Bei "Inas Nacht" war zuletzt eine echte deutsche Musiklegende zu Gast. Gastgeberin Ina Müller begrüßte Marianne Rosenberg im Hamburger Schellfischposten. Ganz mülleresk - also mit losem Mundwerk - begrüßte sie die mittlerweile 69-Jährige: "Seit Jahren versuche ich dich in unseren Puff zu bekommen."

Marianne Rosenberg schhildert ihre ersten Erfahrungen

Doch anders als im Lusthaus ging es in der Seemannskneipe zunächst ganz züchtig zu. Über ihre Anfänge als Mädchen in der Musikbranche verriet Rosenberg: "Mit 13 habe ich nur Ja oder Nein gesagt, wenn ich im Studio gestanden bin."

Bei ihrem ersten Studiojob habe sie indes direkt ein Aha-Erlebnis erfahren: "Als ich das erste Mal meine Stimme über das Mikro hörte, fand ich das ganz großartig. Ich habe mich in die Stimme sofort verliebt." Uneingeschränkte Begeisterung konnte Rosenberg von ihrem Plattenlabel indes nicht erwarten. "Die haben mich in eine Modelschule geschickt, wo ich Gehen lernen sollte. Sie haben gesagt, die Kleine geht wie ein Junge", erinnerte sie sich im Gespräch mit Ina Müller. Außerdem sei "Abmagern" angesagt gewesen, und zwar mit "nur Knäckebrot, dann kam auch Sport".

"Ich war naiv": Rosenberg über Zeit bei DSDS

Auch abgesehen davon musste Marianne Rosenberg einige Hindernisse in ihrer Karriere überwinden. In den 80er-Jahren brachte sie den Sound US-amerikanischer Musik nach Deutschland - allerdings mit deutschen Texten. "Wenn ich in Discos aufgetreten bin, musste ich erst ein paar englischsprachige Songs singen. Sonst wurde man ausgebuht", beschrieb Rosenberg im Rückblick den harten Kampf um Akzeptanz. Auch bei der ZDF-Hitparade sei sie beim Publikum wegen des ungewohnten Rhythmus ihrer Lieder an Grenzen geraten: "Der Witz war, dieses Publikum kam dann aus dem Tritt."

Viele Jahre später, genauer gesagt 2014, übernahm Marianne Rosenberg einen Posten, den sie selbst lange Zeit für unmöglich gehalten hätte: als Jurorin bei "Deutschland sucht den Superstar". "Bohlen hat mich gar nicht reingequatscht, RTL hat mich bestochen", scherzte die Sängerin, die die Sendung zuvor als "Menschenverwertungsmaschine" kritisiert hatte. Doch die Produzenten hätten damals nicht nur sehr gut bezahlt, sondern ihr auch versprochen, das Format zu ändern.

"Ich hab mich wirklich um die Talente bemüht", versicherte Rosenberg in der Rückschau. Dem Einwurf Ina Müllers, dass es in der RTL-Castingshow aber nicht um die Menschen gehe, entgegnete der Schlagerstar: "Das habe ich auch erst dann gemerkt. Ich war naiv." Es sei aber so gewesen wie immer beim Kapitalismus, bilanzierte Rosenberg recht martialisch: "Er besticht den Feind und holt ihn in die eigenen Reihen."