseher", empört sich Gisela Getty. Auch sie selbst muss immer wieder Kritik einstecken. Der Grund: Sie sei zu "materialistisch", findet Langhans, der von sich selbst behauptet, nur das Nötigste zu besitzen.
Doch nicht nur Gettys Konsumverhalten eckt an. "In deinen Erzählungen nimmt es noch sehr viel Raum ein, dass du diese Familie hast", ärgert sich Brigitte Streubel darüber, dass Getty jährlich ihre Kinder besucht, die in Kalifornien leben. Streubel wünscht sich, dass ihre Kommunardin sich mehr auf die Gruppe konzentriert. Die wehrt sich: "Ich kann nicht dauernd so tun, als wäre ich ein komplett unbeschriebenes Blatt."
Rainer Langhans ist an Krebs erkrankt: Wie gehen seine Partnerinnen damit um?
Die vier Senioren setzen auf radikale Ehrlichkeit statt Harmonie. Dass ihr Lebensstil für viele Menschen undenkbar wäre, ist Streubel bewusst: "Ich kann viele Frauen verstehen, dass die lieber verheiratet sind und hinter dem Mann verschwinden, da ein gutes Leben haben und sich eher um die Kinder kümmern als um sich selbst", erklärt das ehemalige Model. Mit Langhans hingegen bleibe "kein Steinchen auf dem anderen".
Das gilt auch in Bezug auf die schwere Erkrankung des Künstlers. Langhans erhielt 2020 die Diagnose Prostatakrebs. Damals habe man ihm gesagt, er sei unheilbar, heute hält sich Langhans laut eigener Aussage dennoch für gesund. "Ich hab überhaupt keine Angst, dass der stirbt", sagt Gisela Getty. "Der Rainer stirbt nicht. Der Körper kann mal gehen, aber der ist nicht tot. Vom Gefühl her seh ich ihn nicht als Sterbenden." Auch Brigitte Streubel findet es "bewundernswert", wie ihr Partner mit dem Krebs umgehe. Aber: "Egal, wer von uns gehen müsste: Es wäre eine Katastrophe."
Langhans selbst "übt" unterdessen täglich das Sterben - unterstützt von seinen drei Partnerinnen und der "unendlichen Liebe, die etwas Selbstverständliches hat".
Das Original zu diesem Beitrag "Eifersucht und Zoff um Geld: Im "Harem" von Hippie-Ikone Rainer Langhans kriselt es" stammt von "Teleschau".