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Gemma Arterton: Wunderbar undankbar

Gemma Arterton: Wunderbar undankbar
Verleih

Für eine Rolle in großen Filmen tut eine Schauspielerin alles? Nicht die Britin. Sie hatte auf Hollywoods Fitnessprogramm keine Lust. Ein Zombiefilm musste her.

Wie kann sie diesen ekligen Zombiekindern nur so nahe kommen, fragt sich ein Soldat. Er meint die nette Miss Justineau, die in dem fantastischen Endzeitdrama "The Girl with All the Gifts" den infizierten und damit brandgefährlichen Kids in der Militärbasis ein bisschen Bildung vermitteln soll. Sein Kollege nickt, im Sinne von: Sehr helle ist sie nicht. Und sagt: "Aber sie ist echt heiß, oder?"

Ob Gemma Arterton - Miss Justineau - diese Zeile beim Lesen des Drehbuchs bekannt vorkam? Die 32-jährige Britin ist eine echte Schönheit, was ihr 2008 ermöglichte, Bond-Girl zu werden. In "James Bond: Ein Quantum Trost" durfte sie den Meisteragenten in der Rolle der Straw­berry Fields anschmachten. Das zog weitere Big-Budget-Produktionen wie "Prince of Persia: Der Sand der Zeit" oder "Kampf der Titanen" nach sich. Mit den Gagen konnte sich die junge Frau aus einfachen Verhältnissen eine Wohnung in London kaufen, Spaß machte ihr die Arbeit allerdings nicht.

Hollywoods Gewichtsdiktat

"Ich habe schlechte Erfahrungen in Hollywood gemacht. Einige Leute ­haben mit mir gesprochen, als sei ich ein albernes kleines Mädchen", erinnert sich Arterton. "So, als müsste ich dankbar für alles sein, was sie mir ­anboten." Regelrecht traumatisch sei das Gewichtsdiktat gewesen, das geherrscht habe. So sei bei Dreharbeiten in Marokko (sie nennt den Film nicht, es dürfte aber "Prince of Persia" gewesen sein) über Nacht ein Personal Trainer eingeflogen worden, der die Schauspielerin zum Abnehmen bringen sollte. Der erhielt selbst abends Kontrollanrufe, ob Arterton auch im Fitnessstudio sei. Als sie sich einem Produzenten gegenüber für ­eine Handvoll getrockneter Aprikosen rechtfertigen sollte, platzte ihr der Kragen. Keine Blockbuster mehr für Gemma Arterton!

"Bei diesen Filmen fühlte ich mich, als sei meine Intelligenz ausgeschaltet", sagt sie. "Ich machte für mich selbst nicht die richtigen Dinge. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, um das zu ändern."

Mittlerweile setzt sie lieber auf Theateraufführungen und kleinere Filme wie "The Girl with All the Gifts", ein Horrordrama, das gleichzeitig ­eine Dystopie und einen Generationenkonflikt erzählt und eine kind­liche Horrorfigur wie den Kindervampir Eli in "So finster die Nacht" bietet. Ungewöhnliches Zeug.

"Ich bekomme solche Angebote praktisch nie, fast nur sexy Rollen", sagt die Schauspielerin. "Aber Colm (Regisseur Colm McCarthy, "Sherlock", "Peaky Blinders") wollte speziell mich, weil er an meine rohe, dreckige Seite geglaubt hat. Danke!"

Lieber fürs Festival- statt fürs Massenpublikum

In "The Escape", der 2018 in die ­Kinos kommen soll, geht die Britin zurück an ihre Ursprünge. Das Drama um eine depressive Hausfrau, die sich neu erfinden muss, wurde nicht nur in ihrem Heimatort Ebbsfleet am Unterlauf der Themse gedreht, sondern sogar in dem Haus, in dem sie geboren und aufgewachsen ist. In dieser Umgebung mit einem Filmteam zu sein, sei "sehr, sehr eigen­artig". Klar, das sind eher Filme für Festivals als für ein Popcorn kauendes Massenpublikum, aber damit kann Arterton prima leben: "Ich bin mir sicher, dass es Leute gibt, die nicht mit mir arbeiten wollen, weil sie denken, dass ich schwierig bin - eine von diesen Feministinnen -, aber um ehrlich zu sein, ich will mit denen gar nicht arbeiten."

Die Soldaten haben recht: Gemma Arterton ist heiß. Aber raten Sie mal, wer am Ende besser mit den Zombies klarkommt?