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Russell Crowe: Der Absturz eines Schauspielgiganten

Russell Crowe: Der Absturz eines Schauspielgiganten
Russell Crowe Getty Images

Die Rolle in "Deadpool 2" hat Russel Crowe abgesagt, weil er nicht vorsprechen wollte. Dabei kann sich der Oscar-Preisträger solche Allüren künstlerisch und finanziell nicht erlauben. Der Abgesang von einem enttäuschten Fan.

Die Schurkenrolle in einem gefeierten und voraussichtlich lukrativen Superheldenfilm: Danach würden sich viele Schauspieler die Finger lecken. Russell Crowe nicht. Als Deadpool-Schöpfer Rob Liefeld den Neuseeländer via Twitter einlud, für die Rolle des Gegenspielers Cable in "Deadpool 2" vorzusprechen, reagierte der (ehemalige?) Star allergisch und fühlte sich "beleidigt", wie Liefeld jetzt verriet. Es setzte mehrere wütende Anrufe von Seiten des Deadpool-Produktionsfirma Fox. Ein Russell Crowe spricht nicht für Rollen vor. Der Part ging schließlich an Josh Brolin ("No Country for Old Men"), der sich damit neue Fanschichten erschloss.

Eigentlich ein cooler Move, den man sich aber erstmal leisten können muss. Aber gute Rollen abzulehnen, dass kann sich Russell Crowe nicht mehr erlauben, weder künstlerisch noch finanziell. Erst kürzlich machte der 54-Jährige Schlagzeilen mit einer Auktion, bei der er sich von millionenschweren Kunstwerken und Souvenirs aus seinen Filmen trennte, um seine Scheidung von Danielle Spencer bezahlen zu können. Und künstlerisch sind die Zeiten, in denen die guten Rollen ihm ins Haus geflattert kamen, schon lange vorbei. Leider.
Der beste Schauspieler der Welt
Denn um die Jahrtausendwende war Russell Crowe der größte Schauspieler der Welt. Das sagte er über sich am Set von "Gladiator", und da war auch was Wahres dran. Nach seinem Durchbruch 1997 in "L.A. Confidential" war er für "The Insider" (1999), "Gladiator" (2000) und "A Beautiful Mind" (2001) drei Mal hintereinander für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Das schafften vor ihm nur die ganz Großen, Al Pacino, Jack Nicholson oder Spencer Tracy. Für "Gladiator"-Regisseur Ridley Scott war er seinerzeit der Ferrari unter den Darstellern.

Doch dann ging es auf Talfahrt. Noch während der Oscar-Wahlphase für "Beautiful Mind" machte er Negativschlagzeilen, als er einen Produzenten attackierte, der seine Dankesrede bei der BAFTA-Verleihung kürzte. Ein Jahr vorher stürmte er bei den Golden Globes wutentbrannt aus dem Saal, als der Preis nicht an ihn, sondern an Tom Hanks für "Cast Away" ging. So macht man sich keine Freunde unter den Kollegen. Kein Wunder, dass er nie mehr von ihnen für den Oscar nominiert wurde. Seine Beliebtheit beim Publikum litt unter seinen Wut- und Gewaltausbrüchen, wie dem berüchtigten Telefonwurf gegen einen Concierge eines New Yorker Hotels im Jahr 2005.

Mit "Master & Commander" (2003) oder "Todeszug nach Yuma" hatte er noch ein paar gute Momente, in großen Rollen besetzte ihn aber nur noch Ridley Scott "Ein gutes Jahr, "American Gangster", "Der Mann der niemals lebte", "Robin Hood". Alle anderen Regisseure schienen einen Bogen um den ständig brodelnden Vulkan zu machen.

Die Rollen wurden immer kleiner, die Allüren aber nicht, siehe "Deadpool". Mit seiner Rollenwahl hat er Pech, die Bibelverfilmung "Noah " wurde von der Kritik verlacht, im Musical "Les Miserables" blamierte er sich mit geknödelten Gesangseinlagen. Seine wiederkehrende Rolle als Dr. Jekyll im Dark Universe von Universal Pictures scheint gestorben, bevor sie überhaupt abhob, dank des Flops von "Die Mumie". Aber auch seine Darstellungen waren nicht mehr Ferrari, sondern eher Ford. Seit "A Beautiful Mind" gab es keine Performance mit Wow-Effekt mehr.

Jetzt muss Russell Crowe sich wieder von unten hocharbeiten, mit kleinen, aber feinen Rollen und sich für nichts zu schade sein. Ein Anfang könnte "Boy Erased" sein (ab Dezember 2018 im Kino) , hier spielt er an der Seite von Nicole Kidman einen Baptistenprediger, der seinen schwulen Sohn in ein Umerziehungslager schickt. Das klingt ganz leise nach Oscar.