Noch bis zum 16. September muss der Fan warten, dann meldet sich die großartige "heute-show" aus der Sommerpause zurück. Oliver Welkes "heute-show. Das Buch" (Rowohlt Berlin, 18,95 Euro) hilft, die Zeit zu überbrücken.

Herr Welke, eine News-Sendung in Buchform - ist das nicht ein Widerspruch in sich?

OLIVER WELKE Wir sind uns des Widerspruchs sehr bewusst. Der Rowohlt Verlag hat uns aber ein Angebot gemacht, das uns genug Zeit ließ, Texte so zu schreiben, dass sie auch jenseits der Tagesaktualität funktionieren. Unser Kapitel über Atomkraft mussten wir trotzdem mehrmals neu schreiben. Mit dem Tempo, in dem die Regierung gleich mehrere 180-Grad-Wenden vollzog, konnten wir schwer mithalten.

Hat die Arbeit für die heute-show Ihren Blick auf Politik verändert?

OLIVER WELKE Auf jeden Fall. Zum einen verfolge ich Nachrichten, Talkshows und Parlamentsdebatten nicht mehr als normaler TV-Konsument, sondern scanne ständig alles auf Verwertbarkeit ab. Zum andern fällt mir immer stärker auf, welche Rolle Verkaufe heute in der Politik spielt. Ermäßigung für Kinder aus Hartz IV Familien gibt es zum Beispiel in ganz vielen Sport-Vereinen schon seit zig Jahren. Frau Von der Leyen hat es trotzdem irgendwie geschafft, das man das jetzt für ihre Erfindung hält.

Wie hält man es aus, sich nahezu jede Talkshow ansehen zu müssen?

OLIVER WELKE Da unbeschadet rauszukommen ist tatsächlich nicht ganz einfach. Vor allem meine Familie tut mir manchmal Leid, weil man mit mir nicht mehr fernsehen kann, ohne dass man Vorträge bekommt. Oder ich Ideen, die mir in der Sekunde kommen, am lebenden Objekt teste. Dabei will das lebende Objekt manchmal auch einfach nur in Ruhe fernsehen.

Was weckt den Gernot Hassknecht in Ihnen?

OLIVER WELKE Als Ostwestfale neige ich nicht zu cholerischen Anfällen. Ich rege mich eher nach innen auf.

Worüber?

OLIVER WELKE Zum Beispiel über Politiker die sich ausdrücken wie auf Rhetorik programmierte Roboter. Das ist für mich schon deswegen ärgerlich, weil solche Leute für die heute-show kaum zu packen sind. Als Bürger ärgere ich mich über Politiker, die das Volk für dümmer halten als es ist. Zu glauben mit einer Politik durchzukommen, die vor allem auf Symbole und Verkaufe setzt, ist beleidigend für die Intelligenz des Wahlvolkes.

Steckt in Ihnen am Ende ein heimlicher Weltverbesserer?

OLIVER WELKE Nein überhaupt nicht. Die heute-show ist weder die Sendung für den Wutbürger, noch haben wir den Anspruch die Welt besser zu machen. Sie ist eine Unterhaltungssendung. Wenn wir es dann schaffen einen gewissen Biss und eine gewisse Haltung zu zeigen, dann ist schon sehr viel gewonnen.

Interview: Christian Holst