Während Anwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund) sich in Schale wirft und in die Oper geht, tun sich bei seiner Kollegin, Anwaltsgehilfin Regula Gabrielli (Susi Banzhaf), tiefe Abgründe auf. Nach einer heißen Nacht mit einer alten Liebe gerät sie unter Mordverdacht. Sie flüchtet zu Borchert, der wie immer ein großes Herz für kleine Leute hat und ihr seine Schulter zum Anlehnen bietet.
Bedarf an Trost hat in der neuen Episode des Zürich-Krimis - "Borchert und die Sünden der Vergangenheit" (Donnerstag, 20.15 Uhr, Das Erste) - eigentlich auch die Chefin von Borchert und Gabrielli: Dominique Kuster (Ina Paule Klink) hat in dieser Episode Liebeskummer und zeigt Tränen. Borchert ist nicht ganz unschuldig daran, und er ist natürlich zur Stelle, um es zu richten, wenn auch hier nicht mit Schulter. Er kanzelt Kusters Freund, Polizeihauptmann Marco Furrer (Pierre Kiwitt), deftig ab: "Sie sind wirklich doch ein ausgemachter, ignoranter Vollidiot. Sie haben die Liebe dieser wunderbaren Frau gar nicht verdient."
Ist die Rollenverteilung mit dem starken Mann, der die Damen in väterlicher Manier behütet, nicht ein bisschen altmodisch? "Nein", sagt Klink der Deutschen Presse-Agentur. "Dominique ist ja die Chefin, und wenn Borchert nicht liefert, könnte sie ihm kündigen. Aber ganz generell ist die klassische Darstellung des großen, starken Mannes, der die Frauen rettet, doch ein schönes Bild. Es ist ja nicht an den Haaren herbeigezogen. Es ist doch schön, dass es hier einen starken Helden gibt, der alles klären kann - wie in Hollywood."
An den Helden, Borchert, macht sich eine Konzertagentin ran. Sie managt den Opernsänger, den der Anwalt gerade noch sehr bewundert hat. Eine Romanze? Schwer vorstellbar bei dem melancholischen Borchert. Er hat kein Liebesabenteuer im Sinn, als er sie kontaktiert.
In dieser Episode um Raub, Mord und Erpressung lässt Borchert, der öfter mal an der Legalität vorbeischrammt, eine Mordwaffe verschwinden und versteckt die Mordverdächtige als "Frau Borchert" in einem Hotel. Er ist von ihrer Unschuld überzeugt, auch, als sie ihm ihre dunkle Vergangenheit beichtet. Borchert muss mal wieder auf eigene Faust den wahren Mörder finden. Dafür setzt er sein Leben aufs Spiel, und braucht plötzlich selbst eine Schulter zum Anlehnen, die er ausgerechnet bei dem von ihm vorher als "Vollidioten" titulierten Furrer findet. Selbst aus dieser Schieflage moralisiert er noch: Ihm gehe es ja nie um das Recht, nur um die Gerechtigkeit, sagt er.
Der "Zürich-Krimi" ist Teamarbeit
Klink mag es, die privaten Seiten der Anwältin Kuster zu spielen. "Da kann man es schon mal laufen lassen, da ist man freier", sagt sie. Regisseur Roland Suso Richter lasse immer spielen, ohne zu proben. "Da muss man sich richtig in die Figur reinfallen lassen, es wird dadurch sehr authentisch und man ist kreativer."
Die Schauspielerin ist im wahren Leben auch Sängerin und Besitzerin eines Reiterhofs. Kohlund habe schon mal vorgeschlagen, Kuster in einer Episode im Jazzclub spielen zu lassen, sagt Klink lachend. "Das fand ich keine schlechte Idee. Die Drehbuchschreiber wissen Bescheid." Und reiten können auch beide bestens, man darf also auf künftige Episoden gespannt sein.
Dass sie in der Zürich-Krimi-Reihe hinter Kohlund die zweite Geige spielt, stört sie nicht. "Andere Kolleginnen würden es in so einer Serie vielleicht als zweite Geige empfinden, aber ich bin nicht so. Das ist Teamarbeit, und jeder trägt auf seiner Position zum Erfolg bei", sagt Klink.