Beim Filmfest München konnte man schon davon hören, dass sich Iris Berben in ihrer neuesten Rolle wieder von ihrer allerbesten Seite zeigt. Dort präsentierte man nämlich die deutsche Sci-Fi-Produktion "Paradise", die mittlerweile für alle verfügbar ist: Am 27. Juli 2023 startete der Film bei Netflix und sieht nicht nur hochwertig aus, sondern hat inhaltlich auch zahlreiche Anleihen bei internationalen Kino-Hits. Der Plot erinnert sowohl an "In Time", einen Überraschungserfolg von 2011 mit Justin Timberlake, als auch an "Die Insel" von Michael Bay, der 2005 eine kluge Dystopie mit bombastischen Verfolgungsjagden kreuzte.
In "Paradise" geht es um den fiktiven Konzern Aeon, der eine Technik entwickelt hat, mit der Menschen ihre Lebenszeit an andere Menschen spenden können, ob nun nur Stunden, Tage oder ganze Jahre. Max (Kostja Ullmann) ist der beste Mann dafür, Menschen zu überreden, einiges an Zeit zu opfern. Bis zu 15 Lebensjahre spenden sie für ihn. Ohne Skrupel genieß er das Lotterleben, welches er sich durch diesen Job finanziert – bis eines Tages seine Wohnung abfackelt und seine Frau Elena (Marlene Tanczik) ihm gesteht, dass sie 38 ihrer Lebensjahre an die Bank verpfändet hat.
"Paradise" bei Netflix: Iris Berben spielt rücksichtslose Firmenchefin
Daraus entwickelt sich dann ein Actionfilm mit sozialkritischen Untertönen, die manchmal an das Serienformat "Black Mirror" (ebenfalls bei Netflix) erinnern. Natürlich stellt sich nämlich schnell heraus, dass an diesen Lebenszeit-Spenden nicht unbedingt die Leute profitieren, die Max vermutet hätte. Als seiner Frau ein Großteil ihrer Lebenszeit entzogen wird und der schwer gealterten Elena (jetzt: Corinna Kirchhoff) buchstäblich die Zeit davonläuft, wendet Max sich direkt an Aeon-Chefin Sophie Theissen (Iris Berben), die sich als extrem durchtrieben herausstellt.
Iris Berben hat in den letzten Jahren in einigen viel beachteten Filmen mitgewirkt (darunter Cannes-Gewinner 2022 "Triangle of Sadness") und probiert sich in "Paradise" als Schurkin aus. Trotz ihrer nur wenigen Auftritte bleibt sie als herrische Konzernführerin im Gedächtnis, die für den Erhalt ihres Unternehmens über Leichen gehen würde. Neben ihr bekam auch das restliche Ensemble beim Filmfest München viel Lob, sowie die kapitalismuskritische Geschichte und der professionelle Sci-Fi-Look positiv auffielen.
Wer sich selbst überzeugen will, sollte also keine Lebenszeit vergeuden: "Paradise" ist bei Netflix verfügbar.