Es scheint, als habe Drehbuchautor Markus B. Altmeyer seine Kollegin Mariann Kaiser beim Wort genommen: "Folge mir" lautete der Titel der von ihr erdachten 78. "Wilsberg"-Folge, die im März TV-Premiere feierte. Darin führte der Mord an einer Journalistin Wilsberg (Leonard Lansink) geradewegs in die Welt der Influencer. Ein halbes Jahr später lässt sich der titelgebende Privatdetektiv in "Wilsberg – Wut und Totschlag" (Regie: Philipp Osthus) selbst ein Social-Media-Profil erstellen: "Das hätte ich ja nicht gedacht, dass Sie nochmal den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen", wundert sich die hilfsbereite Merle (Janina Fautz).

Grund für den Sinneswandel – man ahnt es – ist mal wieder Anna Springer (Rita Russek): Die Kommissarin postet neuerdings am laufenden Band, und Wilsberg sieht sich in der Pflicht zu liken. Klar, dass das nicht lange gut geht: Mit einem unbedachten Post über die Verleger einer Frauenzeitschrift entfacht Anna versehentlich einen Shitstorm: "Es gibt sogar Morddrohungen", sorgt sie sich: "Ich muss das irgendwie rückgängig machen!" Doch zu spät: Am nächsten Morgen liegt Carsten Wenkler (Thomas Jansen) tot im Foyer der Redaktion. Hat er sich als Reaktion auf den Hass selbst umgebracht?

Politisch korrekte Kämpfe bei "Wilsberg"

Ein Abschiedsbrief im Büro des Toten spricht dafür, die Position der Leiche eher dagegen. Und so wendet sich Anna abermals an ihren alten Freund: "Du sollst die genauen Todesumstände ermitteln, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen." Gesagt, getan! Während Georg von (!) Wilsberg inkognito beim Kompagnon des Toten (Oscar Ortega Sánchez) vorspricht, beschäftigt Ekki (Oliver Korittke) ein ganz anderes Problem: Das Gemälde einer nackten Frau in seinem Büro verärgert eine Kollegin, die auf den wie so oft wunderbar lautmalerischen Namen Olivia Schnakenwinkel (Mirka Pigulla, "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte") hört.

Schnakenwinkel rennt sogleich zu Ekkis Chef (Vittorio Alfieri). Es folgen unzählige Dialoge über Feminismus, Sexismus und politisch korrekte Sprache. Passenderweise bewirbt sich Overbeck (Roland Jankowsky) zeitgleich um eine Stelle als Gleichstellungsbeauftragter, Man kennt sie doch, die Zufälle dieser Krimi-Reihe.

Händler aus "Bares für Rares" bei "Wilsberg"

"Wilsberg - Wut und Totschlag" ist ein solider, nicht zu aufregender Samstagskrimi, wie man ihn schon seit mehr als 25 Jahren kennt. Dass sich Drehbuchautor Markus B. Altmeyer dem derzeit viel beackerten Thema der diskriminierungssensiblen Sprache widmet, ergibt durchaus Sinn, gelingt aber nicht in Gänze: Mit der Kritik am generischen Maskulinum, überholten Geschlechterklischees und einer Diskussion über eine diskriminierungsfreie Neuauflage von "Pippi Langstrumpf" wirft der Film doch recht viele Themen in einen Topf. Wortspielereien (Ha-Neu meint Halle-Neustadt und nicht die gleich klingende vietnamesische Metropole) laden eher zum Schmunzeln denn zum lauten Lachen ein. Das treue ZDF-Publikum darf sich indes auf einen Gastauftritt von "Bares für Rares"-Händler Wolfgang Pauritsch freuen.

Die Zukunft der beliebten Krimi-Reihe, die in der Regel zwischen sieben und acht Millionen Menschen vor die Bildschirme lockt, ist derweil gesichert: Fünf weitere Filme sind bereits abgedreht, und ein Ende ist auch danach noch lange nicht in Sicht: "Wir freuen uns auf die hundertste Folge, dann haben wir eine mehr als 'Der Kommissar'", ließ sich Hauptdarsteller Leonard Lansink im August vom "Westfalenspiegel" zitieren. Dass es "Der Kommissar" in Wahrheit "nur" auf 97 Folgen brachte ... geschenkt. Gemessen am bisherigen Ausstrahlungsrhythmus von drei bis vier Fällen pro Jahr, dürfte die Reihe also bis mindestens Ende der 2020er-Jahre bestehen bleiben.

Das Original zu diesem Beitrag ""Bares für Rares"-Händler mischt in neuem "Wilsberg"-Krimi mit" stammt von "Teleschau".